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Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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auf meine Ratschläge und hatte offenbar den Wunsch, mich zu beleidigen. Sie sagte zum Beispiel, so wie ich könne nur einer daherreden, der entweder schwul oder impotent sei, oder ich sei einfach nur neidisch, weil ihr Mann eine Frau und eine Familie hätte. Jedenfalls endeten solche Unterhaltungen zwischen uns immer mit Streit, aber danach versöhnten wir uns natürlich wieder.«
    »Und wofür hat sie sich diesmal bei Ihnen entschuldigt?«
    »Sie hatte gesagt, ihr Mann sei zwar ein Weiberheld, aber er würde wenigstens versuchen, das vor ihr zu verbergen, was immerhin noch besser sei als das, was Vika täte, die sich ganz unverhohlen herumtreibt und sich nicht dafür schämt.«
    »So hat sie sich über eine enge Freundin geäußert?«, fragte Nastja erstaunt.
    Kartaschow zuckte mit den Schultern.
    »Frauen . . . Wer kennt sich mit denen schon aus! Wollen wir weitermachen mit dem Band?«
    Boris, ich bin’s, Oleg. Wir und die andern wollen zu Silvester nach Woronowo fahren. Wenn du mitkommen willst, sag bis zum zehnten November Bescheid. Wir müssen die Unterkunft im Voraus buchen. . .
    Boris, ich habe bei dir in der Wohnung eine Streichholzschachtel vergessen, auf der eine wichtige Telefonnummer steht. Wenn du sie findest, wirf sie nicht weg . . .
    Boris, Lieber, du fehlst mir sehr. Ich umarme dich . . .
    »Und wer ist das?« Nastja stoppte erneut das Band.
    »Eine Bekannte.« Kartaschow sah Nastja herausfordernd an. Er erwartete weitere Fragen und wollte ihnen vorbeugen.
    »Sind Sie sich ganz sicher, dass das nicht Vika war?«
    »Ja, ich bin mir sicher. Wenn Sie mir nicht glauben, spiele ich Ihnen ein anderes Band vor, auf dem Sie Vikas Stimme hören können.«
    Anrufe von Auftraggebern, von Freunden, von Frauen, von Kartaschows Eltern . . . Und plötzlich entstand eine Pause.
    »Was ist das?« Nastja drückte blitzschnell auf die Stopp-Taste.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Kartaschow verwirrt. »Ich habe nicht darauf geachtet, als ich das Band abgehört habe.«
    »Von wem stammt die Nachricht, die vor der Pause auf dem Band ist?«
    Nastja begannen die Hände vor Anspannung zu zittern. Sie war sich sicher, dass sie jetzt ein Fädchen gefunden hatte.
    »Von Solodownikow, einem meiner ehemaligen Kommilitonen.«
    »Und der Anruf danach?«
    Boris stellte das Band wieder an und hörte sich die Nachricht bis zum Ende an.
    »Das ist Tatjana, meine Cousine.«
    »Sie müssen unbedingt beide anrufen und fragen, wann genau sie bei Ihnen angerufen haben. An welchem Tag und zu welcher Uhrzeit. Bitte tun Sie das jetzt gleich.«
    Kartaschow griff gehorsam zum Hörer, und Nastja vertiefte sich erneut in die Zeichnung, die Vikas Traum darstellte.
    »Die Auskünfte sind sehr ungenau«, sagte Kartaschow, nachdem er die Telefonate beendet hatte. »Die Anrufe liegen ja schon einen Monat zurück, und beide erinnern sich nur noch vage. Solodownikow sagt, er hätte irgendwann am Wochenende angerufen, am 21. oder 22. Oktober, genau weiß er es nicht mehr, aber später könne es nicht gewesen sein, da er am 22. Oktober nach St. Petersburg gefahren ist. Deshalb hat er mich auch angerufen, er wollte mich nach der Telefonnummer eines gemeinsamen Bekannten fragen, der in St. Petersburg lebt. Und meine Cousine hat angerufen, nachdem sie meine erste Frau zufällig im Fernsehen gesehen hatte. Es handelte sich um eine Befragung von Passanten auf der Straße. Aber meine Cousine erinnert sich überhaupt nicht mehr, wann das war, sie weiß nur noch, dass sie sofort danach zum Telefon gestürzt ist, um mir zu sagen, dass Katja wieder in Moskau ist.«
    »Ist es so wichtig für Sie, das zu wissen?«
    »Wissen Sie, Katja ist ein sehr schwieriger Mensch, hohl und streitsüchtig. Sie gibt mir die Schuld an allen ihren Miseren, sie kann mir nicht verzeihen, dass ich mich von ihr habe scheiden lassen, und ich muss immer darauf gefasst sein, dass sie sich irgendeine Gemeinheit einfallen lässt. Als sie das letzte Mal in Moskau war, hat sie einen ganzen Tag und eine ganze Nacht auf der Treppe über meiner Wohnung gesessen und darauf gewartet, dass eine Frau meine Wohnung verlässt. Und als es endlich so weit war, hat sie die Gelegenheit genutzt, mich bei der Frau schlecht zu machen.«
    »Und diese Frau war nicht zufällig Vika?«
    »Nein, diese Frau war nicht Vika«, sagte Boris nachdrücklich und sah Nastja dabei fest in die Augen. »Mehr möchte ich dazu nicht sagen, denn das geht Sie nichts an.«
    »Erinnert sich Ihre Cousine, wie die Sendung hieß, in der

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