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Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Bei dem erinnert sich jeder, sogar an das, woran er sich nicht erinnern will.«
    »Wie macht er das denn? Schlägt er den Leuten auf den Kopf?«, lachte Tschernyschew.
    »Du solltest nicht lachen, du hast Mischa noch nicht bei der Arbeit erlebt. Er wird uns sehr nützlich sein.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr, ich habe nichts dagegen. Warum fragst du mich eigentlich nicht nach dem Verkehrsunfall im südwestlichen Bezirk?«
    »Gibt es etwas Neues?«, erkundigte sich Nastja aufgeregt.
    »Nein, leider nichts. Der Fahrer überfährt einen Fußgänger und begeht Fahrerflucht. So etwas gibt es heutzutage leider immer häufiger. Eine stille Gasse, späte Nacht, keine Zeugen. Die Bewohner der anliegenden Häuser haben nichts gehört und gesehen. Bremsspuren konnten nicht festgestellt werden, aber bei diesem Wetter ist das auch nicht möglich, das Wasser steht knöcheltief in den Straßen. An der Kleidung des Opfers wurden Farbspuren entdeckt, die von dem Auto stammen. Ganz offensichtlich wurde das Auto zweimal umgespritzt, zuerst war es hellblau, dann schokoladenbraun, jetzt hat es diese Modefarbe, die ›Nasser Asphalt‹ heißt. Das ist die ganze Geschichte. Nach Ansicht der Gutachter handelt es sich um eine inländische Automarke. Mehr konnte nicht festgestellt werden.«
    »Und das Opfer selbst, dieser Kosarj, was weiß man über ihn?«
    »Valentin Petrowitsch Kosarj, zweiundvierzig Jahre, Medizinstudium. Er hat nur vier Jahre als Arzt gearbeitet, dann wurde er Redakteur beim Verlag ›Moderne Medizin‹. Er hat vor allem für die Zeitschrift ›Gesundheit‹ gearbeitet, später machte er sich selbständig und gab populärmedizinische Broschüren über Heilkräuter und Heilkunst heraus. Zuletzt arbeitete er als stellvertretender Chefredakteur bei der Zeitschrift ›Haus und Herd‹, ein Blatt für Rentner und Hausfrauen. Kochrezepte, Ratschläge, Klatsch, ausführliches Fernsehprogramm und dergleichen mehr. Verheiratet, zwei Kinder.«
    »Traurig«, seufzte Nastja, »der arme Mann. Wir müssen anhand der Aussagen, die Kartaschow und der Arzt gemacht haben, alles genau rekonstruieren.«
    »Meinst du, das bringt etwas?«
    »Keine Ahnung, aber wir müssen es versuchen. Kartaschow muss Kosarj irgendeine Erklärung dafür gegeben haben, warum er einen Psychiater konsultieren wollte. Und Kosarj hat vorher mit diesem Psychiater gesprochen und ihm vielleicht gesagt, worum es sich handelt. Wer weiß, vielleicht hat Kartaschow Kosarj etwas erzählt, das nicht so ganz zu der Legende von Vikas Krankheit passt. Heute um halb sechs habe ich einen Termin bei dem Psychiater.«
    Der Schäferhund namens Kyrill hatte sich ausgetobt, er war zu seinem Herrchen zurückgekehrt, hatte höflich zu seinen Füßen Platz genommen und die Schnauze auf sein Knie gelegt.
    »Was für ein riesiger Kerl«, sagte Nastja voller Hochachtung. »Der frisst dir wahrscheinlich die Haare vom Kopf.«
    »So ist es«, bestätigte Andrej, während er den Hund hinter dem Ohr kraulte. »Die richtige Ernährung für so ein Tier kostet enorm viel Geld.«
    »Und wie schaffst du das?«
    »Mit Hängen und Würgen. Du siehst doch, was ich anhabe.«
    Er deutete auf seine alten Jeans, die abgewetzte Jacke, die abgetragenen, wenn auch sauber geputzten Schuhe. »Ich trinke und rauche nicht, gehe nicht in Restaurants, esse nicht in der Kantine, sondern bringe belegte Brote von zu Hause mit. Strengste Sparmaßnahmen.« Er lachte. »Allerdings verdient meine Irina zweimal so viel wie ich. Sie kommt für meine Ernährung und Kleidung auf, ich bestreite die Ausgaben für Kyrill und für das Auto.«
    »Du hast Glück. Was soll einer machen, der keine solche Irina hat? Mit unserem Gehalt kann man sich weder ein Auto noch einen großen Hund leisten. Wir Milizionäre werden in Armut sterben. Aber lassen wir das, gehen wir lieber arbeiten.«
    * * *
    Die Unterhaltung mit dem Psychiater ergab praktisch nichts Neues, außer dass Nastja sich noch einmal von der Unzuverlässigkeit ihres Kollegen Wolodja Larzew überzeugen konnte. Schon beim Lesen des Vernehmungsprotokolls war es ihr seltsam vorgekommen, dass ein Psychiater eine so präzise Ferndiagnose stellte. Soviel ihr bekannt war, taten Ärzte so etwas in der Regel nicht, schon gar nicht Psychiater. Dem Protokoll zufolge war Dr. Maslennikow völlig überzeugt davon, dass die Jeremina tatsächlich ernsthaft erkrankt war und dringend in eine Klinik eingewiesen werden musste.
    »Gott bewahre«, protestierte der Psychiater, als Nastja ihn danach

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