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Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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sie hinhalten konnte.
    Es kam ihr gar nicht in den Sinn, dass man das Mädchen mit Medikamenten betäubte und dass alles genau andersherum lief. Dass Arsenn nur noch bis zum nächsten Morgen warten und dann eine neue Injektion anordnen würde, wenn sie Djakow bis dahin nicht gefunden hatten. Solange dieser eine potenzielle Gefahr für Arsenn darstellte, musste er das Druckmittel gegen Larzew in der Hand behalten. Aber die nächste Injektion konnte für das Mädchen tödlich sein. Wenn Nastja Kamenskaja das gewusst hätte. . .
    * * *
    In der Nacht vom 30. auf den 31. Dezember verließ Nikolaj Fistin eilig seine Wohnung, stieg in seinen unauffälligen Shiguli und fuhr zur Staljewarow-Straße, wo Slawik, der Rennfahrer, wohnte. Vor einer halben Stunde hatten ihn seine Jungs angerufen und ihm konsterniert mitgeteilt, dass sie in dem Lager, wo sie Arsenns Leuten den Garaus gemacht hatten, ein krankes Mädchen entdeckt hatten.
    Sie hatten gedacht, das Mädchen würde schlafen, aber alle Versuche, es zu wecken, waren erfolglos. Offenbar war es nicht bei Bewusstsein.
    Eine Geisel, schoss es Fistin durch den Kopf, Arsenn hatte eine Geisel. Jetzt werde ich dir die Flötentöne beibringen, du alte Stinkmorchel, dachte er. Jetzt kommst du mir nicht mehr aus.
    »Bringt das Mädchen zu Slawik, er wohnt allein«, hatte Onkel Kolja befohlen.
    Sie saßen die ganze Nacht neben dem Bett des Mädchens und versuchten, es zur Besinnung zu bringen, aber es war aussichtslos. Der Pulsschlag war verlangsamt, aber gleichmäßig. Sie öffnete die Augen nicht und reagierte nicht auf Stimmen.
    Gegen Morgen war Fistin bereits drauf und dran, die Erste Hilfe zu rufen, aber was sollte er dem eintreffenden Arzt sagen? Wer war dieses Mädchen, und wie war es in Slawiks Wohnung gekommen? Man hätte sagen können, dass man das Mädchen auf der Straße aufgelesen hatte, aber das klang nicht sehr glaubhaft. Außerdem würde die Klinik den Fall womöglich der Miliz melden, und das konnte Fistin im Moment am wenigsten gebrauchen.
    Er war bereits der Verzweiflung nahe, als das Mädchen endlich doch zu sich zu kommen begann. Gegen neun Uhr morgens öffnete es die Augen und versuchte, etwas zu sagen, aber es kam nur ein kaum hörbares Hauchen aus seinem Mund. Onkel Kolja geriet in Bewegung. Er konnte sich schwer vorstellen, wie dem Mädchen zu helfen war, aber irgendwo hatte er gelesen, dass man nach einer Narkose (und er zweifelte nicht daran, dass es sich um eine Narkose oder etwas Ähnliches handelte) viel trinken musste, damit das Gift aus dem Körper gespült wurde. Einige Flaschen Mineralwasser standen bereit, er hatte Slawik bereits im Morgengrauen danach geschickt.
    Er flößte dem Mädchen abwechselnd heißen gesüßten Tee und Mineralwasser ein und erreichte damit, dass es tatsächlich zu sprechen begann.
    »Wo ist mein Papa?«
    »Wer ist dein Papa, Kleine?«, fragte Fistin besorgt.
    »Ein Milizionär«, flüsterte sie. »Er arbeitet bei der Petrowka, in der Kriminalabteilung. Bitte rufen Sie meinen Papa an, damit er mich holt.«
    »Gleich«, erwiderte Fistin bereitwillig. »Sag mir seinen Namen und seine Telefonnummer.«
    Das war keine schlechte Chance. Arsenns Geisel war die Tochter eines Kripobeamten. So also machte dieser Schweinehund seine Geschäfte. Aber jetzt würde er, Fistin, dem Kripobeamten seine eigenen Bedingungen diktieren, um seinen Chef zu retten. Wenn es ihm gelingen würde, mit den Bullen gemeinsame Sache zu machen, würde Gradow endlich begreifen, dass er mehr auf dem Kasten hatte als Arsenn, dieser alte Knickstiefel.
    Unter der von dem Mädchen genannten Telefonnummer meldete sich niemand.
    »Dann müssen Sie meinen Papa im Büro anrufen«, sagte es mit kaum hörbarer Stimme und diktierte Fistin eine neue Telefonnummer.
    Doch auch an seinem Arbeitsplatz was Nadjas Vater nicht zu erreichen.
    »Er kommt heute später ins Büro«, antwortete man Fistin. »Wer ist denn am Apparat?«
    »Ein Bekannter. Larzew hat mich gebeten, ihn heute Morgen anzurufen.«
    »Wenn Sie Ihre Telefonnummer hinterlassen, kann er Sie zurückrufen.«
    »Er hat meine Telefonnummer«, log Kolja. »Ich rufe später noch einmal an, wann wird er anzutreffen sein?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen, ich weiß es nicht.«
    Kolja goss Nadja noch eine Tasse Tee ein und beruhigte sie.
    »Mach dir keine Sorgen, Kleine«, sagte er, »dein Papa ist gerade irgendwo unterwegs. Sobald ich ihn erreiche, wird er kommen und dich holen.«
    Nadja ging es indessen schlecht. Sie

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