Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Titel: Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston Dewalt
Vom Netzwerk:
wird es hell. Um fünf kann man schon etwas sehen.
    Ich ging hinaus und fand diese Leute, Tim und Sandy, und sie benutzten Sauerstoff schon eine Stunde. Und sie sprachen mit mir. Sandy fing an. Und ich fragte: »Wie geht es?« Und die Leute sagten: »Okay.« Und Sandy fing mit mir zu reden an, und ich verstand. Es ging ihr viel besser.
    DeWalt: Was hat sie gesagt?
    Boukreev: Ich sagte: »Wie geht es?« Sie sagte »Ich bin okay.« Ich sagte: »Was ist mit Yasuko?« weil es nur zwei Meter bis zu ihr waren. Und ich fragte nicht, ob die Leute ihr Tee gaben oder nicht. Mehr hatte ich nicht tragen können, auch nicht mehr Tee. Ich fragte nicht, ob sie ihr Sauerstoff oder Tee gaben, weil es nur eine Flasche und drei Leute waren. Und für mich ist es eine sehr enge Situation. Ich werde ganz leer sein, ohne Kraft. Ich arbeite jetzt auch wie ein Roboter. Ich nehme Sandy Pittman, und es ist so wie mit Charlotte Fox.
    DeWalt: Du hattest noch eine Sauerstoffflasche?
    Boukreev: Ich gebe sie Tim.
    DeWalt: Was hat Tim gesagt?
    Boukreev: Er nahm nur die Maske und sagte nichts.
    Auch in dieser Situation hatte ich zweite Kanne Tee gebracht. Ich trinke nur wenig. Ich gab den anderen, und wir gehen los. Und so um fünf wird es hell. Man kann nicht sagen, ob Sonne kommt, aber es wird Licht, und gegen vier Uhr vierzig oder fünfundvierzig wir kommen. Ich war müde, leer, half Tim und Sandy ins Zelt und bitte um Tee. Dann muß ich ausruhen. Ich sage: »Pemba, ich warte auf Tee für mich«, und ich gehe in mein Zelt. Ich schaffe nur Tim und Sandy ins Zelt, helfe ihnen Steigeisen abnehmen, Klettergürtel, alles, Rucksäcke, helfe ihnen ins Zelt, mache zu. Spreche mit Pemba, gehe in mein Zelt, wärme mich. Lene war da, und sie spricht ein wenig. »Anatoli, du brauchst Ruhe. Du brauchst Sauerstoff. Schau dein Gesicht an, du siehst schrecklich aus.« Ich sage: »Okay, keine Angst um mich – was ist mit Scott?« Ich denke mir, daß er in schwieriger Situation steckt. Nun alle unsere Kunden im Zelt, ohne Scott. Ich glaube, daß er schrecklich dran ist. Jetzt bleibt nur das Problem mit Scott. Aber ich denke, Scott ist Bergführer und kann besser überleben als diese Kunden. Und als Pemba kommt, trinken wir Tee, und ich sage Pemba, wie die Situation ist. Ich sehe, daß der Sturm nachläßt und daß es hell wird. »Wir müssen zwei Sherpas mit Sauerstoff hinauf zu Scott schicken, verstehst du?« Und er sagt: »Ja, ich verstehe.« Ich sage: »Sprich mit Lopsang und zwei Sherpas – wir müssen Hilfe schicken für Scott mit Sauerstoff.« Versuche Sauerstoff zu finden. Ich krieche in Schlafsack und trinke Tee und denke an Scott. Ich weiß, daß es ein Problem ist, und von da an weiß ich nichts mehr, an die zwei Stunden habe ich geschlafen.
     
    Lene Gammelgaard sagte über Boukreevs Rückkehr ins Zelt, nachdem er Sandy Pittman und Tim Madsen, der noch aus eigener Kraft gehen konnte, ins Lager geschafft hatte: »Gegen fünf Uhr morgens erwachte ich, und er war zurück. Es war hell. Wieder kein Wort, er saß einfach nur da, total ausgelaugt. In ihm war kein Funken Kraft mehr. Und ich ahnte, daß er Charlotte, Tim und Sandy gebracht hat, aber nichts für Yasuko und den andern (Weathers) tun konnte, der noch dort draußen hockte. Aber zu diesem Zeitpunkt wußte ich es noch nicht.«

20. Kapitel Der letzte Versuch
     
    Am Morgen des 11. Mai, als der Sauerstoffvorrat von Mountain Madness verbraucht war, faßten Neal Beidleman und die Kunden den Entschluß, abzusteigen. Die wenigen Kunden, die für ihren Abstieg Sauerstoff brauchten, wurden von der IMAX/IWERK-Expedition versorgt, die sich großzügig und hilfsbereit zeigte.
    Während Beidleman und die Kunden sich für den Abstieg bereit machten, brachen zwei Sherpas der Mountain-Madness-Expedition und einer von den Taiwanesen mit Sauerstoff und heißem Tee zu jener Stelle unterhalb des Balkons auf, wo Scott Fischer mit Makalu Gau biwakiert hatte. Boukreev, der nicht absteigen wollte, ehe er nicht wußte, wie es um Fischer stand, sprach mit Beidleman und sagte, er wolle noch bleiben.
    Rob Halls Team war total aus dem Häuschen. Die ganze Nacht über hatte Funkkontakt mit Rob Hall bestanden. Er befand sich am Südgipfel, konnte sich nicht rühren und war fast erfroren. Doug Hansen, der mit Hall am Abend des 10. Mai noch zusammen war, war nun nicht mehr bei ihm, und man nahm an, daß er tot war. Andy Harris war nie in sein Zelt zurückgekehrt. Beck Weathers und Yasuko Namba waren von Mitgliedern der

Weitere Kostenlose Bücher