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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ganzen Leben nicht bis zum vollkommenen Gentleman bringen. Ich habe Euch lieb und muß Euch daher von ganzem Herzen bedauern. Gebt Euch Mühe und werdet endlich einmal besser!« – – –

Ein Self-man
Authentischen Schilderungen nacherzählt von Emma Pollmer
1.
    Das war damals ein munteres Leben da hinten im Westen, besser, viel besser als jetzt, das sage ich Euch, und darum könnt Ihr’s glauben! Die Rothhäute kamen um ein Beträchtliches weiter in das Land herein als heut zu Tage, und man mußte die Augen offen halten, wenn man sich nicht eines schönen Abends hinlegen und dann des Morgens im Himmel ohne Scalp erwachen wollte. Doch, das war nicht sehr schlimm, denn so ein vier bis mehr Indsmen kann man sich schon gut vom Leibe halten, aber es trieb sich neben ihnen auch allerlei weißes Gesindel da hinten herum, so was man hier im Osten Runners oder Loafers nennt, und diese Kerls waren bösartig und durchtrieben genug, um Einem mehr zu schaffen zu machen, als alle Indianer zwischen dem Missisippi und dem großen Meere zusammen genommen.
    Besonders Einer machte von sich reden, der alle zehn Tausend Teufel im Leibe hatte und ein so verwegener Satan war, daß sein Ruf sogar hinüber in die alten Länder des europäischen Continentes gedrungen ist. Ich habe sogar gehört, daß man dort in allen Zeitungen von ihm schreibt. Ihr kennt ihn auch, und wenn ich Euch seinen Namen nenne, so werdet Ihr wissen, woran Ihr seid. Es ist nämlich der »Canada Bill«, der größte Gauner und Spitzbube der Vereinigten Staaten.
    Er ist ein englischer Zigeuner und heißt eigentlich William Jones. Er kam nach Kanada und trieb einen ganz leidlichen Pferdehandel, bis er bemerkte, daß mit der Karte noch ein Weniges mehr zu verdienen sei. Er hatte ein Spiel gelernt, welches man drüben in Germany »Kümmelblättchen« nennt – bei uns heißt es »
three carde monte
« – und trieb mit demselben zunächst da droben in den Britischen Kolonien sein Wesen, bis er es zu einer solchen Meisterschaft gebracht hatte, daß er sich über die Grenze herüber zu den Yankee’s wagen konnte. Nun machte er den ganzen Norden unsicher, beutelte die pfiffigsten Gentlemen’s bis auf den letzten Penny aus und suchte dann den Westen auf, wo er neben dem Spiele noch allerlei Allotria trieb, die ihn zehnmal an den Strick gebracht hätten, wenn es von Rechten zugegangen wäre. Auch ich bin Einiges mit ihm zusammengekommen und habe dabei die Bekanntschaft eines berühmten Mannes gemacht, der – – na, Ihr werdet ja wohl hören, wen ich meine, und die Einleitung zu einer guten Geschichte darf nicht zu lang gezogen sein, sonst rufen die Zuhörer »Stopp!« und reiten davon, ehe man nur richtig angefangen hat.
    Also, ich war noch etwas grün im Fache, aber eine gute Faust hatte ich doch, mein Auge war hell und offen, mein Wille gut und munter, die Büchse verstand ich ganz leidlich drauf zu halten, und mein Bowiekneif war schon Einigen zwischen die Rippen gefahren, die sich so einen Aderlaß nicht vermuthet hätten. Ich war am obern Arkansas auf Biber gewesen, hatte einen hübschen Fang gemacht, die Felle an einige Companiemänner, die mir begegneten, verkauft, und suchte mir nun eine passende Gelegenheit nach dem alten Missisippi, um wieder einmal unter Menschen zu kommen und Dieses und Jenes einzukaufen, da meine Ausstattung mit der Zeit so ziemlich fadenscheinig geworden war.
    Mein Vorhaben hatte seine Schwierigkeiten, denn die Gegend, durch welche ich den Pfad schlagen mußte, war ganz verteufelt unsicher. Die Komanchen, Choctaws, Seminolen und Creeks lagen einander in den Haaren, bekämpften sich bis auf die Messerspitzen und behandelten jeden Weißen als gemeinschaftlichen Feind. Es galt also, aufzupassen. Mein Weg führte mich mitten durch das Kampfgebiet, und ich war ganz allein und nur auf meine eigne Vorsicht und Ausdauer angewiesen. Sogar ein Pferd mangelte mir; die Compagniemänner hatten es mir abgeschachert und ich mußte darum auf den zwei Beinen reiten.
    Ich hielt so ungefähr auf Smoky Hill zu und konnte nach meiner Berechnung nicht mehr weit vom Arkansas sein. Ich traf immer zahlreichere Wasserläufe, die sich nach ihm hinzogen und stieß auf allerlei Gethier, welches nur an den Ufern großer Flüsse zu finden ist.
    So drang ich durch den Urwald und sah mich schon nach einer passenden Lagerstelle um, denn es war schon ziemlich düster geworden, als ich plötzlich eine laute, tiefe Männerstimme vernahm, die mit mächtigem Schalle in das

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