Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der gewagte Antrag

Der gewagte Antrag

Titel: Der gewagte Antrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
Vom Netzwerk:
Madam, damit Sie schnellstens zu Hause sind. Dass Newcome sich mutig verhalten hat, ist unübersehbar. Welch ein Glück für uns alle, dass Sie ihn bei uns aufgenommen haben.” Er ließ dem Rotfuchs den Damensattel abnehmen und auf ein anderes Pferd schnallen, half der Countess dann auf den Grauschimmel und schwang sich wieder auf seinen Braunen.
    Chad bekam das Pferd eines anderen Reitknechtes, wickelte sich in das Plaid und warf, als man nach Campions aufbrach, einen letzten Blick auf den Ort, wo die Countess of Malplaquet ihn aus Liebe und Dankbarkeit geküsst hatte.
    Elinor schlug die Lider auf und sah ein wärmendes Feuer im Kamin flackern und Tante Annabelle in einem Fauteuil neben dem großen, mit scharlachroten Draperien verzierten Bett sitzen.
    Als Annabelle bemerkte, dass die Nichte wach war, riet sie ihr sogleich, noch eine Weile liegen zu bleiben und sich nicht anzustrengen. In leicht erstauntem Ton fügte sie den Ermahnungen hinzu: “Für jemanden, der ein derart schreckliches Erlebnis durchstehen musste, machst du einen überraschend erholten Eindruck. Du meine Güte, du musstest miterleben, wie dein Pferd erschossen wurde, hast mitangehört, dass Newcome einen Mann tötete, warst dann die halbe Nacht im Freien und hattest einen langen Heimritt. Und trotz allem siehst du wie das blühende Leben aus, ganz im Gegensatz zu vorher, wo du, nun, vorsichtig ausgedrückt, ein wenig blass gewesen bist.”
    Dann berichtete Annabelle der Nichte, dass der Kronrat bereits hinter verschlossenen Türen zusammengetreten und von Newcome in allen Einzelheiten über den Mordversuch informiert worden war. Der tote Schütze war nach Campions gebracht und angestarrt worden, und anschließend hatte John Henson veranlasst, dass ein Konstabler aus dem nächstgelegenen Dorf geholt wurde. Der Gendarm hatte vorgeschlagen, einen Steckbrief mit der Abbildung des Toten in der Gegend aushängen zu lassen, damit man erfuhr, um wen es sich bei dem Gesuchten handelte.
    Elinor kuschelte sich ins Bett, trank die ihr von einem Küchenmädchen servierte heiße Schokolade und verspeiste genüsslich zwei frische Butterhörnchen. Beim Essen bemühte sie sich, der Tante nicht zu zeigen, was in ihr vorging. Aber die Gedanken schweiften zu den Ereignissen des vergangenen Abends, und sie fragte sich, ob sie tatsächlich Chad Newcome geküsst hatte, ehe sie von ihm geküsst worden war. Schlimmer noch, hatte sie ihn wirklich unverhohlen aufgefordert, sie zu lieben und ihm zu erkennen gegeben, dass sie diesen Wunsch verspürte, seit sie ihm zum ersten Male begegnet war? Nein, das konnte nicht sein! So enthemmt war sie, deren makelloser Ruf bisher jeden Verehrer abgeschreckt hatte, gewiss nicht gewesen.
    Chad hingegen hatte sich ganz wie ein wahrer Gentleman betragen, besser denn die meisten der Herren, die ihr begegnet waren. Vermutlich hatte er sich, um von vornherein den Verdacht unschicklichen Benehmens auszuräumen, von ihr gelöst, ehe Aisgill mit dem Suchtrupp beim “Thron Gottes” eingetroffen war. Unbehaglich überlegte sie, wie sie sich beim nächsten Zusammentreffen mit Newcome verhalten solle und wie er sich ihr gegenüber benehmen würde.
    “Du wirst nicht mehr ins Moor reiten!”, sagte Annabelle streng. “Was in aller Welt ist in der vergangenen Woche eigentlich in dich gefahren? Du warst doch stets so auf Schicklichkeit und Anstand bedacht! Neuerdings führst du dich jedoch sehr unbesonnen auf! Warum bist du eigentlich mit Newcome zum 'Thron Gottes' geritten? Meiner Ansicht nach ist das wohl der letzte Ort, für den ein Stallbursche sich interessieren würde.”
    “Im Gegenteil, Tante Annabelle”, widersprach Elinor ruhig. “Auf dem Ritt zum Cairn zeigte er so viel Gefallen an der Umgebung, dass ich überzeugt war, der 'Thron Gottes' würde ihn noch mehr interessieren. Das war auch der Fall, bis auf mich geschossen wurde. Selbst dann war Newcome der Meinung, es sei gut, dass wir bei der Felsgruppe waren, weil sie uns größeren Schutz als das freie Gelände im Moor bot, wo wir für den Angreifer ein leichteres Ziel gewesen wären.”
    “Aisgill hat erwähnt, dass du Newcomes mutigem Eingreifen das Leben verdankst.”
    “Ja”, bestätigte Elinor. “Ich will mich auch so schnell wie möglich bei Newcome bedanken. Gestern Nacht habe ich das nicht gebührender Form getan.”
    “Aber nicht in deinem Schlafgemach!”, ermahnte Annabelle die Nichte.
    “Nein, natürlich nicht. Ich werde ihn in meinem Arbeitszimmer

Weitere Kostenlose Bücher