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Der gewagte Antrag

Der gewagte Antrag

Titel: Der gewagte Antrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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Payne! Das ist meine Schuld. Ich hätte ihn längst bewegen müssen, den Dienst bei mir aufzugeben.”
    “Er wäre darüber nicht glücklich gewesen”, erwiderte John. “Das hat er mir einmal eingestanden.”
    Robert Challenor wurde sich jäh bewusst, dass auch er nicht mehr der jüngste war. “Und nun fehlt Ihnen ein Sekretär, Madam”, murmelte er unbehaglich. “Mr. Payne hat sich ja stets geweigert, sich von jemandem helfen zu lassen.”
    “Kann Newcome sich jetzt zurückziehen, Madam?”, fragte Stuart höflich. “Die Arbeit wartet auf ihn.”
    “Ja”, antwortete Elinor. Es war ihr nicht recht, dass Chad ging, doch schließlich hatte er seine Pflichten zu erfüllen.
    “Sie mögen glauben, Madam, ich sei nicht mehr ganz bei Trost”, wandte Stuart sich an sie, nachdem der Reitknecht die Tür hinter sich geschlossen hatte. “Ich habe Sie aus einem bestimmten Grund ersucht, Newcome fortzuschicken, weil er den Vorschlag nicht hören soll, den ich Ihnen unterbreiten möchte. Sie müssen sich nicht nach einem neuen Sekretär umschauen. Er könnte diese Aufgabe übernehmen. Ich möchte Sie nur darum bitten, ihn nachmittags freizustellen, damit er auch weiterhin unsere besten Pferde trainiert, denn es wäre mir nicht lieb, gänzlich auf ihn verzichten zu müssen.”
    “Welch absurde Idee!”, sagte John kopfschüttelnd.
    “Das ist eine vorzügliche Anregung, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten, Madam”, widersprach Robert. “Außerdem könnte er Mylady bewachen, wenn er im Haus ist. Was halten Sie davon, Madam?”
    Elinor merkte, dass die drei Herren sie erwartungsvoll anschauten. Langsam neigte sie den Kopf, blickte auf die Schriftstücke, die vor ihr vor ihr lagen, und antwortete in bewusst gedehntem Ton: “Ich bin einverstanden, aber nur zur Probe.”
    “Ja, selbstverständlich!”, sagte John mit Nachdruck.
    “Es mag sein”, fuhr Elinor nachdenklich fort, “dass Newcome sich doch nicht eignet. Er scheint jemand zu sein, der sich gern im Freien aufhält. Möglicherweise behagt ihm die Büroarbeit nicht.”
    “Er ist jedoch sehr anpassungsfähig”, versicherte Stuart der Countess of Malplaquet.
    “Ich verspreche Ihnen, Madam, ihn im Auge zu behalten!”
    “Ja, tun Sie das, Mr. Henson”, erwiderte sie und bemühte sich, nicht zu lachen. “Also gut, Mr. Aisgill. Sprechen Sie mit Newcome und schicken Sie ihn für die ersten Unterweisungen zu Mr. Henson.”
    John missfiel die ganze Angelegenheit, doch er hütete sich, das zu äußern. “Newcome braucht neue Sachen zum Anziehen, wenn er hier im Haus tätig wird”, gab er zu bedenken.
    “Der Schneider kann sie ihm anfertigen”, sagte Stuart. “Falls Mylady nichts dagegen hat, könnte er sich in der Zwischenzeit mit Dingen aus der Garderobe Ihres Großvaters behelfen, der ungefähr die gleiche Statur hatte wie Newcome.”
    “Ja”, bestätigte Elinor. “Ich staune, wie umsichtig Sie heute sind, Mr. Aisgill.” Sie erhob sich, zum Zeichen, dass sie die Besprechung als beendet betrachtete.
    Die Herren standen auf und verneigten sich. John wartete, bis der Stallmeister und der Bibliothekar den Raum verlassen hatten. “Seit Newcome in Campions ist”, wandte er sich dann an die Countess, “ist nichts mehr so wie früher. Aisgill protegiert ihn auf eine Weise, die mir unerklärlich ist. Ich rate Ihnen, Madam, im Umgang mit Newcome vorsichtig zu sein. Schließlich wissen wir so gut wie nichts über ihn.”
    “Er hat mir das Leben gerettet und mich davor bewahrt, in der Nacht zu erfrieren”, erwiderte sie leise.
    “Aber er ist jung”, fuhr John unbeirrt fort. “Mit ihm ist es etwas anderes, als wenn Payne bei Ihnen wäre.”
    “Ich werde meine Tante bitten, bei mir zu bleiben, wenn Newcome anwesend ist”, sagte Elinor verstimmt. “Sie wird es nicht gern tun, doch es lässt sich nicht ändern. Haben Sie sonst noch irgendwelche Ratschläge für mich, Mr. Henson?”
    “Mir liegt nur Ihr Wohl am Herzen, Madam”, antwortete er steif.
    “Ja, das ist mir bekannt.” Im Stillen wusste sie jedoch, dass der Verwalter allen Grund hatte, sich Sorgen zu machen.
    William Payne war nicht an dem Schlaganfall gestorben und seit einer knappen Woche auf dem Wege der Genesung. Er würde jedoch für immer halbseitig gelähmt sein. Wie Elinor dem Verwalter gegenüber angedeutet hatte, hielt ihre Tante sich mit Stickarbeiten beschäftigt im Raum auf, wenn Chad Newcome anwesend war, ein Umstand, der ihr das Vergnügen etwas dämpfte, in seiner Nähe zu sein.

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