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Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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musste alles noch einmal von Anfang an überprüft werden. Nachdem sie erfahren hatte, dass das Gutachten noch nicht vorlag, seufzte sie schwer.
    »Schade, ich hatte so sehr darauf gehofft. Aber wir müssen Kartaschow sowieso genau überprüfen, Konstantin Michajlowitsch.«
    »Einverstanden«, sagte Olschanskij. »Hast du Vorschläge?«
    »Ja. In erster Linie müssen wir noch einmal die Kolobowa, Jereminas Freundin, vernehmen und den Psychiater. Außerdem müssen wir noch einmal Kartaschows Eltern befragen und überhaupt alle Personen, die in den ersten Tagen vernommen wurden.« Fast hätte sie gesagt: alle Personen, die von Larzew vernommen wurden, aber sie biss sich rechtzeitig auf die Zunge.
    Der Untersuchungsführer runzelte die Stirn.
    »Was willst du mit diesen Vernehmungen erreichen? Was um Himmels willen willst du die Leute über das hinaus fragen, was man sie schon gefragt hat?«
    Ich werde sie genau dasselbe fragen, aber die Antworten werden andere sein, hätte sie am liebsten gesagt, doch sie hielt sich erneut zurück.
    »Es gibt keinerlei Fortschritt bei der Aufklärung des Falles«, fuhr der Untersuchungsführer unterdessen fort, »es passiert überhaupt nichts Neues. Du tust so, als würdest du arbeiten, aber in Wirklichkeit machst du immerzu dasselbe. Was ist denn mit deinem berühmten Verstand? Man hat mir so viel von dir erzählt, hat dich so in den Himmel gehoben, aber ich kann nichts von deinen außergewöhnlichen Fähigkeiten erkennen. Du bist eine ganz gewöhnliche Kripobeamtin, wie es sie zu Tausenden gibt. Also lass uns Tacheles reden, Kamenskaja. Ich habe dir eben unschöne Dinge gesagt, aber ich kann dir nur das sagen, was ich denke. Und wenn da etwas ist, das ich nicht sehen kann, dann bist du selbst schuld. Ich habe dich vor Heimlichkeiten und Alleingängen gewarnt. Gib zu, dass du Dinge unternimmst, von denen ich nichts weiß.«
    Nastja war mit ihrer Geduld am Ende. Nein, dachte sie, ich bin nicht Greta Garbo, ich besitze nicht das Zeug zur Schauspielerin. Ich kann nur ich selbst sein, länger als fünf Minuten kann ich mich nicht verstellen. Sie beschloss, die Wahrheit zu sagen.
    »Die Protokolle der ersten Vernehmungen taugen überhaupt nichts, Konstantin Michajlowitsch. Ich weiß, wie ungern Sie das hören, weil Larzew Ihr Freund ist. Ich kenne ihn seit langer Zeit, und glauben Sie mir, ich habe überhaupt nichts gegen ihn, im Gegenteil, ich schätze ihn und bin ihm freundschaftlich verbunden. Aber im Moment hindern uns unsere Gefühle daran, normal zu arbeiten. Wir sollten uns die Wahrheit eingestehen. Larzew wollte die Vernehmungen so schnell wie möglich hinter sich bringen, er hat viel zu schnell und schlampig gearbeitet, deshalb müssen wir alles noch einmal machen. Wir haben viel Zeit verloren, Zeit, die wir sinnvoller hätten nutzen können. Aber daran lässt sich nun nichts mehr ändern. Wolodja hat es schwer im Leben, wir müssen Nachsicht mit ihm haben und versuchen, das zu retten, was noch zu retten ist. Ich bitte Sie, die Augen nicht vor den Tatsachen zu verschließen und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Sie wissen sehr gut, dass die Vernehmungsprotokolle sehr schwach sind. Sie sind ein erfahrener Untersuchungsführer, es kann nicht sein, dass Ihnen das entgangen ist. Soll ich Ihnen ein Beispiel anführen?«
    »Nein. Ich bin in der Tat ein erfahrener Untersuchungsführer und sehe alles selbst. Aber ich wäre dir sehr dankbar, Anastasija, wenn das unter uns bleiben könnte. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich den Mut aufbringen werde, mit Larzew zu sprechen, aber wenn schon jemand mit ihm spricht, dann sollte das ich sein. Bitte beschwere dich nicht über ihn bei Gordejew, abgemacht? Als ich diese verdammten Protokolle gesehen habe, hätte ich die Leute selbst noch einmal vernehmen müssen. Aber weißt du, wie viele Fälle ich auf dem Schreibtisch habe? Siebenundzwanzig. Da bleibt einfach keine Zeit für doppelte Arbeit.«
    Olschanskij sah plötzlich gealtert aus. Sein betörendes Lächeln war erloschen, er wirkte verzweifelt.
    »Warum haben Sie mir dann so viel Widerstand entgegengesetzt, als ich Ihnen vorgeschlagen habe, die Vernehmungen zu wiederholen?«, fragte Nastja leise. »Sie wussten doch, dass ich Recht hatte. Wollten Sie Ihren Freund schützen?«
    »Was hättest du denn an meiner Stelle getan? Hättest du deinen Freund nicht geschützt? Kripobeamte, die ausschließlich im Interesse der Sache funktionieren, gibt es nur im Kino. In der Realität sind wir

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