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Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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doch nicht. . .«
    »Was kann ich nicht?«, sagte Arsenn kalt. »Ich kann alles. Und ich mache, was ich will. Sie interessieren mich nicht, ich brauche Sie nicht, verstehen Sie das endlich. Ich habe auch ohne Sie genug zu tun, ich habe meine eigene Arbeit, die ich sehr gern mache und, wie ich zu hoffen wage, auch nicht schlecht. Und da kommen Sie daher und verlangen von mir, dass ich meine Gewohnheiten ändere und mit fremden Leuten zusammenarbeite. Aber unter solchen Bedingungen kann ich nicht arbeiten, Sie behindern mich nur. Warum sollte ich mich Ihretwegen verrenken? Sie, Herr Gradow, haben große Macht in der Duma, aber für mich sind Sie nichts und niemand. Glauben Sie etwa, ich bin auf Ihr Honorar angewiesen? Mit Ihrem provinziellen Geiz haben Sie nur eines erreicht. Ich bin bereit, Ihnen Ihr gesamtes Honorar zurückzuzahlen, weil mir meine persönliche Sicherheit wichtiger ist als Geld. Womöglich glauben Sie, dass die Auflösung des Vertrages mit Ihnen meinem Ruf schaden wird. Aber ich versichere Ihnen, dass mir das nur zum Vorteil gereichen wird. Schon morgen werden in den entsprechenden Kreisen alle wissen, dass mir Sicherheit mehr wert ist als Geld und dass ich mit solchen, die meine Bedingungen nicht akzeptieren und mich in der Arbeit behindern, kurzen Prozess mache. Merken Sie sich eines, Sergej Alexandrowitsch, es gibt auf der ganzen Welt keinen einzigen Klienten, um dessentwillen ich Kompromisse machen würde. Möchten Sie noch etwas sagen?«
    »Ich möchte. . . Was muss ich tun, damit Sie mich als Klienten behalten? Nennen Sie mir Ihre Bedingungen, ich bin zu allem bereit.«
    Arsenn betrachtete interessiert Gradows schönes, rassiges Gesicht. Sogar jetzt, in der Unsicherheit und Angst, hatte es nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt. Sollte er ein wenig mit ihm handeln? Natürlich konnte von einer Fortsetzung der Zusammenarbeit keine Rede sein, mit solchen Typen musste man sofort alle Beziehungen abbrechen, aber es interessierte Arsenn einfach, wie weit er gehen würde, um seine Haut zu retten. Wenn sich niemand mehr um den Fall Jeremina kümmerte, würde er in spätestens zwei Tagen aufgeklärt sein. Ob Gradow das bewusst war?
    Das Schweigen zog sich hin und wurde unerträglich für Gradow. Er verlor die Beherrschung.
    »Warum antworten Sie mir nicht? Gefällt es Ihnen, mich zu demütigen und meine Angst zu sehen? Sie hassen mich, Sie hassen uns alle, weil wir das alte System zerstört haben, das euch immer mit Brot, Butter und Kaviar versorgt hat, ihr hattet die Macht, und jetzt braucht euch niemand mehr, niemand mehr fürchtet euch, darum hasst ihr die ganze Welt und lasst eure Wut an solchen wie mir aus. Sie glauben, dass Sie sehr mächtig sind, nicht wahr? In Wirklichkeit sind Sie nur eine kleine bösartige Ratte, die sich von den Abfällen dieser Gesellschaft ernährt und als Erste das sinkende Schiff verlässt, sobald es brenzlig wird. Sie sind eine Ratte, eine Ratte . . . O mein Gott!«
    Gradow bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Arsenn erhob sich wortlos, ging zum Barmann an der Theke, bezahlte seinen Kaffee und seinen Likör, überlegte einen Moment und zog noch einige Geldscheine aus seiner Brieftasche.
    »Dieser Mann dort ist sehr verwirrt«, sagte er und deutete mit dem Kopf auf den in der Ecke sitzenden Gradow. »Leider musste ich ihm eine Mitteilung machen, die ihn sehr schwer getroffen hat. Wenn er in etwa fünf Minuten immer noch hier ist, bring ihm bitte zweihundert Gramm Cognac. Aber guten.«
    »Wird gemacht«, sagte der Barmann. »Und wenn der Cognac nicht benötigt wird?«
    »Dann kannst du das Geld behalten.«
    Arsenn verließ ohne Eile das Lokal und stellte erstaunt fest, dass das Gespräch mit Gradow ein unangenehmes Gefühl in ihm hinterlassen hatte. Im Laufe seines Lebens hatte Arsenn oft genug unangenehme Gespräche führen müssen, aber er hatte sie immer ohne größere emotionale Erschütterungen überstanden. Doch Gradow hatte irgendeinen wunden Punkt in ihm berührt. Er hatte ihm Hass gegen die ganze Welt unterstellt und ihn eine Ratte genannt . . . Jetzt war Arsenn sich erst recht sicher, dass es höchste Zeit gewesen war, Gradow die Zusammenarbeit aufzukündigen. Einer, der so schwache Nerven hatte und so leicht die Kontrolle über sich verlor, war gefährlich. Mit so einem durfte man sich nicht einlassen. Und was die kleine bösartige Ratte betraf . . . darauf würde Arsenn gewiss noch zurückkommen.
    * * *
    Gordejew legte in Olschanskijs Büro den

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