Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest
Hall-Expedition unweit der Kangshung-Flanke aufgefunden worden, wo Boukreev in den frühen Morgenstunden auf Madsen, Pittman und Fox gestoßen war. Beide gaben wie durch ein Wunder noch Lebenszeichen von sich. John Taske, Jon Krakauer, Stuart Hutchinson und Mike Groom hatten laut Krakauer überlegt, was zu tun sei, und entschieden sich, »sie zu lassen, wo sie waren«, in der Meinung, man könne ihnen nicht helfen.
Kurz vor dem Aufbruch der Mountain-Madness-Sherpas und jener der Taiwanesen, die Fischer und Gau suchen wollten, waren zwei Sherpas von Rob Halls Expedition aufgestiegen, um nach Hall und den anderen Ausschau zu halten, die man noch am Leben vermutete. Vom Wetter abgeschreckt, hatten sie kehrtgemacht und keinen der Vermißten gefunden. Um achtzehn Uhr zwanzig hatte Rob Hall noch einmal Funkkontakt mit seinem Basislager und wurde mit seiner Frau in Neuseeland verbunden. Er sagte, daß er sie liebe und daß sie sich keine Sorgen machen solle. Dann beendete er das Gespräch. Es waren die letzten Worte, die man von ihm hörte. Während Rob Hall mit seiner Frau sprach, war Boukreev gerade am Berg auf der Suche nach Scott Fischer. Die Sherpas, die ebenfalls nach Fischer gesucht hatten, kehrten später mit Makalu Gau, den sie mit Tee und Sauerstoff wiederbelebt hatten, ins Lager zurück. Fischer hatten sie bewußtlos, aber noch atmend aufgefunden. Gegen dreizehn Uhr hatten sie ihm eine Sauerstoffmaske aufgesetzt und ihn an eine volle Flasche angeschlossen.
Ich schlief zwei Stunden, und nach halb acht am Morgen kam Pemba mit Tee. Und ich hörte ein paar Sherpas am Zelt vorübergehen und fragte Pemba.»Wie sieht es jetzt aus? Hat jemand Scott gefunden oder nicht?« Und er gibt mir Tee und sagt nichts. Keine Antwort. Ich sagte: »Scott braucht Hilfe. Bitte, schicke einige Sherpas hinauf.« Also ging er zum Sherpa-Zelt und redete mit ihnen. Ich selbst hatte keine Kraft. Es wäre für mich dumm gewesen, wieder zu gehen. Ich brauchte Zeit zum Ausruhen.
Um halb neun schaue ich hinauf zu unserer gestrigen Kletterroute, und ich sehe, daß der Sturm keine Kraft mehr hat. Ich sehe ein paar Sherpas aufsteigen, und einer sagt: »Okay, Vater von Lopsang ist mit Tashi gegangen.« Ich frage: »Haben sie Sauerstoff?« und er sagt: »Ja.«
Dann spreche ich mit Neal. »Bei mir sieht es so aus, daß ich hierbleiben möchte.« Er sagt »okay« und macht sich auf die Suche nach den Kunden und brachte sie hinunter. Es war wieder starker Wind, und ich blieb im Zelt. Um ein oder zwei Uhr nachmittags ging ich hinaus und sprach mit Todd Burleson und Pete Athans von Alpine Ascents (Führer einer kommerziellen Expedition), die gekommen waren und helfen wollten, die Leute herunterzuholen. Ich fragte ihn: »Wißt ihr, was los ist?« Und sie sagten, ein paar Sherpas wären mit Makalu Gau heruntergekommen, deshalb ging ich auch zu den Zelten der Taiwanesen.
Als ich ins Zelt kam, sah ich Makalu Gau. Gesicht und Hände waren erfroren, aber er konnte ein bißchen sprechen, und ich fragte ihn: »Hast du Scott gesehen?« Er sagt: »Ja, wir waren letzte Nacht zusammen.« Ich hatte gehofft, Scott könnte überleben, aber als ich das hörte, dachte ich »Scott, ist erledigt und schon tot«. Ich regte mich auf, aber diese Nachricht stammte nur von dem Taiwanesen, deshalb wollte ich mit einem unserer Sherpas sprechen, die hinaufgegangen waren. Ich ging ins Sherpa-Zelt, und der Vater von Lopsang weint bitterlich und sagt: »Wir können nicht helfen.« Und er spricht ganz leise und wenig englisch. Ich verstehe ihn nicht. »Was ist passiert?« Und sie sagten: »Er ist tot.« Und dann sagte ich: »Hat er noch geatmet?« Und ich erfahre: »Ja, er atmet noch, aber sonst keine Lebenszeichen.«
Ich fragte: »Habt ihr ihm Sauerstoff gegeben?« Sie sagten: »Ja, wir haben ihm Sauerstoff gegeben«. Ich frage: »Habt ihr ihm Medizin gegeben?« worauf sie sagten: »Nein.« Jetzt wußte ich alles, und ging hinaus und sprach mit Todd Burleson und Pete Athans. Ich fragte: »Könnt ihr bitte mit mir hinaufgehen und Scott helfen? Die Leute sagen, er lebt noch, auf 8350 Meter.«
Pete Athans, der nepalesisch sprach und dem die Situation klar war, sagte zu mir: »Ich redete mit den Sherpas, und sie sagen, daß man Scott nicht helfen kann.« Und ich sagte: »Warum nicht? Wir können es versuchen.« Er sagt: »Es kommt schlechtes Wetter. Der Sturm ist noch nicht abgeflaut. Und die Leute haben versucht, ihm Sauerstoff zu geben, aber es hat nichts geholfen.« Todd
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