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Der Gipfel

Der Gipfel

Titel: Der Gipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston DeWalt
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Anschließend wollen wir uns zusammen mit einem russischen Führerteam den K2 anschauen, danach die Tien-Shan-Berge. Was hältst du davon?«
    Ich mußte Scott sagen, daß ich schon ein Angebot von Henry Todd von Himalayan Guides hatte, der von Nepal aus ebenfalls eine kommerzielle Expedition plante, wenn es mit der Genehmigung klappte und sich genügend Teilnehmer fanden. ›Mitten in der Furt wechselt man nicht die Pferde‹, zitierte ich ein russisches Sprichwort. Da lachte Scott und fragte mich, was Henry Todd zahlen wolle. Als ich es ihm sagte, meinte er: »Aber du bist doch dein eigener Herr und hast noch gar nicht unterschrieben«. Und dann bot er mir fast das Doppelte.
    Für Boukreev war es eine willkommene Einladung, nicht zuletzt wegen der Aussicht auf Anschlußprojekte. Er setzte großes Vertrauen in Fischers Fähigkeit, die komplexen Schwierigkeiten einer Expeditionsplanung zu bewältigen, und er schätzte ihn als Bergsteiger. Außerdem war Beidleman sein Freund; seine Energie und Entschlossenheit bei der Besteigung des Makalu (1994) waren ihm noch in guter Erinnerung. Als Ultra-Marathon-Läufer verfügte er über eine enorme Ausdauer. Aber die Anforderungen beim Extremalpinismus sind andere als die eines Langstreckenlaufes, und Beidleman hatte keine Everest-Erfahrung.

    Ich wollte nicht nein sagen, konnte aber in diesem Moment auch nicht zusagen und verlangte daher 5000 Dollar mehr als Scott mir geboten hatte. Ich dachte mir, falls er darauf eingeht, wird Henry eher Verständnis für meine Zusage haben. Scott stellte seine Kaffeetasse auf den Tisch und sah mich an, als könne er seinen Ohren nicht trauen. »Kommt nicht in Frage«, lautete seine Antwort.

    »Okay, kein Problem«, sagte ich. Ich war der Meinung, damit sei unser Gespräch beendet und ich würde wie im Jahr zuvor für Henry Todd arbeiten. Doch da sagte Scott: »Überleg dir mein Angebot«, und stand auf, weil er wieder einen Termin im Ministerium für Touristik hatte. Schon im Gehen sagte er noch: »Frühstücken wir morgen wieder bei Mike’s. Um neun? Also, überleg’s dir.«
    Am nächsten Morgen war Boukreev schon vor neun in Mike’s Breakfast, einem bei amerikanischen Bergsteigern sehr beliebten Lokal im Durbar-Marg-Bezirk, in dem man bei Kaffee und Pfannkuchen der heimatlichen Küche frönen kann. Boukreev suchte sich einen Tisch und legte sich auf Englisch zurecht, wie er Fischer beibringen wollte, daß er mit seinen Bedingungen einverstanden war. Boukreev wollte nicht auf den zusätzlichen 5000 Dollar bestehen, da er hoffte, die Beziehung zu Mountain Madness würde sich als ausbaufähig erweisen. Eine halbe Stunde verging, dann noch eine. Boukreev, der schon glaubte, daß Fischer seine Absicht geändert hätte und die Chance vertan sei, bestellte ein Frühstück.

    Ich war mit meinem Frühstück fertig und hatte schon gezahlt, als ich Scott hereinkommen sah. In seiner Begleitung befand sich sein Agent, P. B. Thapa vom HimTreks, einem in Kathmandu ansässigen Unternehmen, das für die Logistik der Mountain-Madness-Expedition in Nepal zuständig war. Lächelnd wie immer trat Scott an meinen Tisch und sagte: »Guten Morgen.« Ehe ich antworten konnte, fuhr er fort: »Bist du bereit, mit mir auf den Everest zu gehen?« Ich ging auf seinen scherzhaften Ton ein und erwiderte: »Bist du bereit, meinen Preis zu bezahlen?« Sein Ja kam ohne das geringste Zögern.

    Nachdem die Entscheidung gefallen war, besprachen P. B. Thapa, Fischer und Boukreev die Einzelheiten der Expeditionsplanung. Fischers größte Sorge war der Sauerstoff, den er für seine Teilnehmer bestellen mußte. Er hatte von Poisk, einer neuen russischen Firma in St. Petersburg gehört. Poisk lieferte leichte Titanbehälter, die mindestens ein halbes Kilo weniger wogen als die üblichen Drei-Liter-Kanister, und Fischer lag sehr daran, das Gewicht für seine Kunden möglichst niedrig zu halten. Da Boukreev Kontakte zur Herstellerfirma hatte, wurde vereinbart, daß er nach seiner Rückkehr vom Manaslu alles in die Wege leiten sollte.

    Ein paar Tage später traf ich mich mit Scott im Hotel meiner georgischen Freunde und zeigte ihm einige Höhenzelte, die im Ural hergestellt und von den Georgiern bei der Besteigung des Dhaulagiri verwendet worden waren. Sie waren von guter Qualität und hatten sich bei großer Windstärke in Höhenlagen bewährt. Scott kaufte eines und sagte, ich solle noch eines nach seinen Angaben anfertigen lassen. Wie beim Sauerstoff sollte ich mich auch um

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