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Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Schlüssel?«
    »Ich habe sie gekauft.«
    »Von wem?«
    »Woher soll ich das wissen! Der Typ hat gesagt, dass du verreist bist und bei dir eine Menge zu holen ist. Elektrogeräte, Dollars, Klamotten.«
    »Warum ist dein Freund nicht selbst gekommen, wenn es hier so viel zu holen gibt? Warum hat er den Schlüssel dir verkauft?«
    »Er brauchte dringend Geld, weil er wegfahren musste. Und er ist auch kein Einbrecher, das sah man gleich.«
    »Und du bist also ein Einbrecher?«
    »Ja«, sagte der junge Mann und sah Boris mit ehrlichen Augen an. »Lass mich wieder gehen, ja? Wir trennen uns friedlich, das wäre doch am besten.«
    »Das würde dir so passen«, sagte Kartaschow und versetzte ihm erneut einen Schlag. »Wo sind die Schlüssel?«
    »In meiner Jackentasche.«
    Boris durchsuchte rasch die Taschen der Jacke und zog die Schlüssel heraus, die an einem Ring mit Kette hingen.
    »Du Bastard!«, zischte er. »Das sind Vikas Schlüssel. Warst du es, der sie umgebracht hat? Raus mit der Sprache, hast du Vika umgebracht?«
    »Ich kenne keine Vika!«, heulte der junge Mann auf, während er ohne Erfolg versuchte, einem erneuten Schlag auszuweichen. »Bist du verrückt geworden? Ich habe dir doch gesagt, dass ich die Schlüssel. . .«
    Der nächste Schlag hinderte ihn daran, seine Rede zu beenden.
    »Warum habt ihr Vika umgebracht? Was hat sie euch getan? Sag es! Sag es, du Ratte!«
    Boris schlug immer weiter auf ihn ein, systematisch auf die empfindlichen Stellen zielend, bis der junge Mann mit dem Kopf auf den Couchtisch fiel und sich mit den Händen an der polierten Platte festklammerte.
    Kartaschow sah ihn eine Weile nachdenklich an, dann ging er ins Bad, schloss die Tür und begann, sich die Hände sorgfältig mit Seife zu waschen. Von nebenan drang Stöhnen zu ihm, dann das Geräusch schwerer, unsicherer Schritte. Endlich hörte er, wie die Tür ins Schloss fiel. Er trocknete sich die Hände ab, verließ das Bad, und nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass der junge Mann wirklich verschwunden war, löschte er das Licht im Zimmer. Das war das vereinbarte Zeichen.
    Nach einigen Minuten erschienen der Untersuchungsführer Olschanskij, der Gutachter Subow, Nastja und zwei Zeugen in seiner Wohnung.
    »Wo?«, fragte Konstantin Michajlowitsch nur.
    »Im Zimmer«, erwiderte Boris ebenso knapp. »Der Sessel, ein Glas, der Tisch, alles, wie Sie befohlen haben. Sogar die Handschuhe hat er dagelassen.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Olschanskij und rieb sich die Hände. »Gehen Sie mit der Kamenskaja in die Küche und stören Sie uns nicht.«
    * * *
    »Haben Sie mir verziehen?«, fragte Boris und stellte eine Tasse mit dampfendem Kaffee vor Nastja auf den Tisch.
    »Ich war Ihnen nie böse.«
    »Dann habe ich mich falsch ausgedrückt. Sie haben mich verdächtigt, das war nicht zu übersehen. Verdächtigen Sie mich immer noch?«
    »Nein«, lächelte Nastja. »Jetzt weiß ich, dass Sie mit dem Mord an Vika nichts zu tun haben.«
    »Und dieser junge Mann, hat er etwas damit zu tun?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht. Er war immerhin im Besitz von Vikas Schlüsseln, und an das Märchen, dass er sie jemandem abgekauft hat, glaube ich nicht.«
    »Ich bin froh, dass wir Verbündete geworden sind.«
    »Warum?«
    »Sie haben mir gleich bei unserer ersten Begegnung sehr gefallen. Erinnern Sie sich, wie Sie zu mir in die Wohnung kamen und laut zu lachen anfingen, weil wir beide genau die gleiche Kleidung trugen? Ein Mensch, der einfache, bequeme Sachen mag, habe ich damals gedacht. Ich bin nämlich genauso. Vika hat das manchmal auf die Palme gebracht, besonders wütend machten sie meine ewigen Turnschuhe. Ich habe ihr tausend Mal erklärt, dass es keinen Sinn hat, auf unseren schmutzigen Straßen in Lederschuhen herumzulaufen, weil man sie nach einer Woche wegwerfen kann. Aber für Vika war Bequemlichkeit, die auf Kosten von Eleganz geht, etwas völlig Unverständliches. Als ich damals gesehen habe, dass Sie genauso angezogen sind wie ich, warm und bequem, habe ich in Ihnen sofort eine verwandte Seele erkannt und große Sympathie für Sie empfunden. Aber Sie haben mir nicht geglaubt und begannen, mich zu verdächtigen . . .«
    »Lassen Sie es gut sein, Boris, Vergangenes ist vergangen. So ist es eben in meinem Beruf. Ich hatte ja keinen Spaß daran, Sie zu verdächtigen, Sie haben mir auch auf Anhieb gefallen. Aber in meinem Beruf lassen sich persönliche Gefühle schlecht mit dienstlichen Angelegenheiten vereinbaren.«
    »Ist das immer

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