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Der Gipfel

Der Gipfel

Titel: Der Gipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston DeWalt
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ein Wort herausbrachte. Ich sagte, ich hätte Rob Hall auf dem Gipfel gesehen, es sei in ein, zwei Stunden mit ihm zu rechnen. Aus Sorge um ihn, aber auch um meine Gruppe warf ich einen Blick zum Südgrat. In einer Höhe von 8650 Metern sah ich in den Felsen zwischen den Wolken jemanden absteigen. Ich dachte: alles in Ordnung – in der Meinung, es sei Andy Harris, ein Führer von Rob Halls Team der seinem Kunden helfen würde. 29
    Boukreev setzte seinen Abstieg fort und behielt das Wetter ständig im Auge. Es war »für den Everest normal. Im Moment konnte von einem ernsten Problem nicht die Rede sein, da ich die Kletterroute klar einsehen konnte.«

    26  Boukreev ging davon aus, daß alle sieben Sherpas, die die Expedition bis Lager IV begleitet hatten, mit zum Gipfel aufgestiegen waren. Fischer hatte es allen gestattet. Ohne Wissen Fischers und Boukreevs aber hatte Lopsang Jangbu einen seiner Untergebenen, Pemba, angewiesen, im Lager zu bleiben und die Gruppe bei ihrer Rückkehr zu empfangen.

    27  Krakauer war knapp unterhalb des Hillary Step in jenem Abschnitt der Route gestrauchelt, der nicht gesichert war.

    28  Die zwei »Sicherheitsflaschen« für Boukreev, die dieser nicht gebraucht und zurückgelassen hatte, und die dritte für Beidleman, die dieser aber nicht genommen hatte, da er bereits seine dritte von Boukreev am Balkon bekommen hatte.

    29  Boukreev hatte Beck Weathers getroffen, einen Pathologen aus Dallas, Texas, der auf Halls Anweisung hin nicht weitergegangen war, da er Sichtprobleme hatte. Als Boukreev auf ihn stieß, wartete er schon über acht Stunden auf jemanden vom Rob-Hall-Team, der ihm beim Abstieg helfen würde.

17. Kapitel Schneeblind
    Dr. Hunt, die vom Basislager aus seit sechs Uhr morgens in sporadischem Funkkontakt mit dem Gipfelteam stand, hatte mit Fischer gesprochen, als dieser sich auf dem Gipfel befand (etwa fünfzehn Uhr fünfundvierzig) und ihr meldete, daß alle seine Kunden es geschafft hatten. Als sie ihm gratulierte und fragte, wie es ihm ginge, sagte er: »Ich bin todmüde.« Hunt, die wußte, daß es zu spät war, um noch am Gipfel zu stehen, drückte den Sendeknopf an ihrem Funkgerät, kaum daß sie Fischers Antwort gehört hatte, und riet ihm: »Steig schleunigst ab.«
    Besorgt um Fischers Verfassung sprach Hunt per Funk auch mit Lopsang, und sie verabredeten, um achtzehn Uhr wieder Kontakt aufzunehmen. Doch eine knappe Stunde nach ihrem Gespräch gab es eine dramatische Wendung. »Um sechzehn Uhr dreißig«, sagte Dr. Hunt, »kamen die Leute von Rob Halls Lager herunter (ins Mountain-Madness-Basislager) und meldeten: ›Ich bin bei dem Burschen, der oberhalb des Hillary Step zusammengebrochen ist.‹«
    Sofort wurde ein Versuch gemacht, auf den Notfall zu reagieren, berichtete Dr. Hunt. »Wir haben alles unternommen, um Sauerstoff hinaufzuschicken. Wir haben mit Pemba gesprochen und ihm gesagt, er solle Lopsang oder irgendwen auf dem Berg kontaktieren, und wir haben ihn gebeten, selbst zu gehen. Er sagte, das Wetter sei zu schlecht, er wolle nicht gehen.« 30
    Beidleman, der auf den Funkspruch und den gemeldeten Notfall hätte reagieren können, hatte kein Funkgerät und setzte seinen Abstieg fort. »Irgendwo knapp unter der Spitze (des Südgipfels) und am Ende der Fixseile sah ich Charlotte mit breitem Lächeln über Sandy stehen und eine Spritze in der Hand schwenken. Ich ging auf der Talseite auf sie zu, und Charlotte sagte, sie hätte Sandy eben eine Dexamethasone-Injektion verpaßt. Sandy sei fix und fertig gewesen.«
    Dexamethasone ist ein Steroid, das eine Gehirnschwellung abklingen läßt und den Symptomen der Höhenkrankheit entgegenwirkt. Jeder Mountain-Madness-Kunde hatte von Dr. Hunt in einer medizinischen Notpackung eine Spritze mit einer Dosis für den Berg mitbekommen, und Charlotte Fox hatte vor Beidleman die leere Spitze geschwenkt.
    Als Beidleman dazukam, hätte er »überlegt, wie er sie (Pittman) auf die Beine bringen könnte«. Er überprüfte ihre Sauerstoffanzeige und sah, daß ihr Vorrat nicht einmal mehr für eine ganze Stunde reichte. Da er Lene Gammelgaard hinter sich kommen sah und ihm einfiel, daß sie am Südgipfel eine frische Flasche genommen hatte, bat er sie, mit Sandy die Flasche zu tauschen.
    Lene gab ihre Flasche her, wenn auch mit Vorbehalt. »An diesem Punkt war mir klar, daß es brenzlig werden könnte. Das war kein Spaß, sondern Ernst. Es war das Schlimmste eingetreten. Aber da ich wußte, daß ich stärker bin, gab ich

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