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Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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alle Menschen, wir haben alle unsere Probleme, Familien, Krankheiten und ganz normale menschliche Gefühle, zu denen die Liebe zählt. Es ist viel einfacher, sich Probleme einzuhandeln, als sie zu lösen. Aber lassen wir es gut sein, Anastasija. Es wird Zeit, dass wir uns versöhnen und zu arbeiten beginnen. Wer wird die Vernehmungen machen?«
    »Tschernyschew, Morozow und ich. Außerdem vielleicht noch Mischa Dozenko.«
    »Morozow? Wer ist das?«
    »Er sitzt in der Dienststelle von Perowo, in diesem Bezirk hat die Jeremina gewohnt. Er arbeitet ebenfalls mit uns zusammen.«
    »Morozow, Morozow . . .«, murmelte der Untersuchungsführer nachdenklich. »Diesen Namen habe ich schon einmal gehört. Warte, wie ist sein Vorname? Heißt er zufällig Jewgenij?«
    »Ja, Jewgenij.«
    »So ein Kräftiger mit rotem Gesicht und einem Höcker auf der Nase?«
    »Ja, genau. Kennen Sie ihn?«
    »Kennen wäre zu viel gesagt, aber ich hatte gelegentlich mit ihm zu tun. Mit dem wirst du es schwer haben.«
    »Warum?«
    »Er trinkt viel und arbeitet wenig. Aber immer eine große Klappe. Als würden wir alle auf der faulen Haut liegen, während er allein die ganze Arbeit macht. Ein mieser Charakter. Im Grunde ist er nicht dumm und kennt sein Metier, aber er hat einfach keine Lust, sich anzustrengen.«
    »Irgendwie werde ich schon zurechtkommen, Konstantin Michajlowitsch, ich habe ja keine große Auswahl. Sie haben selbst gesagt, dass es im Leben anders zugeht als im Kino. Woher sollten wir zwanzig blitzgescheite Beamte nehmen, die auf Befehl durch die ganze Stadt rennen und abends mit der gesamten Information zurückkommen, die ein Untersuchungsführer braucht, um sich ein Bild über den Fall zu machen? So etwas gibt es nicht, das wissen Sie selbst. Unser Beruf besteht nun mal aus mühsamer Kleinarbeit. Und ich bearbeite im Moment ja nur den einen Fall, während andere sich mit sehr viel mehr herumschlagen müssen. Insofern ist auch der faule Morozow ein Gewinn für mich. Lassen Sie mich nur machen.«
    * * *
    Nastja verließ das Gebäude der Staatsanwaltschaft und ging zur Metro. Sie war erleichtert, weil sie mit Olschanskij über Larzew gesprochen und ihr Verhältnis mit dem Untersuchungsführer sich entspannt hatte. Und gleichzeitig war sie deprimiert. Sie wusste nicht, wen sie mehr bemitleidete, Larzew, Olschanskij oder sich selbst.
    * * *
    Im gedämpften Licht einer Bar führten drei Männer eine leise Unterhaltung. Einer von ihnen trank Mineralwasser, die andern beiden nippten an Kaffee und Likör. Der Jüngste von ihnen war knapp über vierzig, der Älteste dreiundsechzig. Solide Männer mit Haltung. Sie rauchten nicht, weil sie auf ihre Gesundheit achteten, und sprachen mit leiser Stimme.
    »Was tut sich in unserer Sache?«, fragte derjenige, der altersmäßig in der Mitte lag. Ein beleibter Mann mit schon etwas schütterem Haar und edlen Gesichtszügen, bekleidet mit einem teuren englischen Anzug.
    »Ich weiß aus verlässlicher Quelle, dass einer von unseren Leuten die Ermittlungen kontrolliert. Also wird es keine Pannen mehr geben. Machen Sie sich keine Sorgen«, erwiderte der ältere Mann mit dem runzligen Gesicht und den scharfen hellen Augen. Natürlich hatte er außer seinem Vornamen auch einen Vatersnamen, aber aus irgendeinem Grund nannten seine Gesprächspartner ihn einfach nur Arsenn.
    »Ich baue auf Sie«, schaltete sich der Jüngste der drei ein, ein unschöner, untersetzter Mann mit einem Mund voller Goldzähne. »Ich habe mir meine Leute sehr genau ausgesucht und möchte keinen von ihnen verlieren.«
    »Keine Angst, Onkel Kolja, deinen Jungs wird schon nichts passieren, wenn sie nicht unverschämt werden«, sagte Arsenn grinsend.
    Onkel Kolja lächelte und zeigte seine blitzenden Goldzähne, doch sein Lächeln wirkte gestellt, Unsicherheit und Angst traten darunter deutlich hervor.
    »Ich möchte trotzdem Genaueres wissen«, insistierte der Mann in dem englischen Anzug.
    »Sie brauchen nicht nervös zu werden, die Ermittlungen der Kripo stagnieren.« Arsenn verzog verächtlich seine Lippen. »Das Mädchen tappt im Dunkeln, sie macht ständig einen Schritt nach vorn und zwei wieder zurück. Soll sie nur arbeiten und sich ihr Gehalt verdienen, von der Wahrheit ist sie weit entfernt.«
    »Und wenn sie sich ihr nähert?«
    »Für diesen Fall haben wir unseren Mann bei der Kripo, er kontrolliert jeden ihrer Schritte. Sobald sie ihre Nase in etwas steckt, das sie nichts angeht, wird man sie sofort bremsen und uns in

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