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Der gewagte Antrag

Der gewagte Antrag

Titel: Der gewagte Antrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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ungläubig: “Geplant? Ich bin sicher, es gibt keinen Drahtzieher. Es war die Tat eines einzelnen. Bestimmt handelt es sich bei ihm um einen unzufriedenen, aufständischen Arbeiter, einen Ludditen, genau wie bei dem Mann, der Mr. Cartwright erschoss.”
    “Glauben Sie, Ludditen haben Zugang zu Gewehren, die so kostbar verziert und von solcher Präzision sind, dass jeder Angehörige der Schützenbrigade stolz wäre, eine derartige Waffe zu besitzen?”, wunderte sich Chad und fragte sich im gleichen Moment, wie er darauf gekommen war. Er war beim Militär gewesen, doch nicht bei den Scharfschützen, sondern der Kavallerie. Unversehens kamen ihm noch andere Merkwürdigkeiten in den Sinn, an die er bislang nicht gedacht hatte. Er wusste, dass er sich bei der Armee wohlgefühlt hatte, war indes nie auf den Gedanken gekommen, zu überlegen, warum und wann er sie verlassen hatte.
    Stuart beobachtete ihn aufmerksam. Newcome hatte ihm von dem Verdacht berichtet, der Anschlag auf Ihre Ladyschaft sei von jemandem veranlasst worden, der von ihrem Tod profitieren würde, war jedoch wie seine Kollegen der Ansicht, bei dem Täter habe es sich um einen unzufriedenen Umstürzler gehandelt. “Auch ich vertrete den Standpunkt”, sagte er besonnen, “dass der Tote ein Luddit ist und die Flinte gestohlen hat.”
    Chad warf dem Stallmeister einen harten Blick zu und entgegnete ernst: “Er war ein ehemaliger Soldat, dessen bin ich mir sicher. Die Art, wie er uns aus dem Hinterhalt angriff, lässt mich das annehmen. Haben Sie seinen Rücken untersucht? Dazu hatte ich gestern nicht mehr die Zeit, weil ich um die Sicherheit Ihrer Ladyschaft besorgt war.”
    “Seinen Rücken?” Verblüfft sah John den Reitknecht an.
    “Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen, Newcome”, warf Stuart ein. “Sie vermuten, der Mann könne unehrenhaft aus der Armee entlassen und vorher ausgepeitscht worden sein, nicht wahr? Nun, seine Leiche ist noch hier. Wir können sie untersuchen.”
    “Ach, das Vorhandensein solcher Peitschenmerkmale beweist ganz und gar nichts!”, entgegnete John scharf, da es ihn ärgerte, dass Newcome offenbar seine Vorgesetzten wieder einmal unbedingt belehren wollte.
    “Nein”, gab Stuart dem Verwalter recht. “Sollten wir indes Striemen finden, dann können wir davon ausgehen, dass der Halunke Soldat gewesen ist. So würde sich auch erklären, warum er das Gewehr hatte und über solches Geschick beim Verfolgen Ihrer Ladyschaft verfügte. Zudem bekäme dann auch der Verdacht größeres Gewicht, dass er nur ein bezahlter Handlanger war.”
    Jäh war es im Raum so still, dass man das Ticken der auf dem Kaminsims stehenden französischen Konsoluhr überlaut hören konnte. Elinor fröstelte innerlich. Die Vorstellung, dass jemand ihr nach dem Leben trachtete, war entsetzlich. Bestürzt schaute sie Chad an, der ihren Blick nicht minder betroffen erwiderte.
    “Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf”, äußerte er nach einer Weile, “so empfehle ich, Ihre Ladyschaft ständig bewachen zu lassen.”
    “Ich werde das in die Wege leiten”, sagte Stuart rasch, ehe der Verwalter ihm zuvorkommen konnte. “Auch das gesamte Anwesen soll bewacht werden. Ich lege Ihnen nahe, Madam, sich in Zukunft bei Ihren Ausritten nur im Park aufzuhalten.”
    Irritiert blickte Elinor zu ihrem Sekretär hinüber, der sich plötzlich ächzend halb aus dem Sessel erhoben hatte. Er schwankte einen Moment, gab einen halberstickten Schrei von sich und stürzte zu Boden. Entgeistert starrte sie ihn an, gleich den anderen vor Schreck wie gelähmt.
    Chad ließ den Zweispitz fallen, kniete sich rasch neben Mr. Payne und nahm ihn in die Arme. Der Sekretär hatte die Augen verdreht, und das Gesicht war verzerrt. “Er hat einen Schlaganfall erlitten und stirbt womöglich”, sagte er erschüttert und trug ihn zu dem großen, in der Mitte des Zimmer stehenden Mahagonischreibtisch. Er wartete, bis der Stallmeister hastig alle dort befindlichen Gegenstände entfernt hatte, legte den Bewusstlosen sachte auf das Bureau und begann, Mr. Payne fest die Handgelenke zu reiben.
    “Schnell, einen Arzt!”, rief John und ärgerte sich ein weiteres Mal, dass Newcome und Aisgill so geistesgegenwärtig reagiert hatten.
    Elinor läutete und befahl dem eintretenden Lakaien, unverzüglich den Doktor zu holen und dafür zu sorgen, dass Mr. Payne in sein Zimmer gebracht wurde. Nachdem der Kranke fortgeschafft worden war, sagte sie mit Tränen in den Augen: “Der arme Mr.

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