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Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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gesoffen hat, war sie keine schlechte Schneiderin. Beim ersten Mal wurde sie wegen Diebstahls verurteilt, erinnerst du dich?«
    »Ja, du hast davon gesprochen. Und was weiter?«
    »Sie hat eine ihrer Kundinnen während der Anprobe bestohlen, direkt im Atelier. Sie hat ihr Geld aus der Handtasche genommen und wurde praktisch sofort gestellt. Nach der Freilassung aus der Haft hat man sie in dem Atelier nicht mehr genommen. Sie versuchte, anderswo unterzukommen, erhielt aber überall Absagen. Du weißt, damals hat man Vorbestrafte nicht gerade mit Kusshand eingestellt, zumal dann, wenn es sich um eine Mutter mit einem minderjährigen Kind handelte. Schließlich bekam sie eine Hauswartsstelle, sie hatte eine Dienstwohnung und verdiente sich mit privaten Näharbeiten etwas dazu.«
    »Warum hast du mir das nicht schon vorher erzählt?«
    »Du hast mich nicht danach gefragt.«
    Das war ein schwerer Fehler, dachte Nastja. Du bist ein Schafskopf, Kamenskaja.
    * * *
    Als Nastja nach Hause kam, war es fast schon zehn Uhr abends. Sie verließ den Lift, trottete müde zu ihrer Wohnung und steckte den Schlüssel ins Türschloss. Der Schlüssel bewegte sich nicht.
    Ihr Stiefvater hatte ihr schon in der Kindheit beigebracht, nicht nervös zu werden, wenn man etwas nicht verstand. Man musste innehalten, nachdenken und dann langsam und präzise handeln. Nicht nervös werden, nicht aufregen, nachdenken . . .
    Sie zog den Schlüssel wieder heraus und versuchte, sich an den Morgen zu erinnern. Hatte sie beim Verlassen der Wohnung vielleicht vergessen, die Tür abzuschließen? Nein, das war unmöglich. Das Abschließen der Tür gehörte zu den Gewohnheiten, die ihr in Fleisch und Blut übergegangen waren. Nastja stieß die Tür ein wenig an. Sie war offen. Die Falle am Schloss war hineingedrückt, sodass die Tür nicht zuschnappen konnte. Seltsam, Nastja selbst ließ die Falle immer draußen.
    Vorsichtig zog sie die Tür wieder heran, ging ein Stockwerk tiefer und läutete bei einer Nachbarin.
    Eine Dreiviertelstunde später war Andrej Tschernyschew da, mit dem riesigen Kyrill an der Leine.
    »Geh hinein«, befahl er dem Hund, als sie vor Nastjas Wohnungstür standen. »Sieh nach, was dort drin los ist.«
    Tschernyschew stieß die Tür auf und ließ den Hund von der Leine. Kyrill betrat vorsichtig den Flur, durchforschte systematisch die Küche, das einzige Zimmer, das Nastja als Wohn- und Schlafzimmer diente, blieb eine Weile stehen, horchte an den Türen von Bad und Toilette, schnupperte und kehrte wieder zurück zur geöffneten Wohnungstür. Er beschnupperte Nastjas Füße, verschwand erneut im Flur, schwänzelte dort noch eine Weile herum, dann kam er wieder heraus und ging ohne zu zögern zum Lift.
    »Alles klar«, konstatierte Andrej. »Es ist niemand in der Wohnung, aber jemand war da, er hat es gerochen. Gehst du hinein, oder sollen wir die Miliz rufen?«
    »Wozu die Miliz?«
    »Vielleicht ist es ein Einbruch. Wenn du hineingehst, könntest du die Spuren verwischen.«
    .»Bist du noch bei Sinnen, Andrej? Soll ich etwa im Treppenhaus übernachten? Es dauert mindestens zwei Stunden, bis die Miliz kommt, und dann muss man bis zum Morgen auf den Gutachter warten. Aber was erzähle ich dir. Alles das weißt du selbst. Lass uns hineingehen.«
    Sie betraten die Wohnung. Nastja sah sich rasch um. Zu holen gab es bei ihr nichts, es sei denn, etwas von den ganz neuen Sachen, die ihre Mutter ihr in Rom geschenkt hatte, alles andere war nicht von Interesse für Einbrecher.
    »Wie sieht es aus?«, fragte Tschernyschew, nachdem sie alles begutachtet hatte. »Ist alles in Ordnung?«
    Nastja öffnete die Schublade ihres Schreibtisches, wo sie ein wenig Goldschmuck in einem kleinen Kästchen verwahrte. Eine Kette mit Anhänger, ein Paar Ohrringe und ein sehr hübsches, teures Armband, das Ljoscha ihr geschenkt hatte, nachdem er für seine wissenschaftliche Arbeit einen angesehenen internationalen Preis erhalten hatte.
    »Alles in Ordnung«, sagte sie mit einem Seufzer der Erleichterung.
    »Dann sag mir, in was du da hineingeraten bist. Wenn man dich nicht bestohlen hat, dann kann es nur so sein, dass man dich einschüchtern will. Hast du eine Vermutung?«
    »Ich arbeite nur am Fall Jeremina.«
    »Alles klar. Unsere Karten stehen schlecht, Nastja.«
    »Schlechter könnte es nicht sein«, sagte sie mit einem gequälten Lächeln. »Ich wüsste nur gern, was ihnen so missfällt, die Geschichte mit Brisac oder Olegs Recherchen im Archiv.«
    »Wir

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