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Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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morgigen Sprechzeiten zu erkundigen. In allem anderen sind wir uns einig, glaube ich. Ich wünsche dir Glück, mein Mädchen.«
    »Danke. Ich werde mir Mühe geben.«
    »Das hast du mir heute schon einmal gesagt«, erwiderte Gordejew mit einem missmutigen Lächeln und legte den Hörer auf.
    * * *
    Das Telefon läutete Sturm, aber Boris Kartaschow dachte nicht daran, den Hörer abzunehmen. Schon zum vierten Mal erschien keine Nummer auf dem Display, was bedeutete, dass die Anrufe aus einer Telefonzelle kamen. Boris straffte sich innerlich. Er hatte viele Jahre lang verschiedene Arten von Kampfsport betrieben und war ein sehr durchtrainierter Mann. So schwach und unentschlossen er in seinem Privatleben war, so mutig und selbstsicher reagierte er auf alles, was seinen körperlichen Widerstand forderte. Trotz allem war ihm in diesem Moment mulmig.
    Im Treppenhaus schnappte mit einem leisen Geräusch die Lifttür ein. Und gleich darauf läutete es an der Wohnungstür. Boris ging mit weichen Schritten zur Tür und drückte sich gegen die Wand neben der Garderobe, wo der Eintretende ihn nicht würde sehen können. Noch einmal schrillte die Klingel direkt über Kartaschows Kopf. Und noch einmal. Endlich das Geräusch des Schlüssels im Schloss.
    Die Tür öffnete sich leise, ein Mann betrat die Wohnung und streckte die Hand nach dem Lichtschalter aus. Es ertönte ein leises Klicken, aber das Licht im Flur ging nicht an. Der ungebetene Gast drückte noch einige Male auf den Schalter, aber es blieb so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Vorsichtig, mit tastenden Schritten bewegte der Mann sich ins Innere der Wohnung, und da warf sich Boris, dessen Augen sich längst an die Dunkelheit gewöhnt hatten, von hinten auf ihn und zwang ihn zu Boden. Der Mann war so überrascht, dass er nicht einmal aufschrie. Er fiel einfach auf den Teppich und hielt sich instinktiv die Hände über den Kopf. Der zwei Meter große Kartaschow drückte ihn mit seinen gut hundert Kilo zu Boden, er presste ihm das Knie ins Rückgrat und verdrehte ihm die Arme schmerzhaft auf den Rücken.
    »Wer bist du? Wie kommst du zu meinem Wohnungsschlüssel?«, fragte er drohend.
    Der Gast versuchte, sich loszumachen, weshalb Kartaschow ihm einige Schläge versetzen musste. Boris war ein erfahrener Kämpfer, er wusste genau, wie man zuschlagen musste, um dem Opfer größtmögliche Schmerzen zu bereiten und dabei die lebenswichtigen inneren Organe zu schonen. Die Widerstandskräfte des Unbekannten waren schnell erlahmt. Boris hob ihn vom Boden auf wie einen Sack Lumpen, schob ihn ins Zimmer und platzierte ihn in einem Sessel. Er zog ihm die dünnen Glacehandschuhe von den leblosen Händen und drückte ihm ein mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefülltes Glas in die Hand. Danach machte er endlich Licht im Zimmer.
    Der Gast erwies sich als ein junger, etwa zweiundzwanzigjähriger Mann mit einem kurzen Igelhaarschnitt und einem sehr sympathischen Gesicht, in dem allerdings die zu tief liegenden Augen etwas unschön wirkten. Der macht Bodybuilding, konstatierte Kartaschow, während er den Mann taxierte. Seine Jacke war geöffnet und zeigte eine hervorragend ausgebildete Muskulatur unter dem eng anliegenden Shirt.
    Der Mann nahm einen Schluck aus dem Glas und begann zu husten.
    »Das ist doch Wodka«, krächzte er und wischte sich das Blut von der aufgeplatzten Lippe.
    »Was du nicht sagst!«, erwiderte Boris mit einem bösen Lächeln. »Trink, ist gut für deine Gesundheit.«
    Der junge Mann wollte sich aufrichten, aber Boris beförderte ihn mit einem blitzartigen Stoß unter den Kiefer zurück in den Sessel.
    »Was ist nun? Was hast du zu sagen?«
    »Entschuldige, Alter«, murmelte der junge Mann, »man hat mich hereingelegt. Man hat mir gesagt, dass du nicht zu Hause bist. Ich habe doch angerufen und an der Tür geläutet. Es sah wirklich so aus, als wärst du nicht da. Und dann bist du plötzlich doch aufgetaucht.«
    »Wie ärgerlich für dich! Du hast gewissenhaft angerufen und an der Tür geläutet, hast dir die Finger wund gewählt, und dann stellt sich heraus, dass dieser Schweinehund doch zu Hause ist. Ich verstecke mich vor einer Frau, nimm es mir also nicht übel. Was machen wir nun mit dir, du Weltmeister? Soll ich die Miliz anrufen, oder machen wir die Sache unter uns aus?«
    »Hör zu, Alter, lassen wir das mit der Miliz. Ich habe dir nichts gestohlen, und du hast mir die Fresse so poliert, dass wir quitt sind.«
    »Woher hast du die

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