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Der Gipfel

Der Gipfel

Titel: Der Gipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston DeWalt
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dafür Watte für die Ohren gegen den schrecklichen Lärm der Rotoren.
Nach einem Flug zwischen aufziehenden Wolken das
    Khumbu-Tal entlang erreichte Sergei nach einer knappen Stunde Shyangboche und setzte in einfallendem Nebel zur Ladung an.

    Der Nebel hinderte Sergei an der Rückkehr nach Kathmandu, so daß er sich entschloß, in Shyangboche zu nächtigen. Ngima und ich stiegen nach Namche Bazar (3450 Meter) ab, wo ich die Nacht über bleiben wollte, um am nächsten Morgen zum Everest-Basislager aufzubrechen. Doch am 26. März regnete es den ganzen Tag. Die steilen Pfade, die von Namche Bazar nach Thyangboche (3860 Meter) führen, waren rutschig und stellten für Yaks und Träger ein ernstes Problem dar.

    Auf dem Anmarschweg zum Everest-Basislager sollte es weitere Probleme geben. An vielen Stellen lag noch Schnee, oft meterhoch. Träger und Yak-Treiber, die nicht weiterkonnten, warteten in Unterkünften und Lagern, bis die Wege passierbar wurden.

    Vorausgesetzt, das Wetter spielte mit, wollte ich den Treck zum Basislager in fünf Tagen schaffen, in kürzerer Zeit als sonst, da ich für diese Saison hart trainiert hatte. In Alma-Ata hatte ich zwei Viertausender in Rekordzeit innerhalb einer Woche gemacht, und im Vorjahr hatte ich über fünf Monate im Himalaja verbracht und dort drei Achttausender, darunter den Everest, bestiegen. Dieses Höhentraining ersparte mir die zehn bis zwölf Tage, die Scott und ich für unsere Kunden zur Anpassung vorgesehen hatten. Da einige direkt von Meeresniveau kamen, war dies die Mindestzeit, um sich zu akklimatisieren.

    Schließlich konnte Boukreev am 27. März weiterziehen. Er ließ Namche Bazar hinter sich, stieg zum Fluß Dudh Kosi (3250 Meter) ab und ging dann wieder bergauf nach Thyangboche. Für die meisten Trekker bedeutet diese Strecke eine große Strapaze, und auch Boukreev kam müde an, ohne aber Nachwirkungen der Höhendifferenz zu Kathmandu zu spüren.

    Als ich am nächsten Tag unterwegs an einem Wasserfall des Dudh Kosi Ed Viesturs und David Breashears mit ihrer IMAX-Crew traf, mußte ich mich beeilen weiterzukommen, um ihnen nicht ihre Panoramaeinstellung zu vermasseln. Am Abend erreichte ich Pangboche (4000 Meter), das schon an der Waldgrenze liegt, genoß von meiner Unterkunft aus den Sonnenuntergang am Everest und besuchte Ed Viesturs und seine schöne Frau.

    Am 29. März gewann ich einen Kilometer an Höhe und stieß beim Aufstieg da und dort auf Yak-Karawanen, die sich trotz Schneeschmelze und Schlamm hinausgewagt hatten und von den Sherpas unter großen Mühen in Gang gehalten wurden. Sie kamen nur langsam und mühselig voran, da die Yaks oft einbrachen und stehenblieben, ohne sich zu rühren, bis man ihnen ihre Lasten ab nahm, sie aus dem Schnee zog und auf festeren Untergrund führte.
    Seine letzte Nacht auf der Trekkingsroute verbrachte Boukreev in Lobuche (4940 Meter) in einem von Sherpas betriebenen Gästehaus, in dem er sich mit den IMAX-Leuten das Lager teilte. Die ungeheizten Räume, in denen man sich auf einer erhöhten Schlafstelle zusammendrängte, waren wenig komfortabel, boten aber Schutz vor den Minustemperaturen, die draußen noch immer herrschten.

    Am 30. März traf ich um etwa elf Uhr im Mount-Everest-Basislager ein. Mehrere Vorausteams wie das unsere waren vor den Expeditionsteilnehmern angekommen, um Teile des steinigen Geländes für ihre Lager abzustecken. Für die Sherpas, die die Lager errichten und den Umfang des Geländes jeder Expedition markieren sollten, standen schon einige Zelte. Meist reichen zur Kennzeichnung eines Standorts ein paar Zelte, diesmal aber hatte man sich nicht damit begnügt. Das Vorausteam von Rob Halls Adventure Consultants hatte eine besonders günstige Stelle großzügig markiert und auf einige Felsblöcke die Lettern NZ (für Neuseeland) gesprayt. Ich hatte schon vor meinem Abflug aus Kathmandu davon gehört und kannte auch die Witze, die man sich über die voraussichtliche Reaktion des engagierten Umweltschützers David Breashears erzählte. Da Rob Hall ebenfalls als umweltbewußt galt, waren sich alle einig, daß ein übereifriger Sherpa auf eigene Faust gehandelt haben mußte. Wer immer der Schuldige sein mochte, die Säuberung der Steine würde jedenfalls eine Heidenarbeit sein.

    Auf dem Gelände des Mountain-Madness-Lagers war Fashi, ein junger Sherpa aus Fangboche und Freund Ngimas, schon seit einigen Tagen an der Arbeit. Seine Aufgabe war es, mit ein paar Hilfskräften aus Felsschotter eine

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