Der gewagte Antrag
Heiratsantrag von irgendeinem Gentleman unterbreiten will, der seine Hand auf Campions legen möchte, um es dann beim Pferderennen, am Spieltisch oder durch seine kostspieligen Ausschweifungen mit Frauen zu verlieren.”
Sie hatte Robert mit einem so seltsamen Blick angesehen, dass er ihr verdutzt nachschaute, als sie in die Bibliothek zurückkehrte.
Chad wollte dort bleiben, doch sie lehnte sein Ansinnen ab und fügte nachdrücklich hinzu: “Mr. Payne wäre mit mir gekommen. Also tun Sie es auch!”
7. KAPITEL
S ir Chesney Beaumont, Bruder von Elinors toter Mutter, war ein attraktiver Mann mit weltgewandtem Benehmen und kultivierter Ausstrahlung.
Als Elinor mit ihrem Sekretär das Arbeitszimmer betrat, fand sie ihn in angeregtem Gespräch mit der Tante vor.
“Meine Liebe, du siehst hinreißend aus”, begrüßte er sie. “Sehr viel blühender denn bei meinem letzten Besuch. Damals warst arg blass und schienst mir gar nicht auf der Höhe zu sein. Deine Tante hat mir die traurige Nachricht von Paynes Krankheit mitgeteilt und auch, dass Henson völlig zurecht einen Konstabler zur Untersuchung des auf dich verübten, höchst unerklärlichen Mordanschlages kommen ließ. Ich bin sicher, bei dem Attentäter hat es sich um einen Ludditen gehandelt.”
“Bei uns ist niemand davon überzeugt”, widersprach Elinor. “Aber möglicherweise hast du recht.”
“Und das ist dein neuer Sekretär?”, fragte Chesney und betrachtete ihn.
Chad hielt es für das beste, sich den Anschein der Beflissenheit zu geben. Aus einem irgendeinem Grund erzeugte der Baronet ihm Unbehagen. Schon der Name rief ein ungutes Gefühl in ihm hervor.
“Ja”, bestätigte Elinor, ging zum Onkel und drückte ihm einen Kuss auf die pralle Wange. “Ich hoffe, du bist nicht hier, um mich erneut zu einer Ehe zu bewegen. Mehr denn je bin ich jetzt dagegen.”
Chesney hatte den Blick nicht vom Sekretär gewandt und erwiderte stirnrunzelnd: “Ich hätte nicht gedacht, dass er so jung ist. Nein, ich bin nicht gekommen, um mit dir über deine Vermählung zu reden, schon gar nicht mit Lord Halstead. Ganz besonders nicht mit ihm.” Er starrte den Angestellten der Nichte an und murmelte: “Es wäre mir lieber, ohne ihn mit dir zu sprechen.”
“Warum?”, fragte Elinor kühl. “Payne hättest du nicht fortgeschickt. Ich habe keine Geheimnisse vor Newcome und ziehe es vor, dass er bleibt.”
Sie bedachte ihn mit einem so herausforderndem Blick, dass er sich verlegen räusperte und die Augen abwandte.
“Nun, wie es dir beliebt”, erwiderte Chesney ein wenig verstimmt. “Die Angelegenheit ist jedoch sehr delikater Natur.”
“Delikat ist nicht das Wort, das ich im Zusammenhang mit Halstead verwenden würde”, meinte Elinor spöttisch. “Jedenfalls nicht im Hinblick auf das, was mir über ihn zu Ohren gekommen ist. Glücklicherweise bin ich ihm nie begegnet.”
“Ich auch nicht, meine Liebe”, sagte Chesney. “Und heute bin ich froh, dass ich ihn nie kennenlernen werde. Ich bedauere, dass ich überhaupt mit seinem Vater über eine Ehe mit dir verhandelt habe. Lord Halstead hat sich unglaublich aufgeführt.”
“Ach, ja?” Elinor setzte sich in einen Fauteuil, direkt neben Newcome, der, wie es sich für einen guten Bediensteten schickte, einen Schritt hinter ihr stand. “Und trotzdem hattest du mir vorgeschlagen, Halstead zu heiraten?”
“Nun, ich kenne Lord Clermont, seinen Vater, sehr gut. Er ist ein Prachtkerl, was man von seinem ältesten lebenden Sohn nicht behaupten kann. Es tut mir leid, dir mitteilen zu müssen, dass Lord Halstead in volltrunkenem Zustand bei Watier erschienen ist und sich in der abfälligsten Form über die Frauen geäußert hat. Als dein Cousin Bobus galanterweise deine Partei ergriff und dich, deiner Tugend wegen, als Ausnahme hinstellte, kam der Viscount auf den peinlichen Einfall, zu wetten, dass er …” Verlegen hielt Chesney inne. Es fiel ihm schwer, zu wiederholen, was Halstead in seinem unzurechnungsfähigen Zustand geäußert hatte.
“Dass er was, Onkel Chesney?”, fragte Elinor ungeduldig. “Ah, ich merke, du willst nicht heraus mit der Sprache. Ach, Tante Annabelle ist verwitwet; ich stehe mit beiden Beinen auf der Erde, und Newcome wird gewiss nicht vor Scham über deine Worte erröten.”
In diesem Punkt irrte Lady Malplaquet. Chad wusste den Grund nicht, doch die Bemerkungen des Baronets hatten ihn irgendwie betroffen gemacht.
“Also gut, ich werde es dir sagen, wenn du darauf
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