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Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Titel: Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston Dewalt
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kleiner Irrtum, vielleicht muß ich ein Stück bergab.« Ich sagte: »Okay, ich versuche.«
    DeWalt: Bist du dann ins Sherpa-Zelt gegangen? Boukreev: Es ist vor zwei Uhr um die Zeit jetzt – vor zwei. Und ich gehe aus meinem Zelt und in Neals Zelt und spreche mit ihm. Neal redet ein bißchen. Und er redet mit mir von der Kangshung-Flanke und wie er heruntergekommen ist. Aber als ich Neal sehe, frage ich gar nicht, ob er hilft. Für mich ist es genau – es ist ähnlich wie bei Klev, den ich nicht fragte, ob er kommt, weil er nicht kann. Aber ich sah jetzt Neal und sein Gesicht. Es geht ihm schrecklich, er friert und zittert im Zelt und war ganz schlimm dran.
    DeWalt: Hat er dich nach Scott gefragt, oder hast du ihn nach Scott gefragt?
    Boukreev: Er hat nicht gesprochen. Von Scott hat er nichts gesagt. Ich verstehe Situation. Ich verstehe wirklich. Ich will über verschiedene Leute herausbekommen, wo ist Sandy, wie geht es ihr. Und wieder gehe ich dann zum Sherpa-Zelt. Dort ist es ruhig. Sherpas wie Kunden zusammengebrochen. Alle Sherpas drinnen. Und ich gehe wieder hinaus und zu anderem Zelt, zur Rob-Hall-Expedition.
    DeWalt: Du hast also ins Sherpa-Zelt geschaut und alle waren total fertig.
    Boukreev: Total fertig. Nicht möglich. Ich sehe Situation. Ich gehe wieder ins Sherpa-Zelt von Rob-Halls-Expedition, und ich frage, ob mir jemand helfen. Ich sagte: »Jemand muß mit mir hinaus.« Ein Sherpa sagte, vielleicht, sieht Wetter und sagte: »Okay.« Ich sehe, daß er seinen Rucksack holt. Ich sagte: »Ich warte in meinem Zelt.« In fünf Minuten wird er fertig sein. Und ich gehe in mein Zelt zu Lene und Klev und schütze mich vor Wind und warte fünf Minuten – niemand kommt. Und dann mache ich mein Zelt auf und will hinaus – und sehe Sherpa kommen. Er sagte: »Ich möchte nicht mit dir gehen wegen der Lage, kein anderer Sherpa geht mit und mir gefällt Lage nicht. Ich sage: »Warum gefällt sie dir nicht?« Er sagt: »Kein anderer Sherpa kommt. Warum soll ich riskieren? Nur ich allein und niemand geht mit.« Ich kann nicht sagen, wer dieser Rob-Hall-Sherpa war, irgendein Sherpa. Und ich höre das und verstehe. Wieder laufe ich raus, nehme Sauerstoff und mache mich auf Suche.
    DeWalt: Hast du versucht, weiteren Sauerstoff zu finden oder hattest du noch die Flasche von Lopsang?
    Boukreev: Nein. Es war so. Sehr in Eile. Als ich nächstes Mal an die Stelle komme, denke ich, ich sehe Lampe, vielleicht hat Tim Lampe angemacht. Und ich sah jemanden mit Stirnlampe. Nach zwei Uhr etwa. Und ich fand die Leute, dicht beisammen. Ich komme und sage: »Wie geht es?« Und die Leute, ganz langsam, können nicht, erfrorene Stimmen. Ganz langsam, auch jemand wie Tim, ganz langsam. Charlotte, sie konnte nicht sprechen.
     
    Als er in denselben Abschnitt zurückkehrte, den er zuvor abgesucht hatte, aber im flachen Teil blieb und das Areal überblickte, erspähte Boukreev Tim Madsens Stirnlampe knapp dreißig Meter von der Stelle, wo er bei seinem vorangegangenen Versuch bergauf abgebogen war.
    Boukreev fand Madsen, Pittman und Fox eng aneinandergedrängt. Yasuko Namba lag auf dem Boden, offenbar bewußtlos. Beck Weathers war nirgends zu sehen. Tim Madsen sagte, daß Weathers sich an einem gewissen Punkt von ihnen entfernt hätte.
    DeWalt: Waren sie auf den Beinen oder…?
    Boukreev: Nein, so wie gesessen. Niemand, nur wie…
    DeWalt: Auf ihren Hintern?
    Boukreev: Hintern. Aber sie haben auch Rucksäcke und sitzen darauf. Und diese Situation – als ich das sehe, nehme ich Sauerstoff und mache Tee auf…
    DeWalt: Du hattest eine Sauerstoffflasche?
    Boukreev: Eine Flasche Sauerstoff. Und eine Thermosflasche Tee. und ich gebe Tee, einige Tassen, Charlotte, Sandy und Tim. Und Leute trinken Tee. Ich sehe die Lage so: Ich bin einer, und das sind drei, und ich sah Yasuko ganz nahe, vielleicht zwei Meter von den Leuten. Und ich setzte Sandy Maske auf.
    DeWalt: Wie hat sie sich benommen?
    Boukreev: Reagiert nur wenig, als wäre sie erfroren. Nur Tim kann ein wenig sprechen.
    DeWalt: Gab Sandy einen Ton von sich?
    Boukreev: Sie kann wenig sprechen. Sandy – für mich, schwer zu sprechen. Starker Wind, ich war müde. Ich kann mich nicht genau erinnern. Nur Tim sagt: »Wo sind die anderen?« Ich sagte: »Ich bin allein. Niemand kann helfen.« Und ich habe nur eine Flasche Sauerstoff. Und nicht alle können mitkommen. Sandy konnte nichts sagen. Charlotte nichts, nur erfroren. Sehr erfroren, ganz wenig Kraft. Und Tim ganz langsam. Er kann wenig

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