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Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Wenn es Schwierigkeiten gibt, werde ich das auf meine Kappe nehmen.«
    Pawel Wassiljewitsch seufzte tief auf und nahm den Telefonhörer ab.
    * * *
    Die Männer, die in Onkel Koljas Auftrag Arsenn beschatteten, sahen verwirrt dem davonfahrenden Zug hinterher. Sie hatten den Auftrag, Arsenns Adresse herauszufinden, aber der Alte hatte sich nach der Unterredung mit Onkel Kolja zum Jaroslawskij-Bahnhof begeben und war in einen Vorstadtzug gestiegen. Die Männer waren mit ihm bis zu der Station gefahren, an der er wieder ausstieg, dann hatte sich Arsenn gleichmäßigen Schrittes auf einer völlig leeren Straße in Richtung Wald entfernt. Es war zu riskant, ihm in geringem Abstand zu folgen, deshalb hatten die Männer neben dem Bahnhof eine dicke Frau mit Einkaufstaschen angesprochen.
    »Sagen Sie bitte, welcher Ort liegt in dieser Richtung?«, fragten sie und deuteten in die Richtung, in die Arsenn entschwunden war.
    »Dort ist überhaupt kein Ort«, erklärte die Frau bereitwillig. »Dort ist überhaupt nichts, nur ein ehemaliges Pionierlager.«
    »Ist es weit bis dorthin?«
    »Etwa eine halbe Stunde. Aber ihr seid noch jung, vielleicht schafft ihr es auch schneller.«
    »Danke, Mütterchen«, sagten die Männer und trafen eine ganz einfache Entscheidung. Da sie Arsenn auf der leeren Straße nicht in geringem Abstand folgen konnten und es keinen Sinn gehabt hätte, das auf größere Entfernung zu tun, weil es bereits dunkel war und man kaum noch etwas sah, musste man die Beschattung für den Moment aufgeben und Arsenn etwas später zum Pionierlager folgen. Da sich nach Aussage der Frau in der Richtung, in der er verschwunden war, nur dieses Lager befand, konnte er nur dorthin unterwegs sein.
    Die Rechnung ging auf. Nachdem die Männer das Lager erreicht und etwa eine halbe Stunde in der Kälte gewartet hatten, trat der Alte durch das Tor und schlug mit seinem gleichmäßigen, selbstsicheren Schritt wieder den Weg in Richtung Bahnhof ein. Sie ließen ihn ein Stück vorausgehen, um sich durch das Knirschen ihrer Schritte auf dem frischen Schnee nicht zu verraten, und folgten ihm dann in der von ihm vorgegebenen Geschwindigkeit. Dass dies ein Fehler war, wurde in dem Moment offensichtlich, als aus der Ferne das Pfeifen und Rattern des herannahenden Zuges ertönte. Arsenn war in diesem Moment nur noch etwa dreißig Meter von der Bahnstation entfernt, und seine Verfolger waren noch weit hinter ihm. Sie beschleunigten ihren Schritt und begannen schließlich zu laufen, im Lärm des einfahrenden Zuges waren ihre Schritte ohnehin nicht zu hören. Aber sie schafften es trotzdem nicht mehr. Im letzten Moment versperrte ihnen ein Zug den Weg, der in die entgegengesetzte Richtung fuhr. Sie berieten sich eine Weile und kehrten schließlich zum Lager zurück. Vorsichtig gingen sie um die Gebäude herum und entdeckten im Verwaltungstrakt zwei Männer, die in der Dunkelheit im Büro des Direktors saßen. Auf dem ganzen Gelände brannte nirgends Licht, nur in zwei Räumen bemerkten sie einen schwachen Schimmer, der von zwei laufenden Heizgeräten stammte.
    »Irgendein Schwachsinn«, meine der kleine Rothaarige namens Slawik, ein einstiger Meister des Autorennsports. »Ich kapiere nicht, wie viele da drin sind, drei oder was?«
    »Es sieht so aus, als wären es nur zwei«, sagte der etwas schwächlich wirkende Blonde unsicher, während er angestrengt durch die Fensterscheibe sah und versuchte, etwas im Innern des dunklen Raumes zu erkennen. »Der Teufel weiß, wie viele es sind, man sieht nichts.«
    »Ziemlich bullige Typen«, stellte Slawik fest. »Verstecken die sich hier oder was?«
    »Oder was, oder was«, äffte der Blonde ihn gehässig nach. »Vielleicht verstecken sie sich, vielleicht halten sie hier jemanden gefangen. Oder es ist ein Hinterhalt, und sie sitzen hier und warten.«
    »Auf wen sollten sie denn warten?« fragte Slawik beunruhigt. »Auf uns oder was?«
    »Kannst du keinen einzigen Satz ohne dein ewiges oder was sagen, du Trottel?«
    »Du kannst mich mal«, erwiderte der einstige Autorennfahrer gleichmütig. »Was sollen wir nun machen?«
    »Wir müssen Onkel Kolja anrufen, er soll uns neue Anweisungen geben«, sagte der Blonde und rückte die Maschinenpistole unter seiner weiten Jacke zurecht. »Und was zu fressen wäre jetzt auch nicht schlecht. Den Alten haben wir sowieso verloren, also brauchen wir uns nicht mehr zu beeilen. Unseren Anschiss von Onkel Kolja bekommen wir noch früh genug.«
    »Das ist so sicher wie das

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