Der gestreifte Spanier (German Edition)
antwortete Angelika.
„Sag ihm das.“ Frank wandte sich ab.
Ohne ein weiteres Wort, verließ Angelika die Wohnung.
Widerwillig trabte Banjo neben ihr durch die Straßen.
Sie bogen um eine Ecke und die Fährte am Boden veränderte sich. Er nahm Spuren von Furcht wahr, die zahlreiche Pfoten auf dem Pflaster hinterlassen hatten. Sie führten direkt zu einem Haus, vor dem auch Angelika stehen blieb. Sie öffnete die Tür. Sofort traf Banjos Nase ein Schwall betäubender Gerüche. Er stemmte sich rückwärts, seine Krallen kratzten auf dem Pflaster und hinterließen schmale, weißliche Striche.
„Schätzchen, ich kann dir das nicht ersparen. Du bist nun mal als Pudel auf die Welt gekommen.“ Banjo fühlte Angelikas warme Hand unter dem Bauch, schwebte für einen Moment in der Luft und wurde dann gegen ihre Brust gepresst.
„Da ist ja mein kleiner Banjo“, trillerte eine Frauenstimme. Banjo versteifte sich, als die Frau mit den Fingern durch das wuschelige Haar auf seinem Kopf fuhr, den Körper entlang strich und an den Locken unter seinem Popo zog. Erschreckt klemmte er die Rute zwischen die Beine.
„Sie haben lange gewartet, Frau Kunze“, sagte sie.
„Ich weiß. Banjo will einfach nicht hierhin. Das wird jedes Mal schlimmer.“
„Kein falsches Mitleid! Nichts sieht fürchterlicher aus, als ein ungepflegter Pudel. Wir sehen uns in zwei Stunden.“ Sie wedelte mit der Hand Richtung Tür.
„Bis nachher, Kleiner“, sagte Angelika. Banjo blickte ihr nach. Warum beschützte sie ihn nicht? Sie wusste doch, wie elend ihm war.
Die Frau nahm eines seiner Ohren und Banjo jaulte auf, als sie begann, die feinen Haare darin zu zupfen.
Wenig später verlor er wieder den Boden unter den Füßen und saß im nächsten Moment in einem glatten Becken. Es rauschte.
Wasser prasselte herab, das ihn in Sekunden völlig durchnässte. Schwer hing das Fell an seinem Körper. Einzelne Strähnen fielen ihm in die Augen. Seine Haut kribbelte und juckte.
Er wollte sich schütteln. Doch die Frau legte die Hände auf seinen Rücken und begann sie kreisförmig zu bewegen. Da war er, der widerliche Gestank, der jedes einzelne Haar umhüllte. Der in seiner Nase haftete und jeden anderen Geruch überdeckte. Weg, nur weg von diesem Ort.
Doch auf dem rutschigen Untergrund fanden seine Pfoten keinen Halt.
„Banjo, halt still! Ich bin gleich fertig.“
Zitternd ließ er den Kopf hängen. Wieder überschüttete ihn ein Schwall Wasser.
„So, war doch gar nicht so schlimm“, sagte die Frau und kraulte ihn sanft hinter den Ohren.
Er wurde auf einen Tisch gehoben. Während warme Luft sein weiches Fell trocknete, bürstete die Frau es kräftig durch. Tage würden vergehen, bis sein eigener, vertrauter Körpergeruch zurückgekehrt war.
Das schnarrende Geräusch einer Maschine erklang. Wie vertrocknete Regenwürmer blieben die ausgebürsteten Locken auf dem Tisch liegen.
Banjos Gedanken wanderten zu Ruby, seiner besten Freundin aus der Nachbarschaft. Nicht zum ersten Mal wünschte er sich, ein Fell wie sie zu haben. Braun-schwarz und rau wie die Matte vor seiner Wohnungstür. Ihr Haar barg viele Informationen. Manchmal roch es süßlich nach Gras, manchmal erdig nach Waldboden. Und ab und zu nach Bronko, seinem Rivalen. Ruby musste niemals hierher.
„Da bin ich wieder. Hallo, Schätzchen.“ Banjo wedelte heftig, als Angelika ihm über den rasierten Rücken streichelte. „Schick siehst du aus. Und wie gut du riechst.“ Er spürte ihren warmen Atem in seinem Nacken. Wie konnten Menschen nur überleben, mit diesem unterentwickelten Geruchssinn?
Während Angelika mit der Frau sprach, hüpfte Banjo ungeduldig um sie herum.
„Nun drängel nicht. Wir gehen ja“, sagte Angelika. Wie versprochen standen sie wenig später auf der Straße.
Sofort legte Banjo sich kräftig in die Leine.
„War es so schlimm? Na, dann gehen wir zur Belohnung in den Park“, sagte Angelika
Sie löste die Leine. Er sauste los, hatte keinen Blick für die anderen Hunde, die im Park unterwegs waren. Die langen Schlappohren flogen um seinen Kopf. Er warf sich ins Gras und wälzte sich mit strampelnden Beinen von rechts nach links. Doch der Gestank, den ihm diese Frau übergezogen hatte wie ein zweites Fell, wollte nicht verschwinden. Plötzlich stieg ein verführerischer Duft in seine Nase. Er sprang auf und verfolgte ihn bis zu einem Baum.
Banjo scharrte Laub zur Seite und sog den Geruch eines stark verwesten Kaninchens ein. Er schob die Schulter vor
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