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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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feuchten Jahreszeiten dem Springbocke und den ihm verwandten Arten ein Dasein gestattet. Unzählige Bäche und Wadi’s stürzen im Frühling donnernd und schäumend zu Thal, um schon nach kurzer Zeit im dürren Sande zu versiechen und Nichts als wüstes Geröll und Steingetrümmer zurückzulassen, und wo die Gesittung es wagt, den kühnen Fuß auf den widerstrebenden Boden zu setzen, da muß sie sich zum Kampfe mit Gewalten rüsten, die über Tod und Verderben gebieten.
    Die Bewohner der Nordküste Afrika’s spielten schon in den ältesten Zeiten eine hervorragende geschichtliche Rolle, während der übrige Theil dieses bis heut noch unbekanntesten Continentes in tiefes Dunkel gehüllt blieb, denn daß das Südkap schon im Alterthume von historischen Völkern gekannt und umfahren worden sei, ist theils lose Vermuthung, theils Sage. So glaubte z.B. Kant nach 1. Buch der Könige Cap. 22, daß zur Zeit des jüdischen Königs Josaphat die Seereisen vom arabischen Meerbusen aus um das Cap nach Spanien etwas Gewöhnliches gewesen seien, und Herodot erzählt, daß Karthager, von dem egyptischen Könige Necho gesendet, um 610 v. Chr. denselben Weg zurückgelegt hätten. Uebrigens galt schon ein weiteres Vordringen an der Westküste für eine Umschiffung Afrika’s wie die Fahrt des Karthagers Hanno um 500 vor Chr., welcher doch höchstens bis Guinea kam. Daß später der Kyzikaner Eudoxos von Gades aus eine Reise um das Cap in den arabischen Meerbusen gemacht habe, ist eine Erdichtung.
    Bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts war von Norden aus Niemand an und um das Cap gekommen. König Johann II. von Portugal sendete ein kleines Geschwader unter Bartholomäus Diaz aus; dieser umsegelte 1487 auch wirklich das Cap, aber weiter vorzudringen hinderte ihn eine unter seinen Leuten ausgebrochene Meuterei. Wegen der schrecklichen Stürme, die er an dem Cap auszustehen hatte, nannte er dasselbe
Cabo tormentoso,
(stürmisches Vorgebirge), König Johann aber änderte diesen Namen in »Vorgebirge der guten Hoffnung« um, da er nun nicht zweifelte, daß der Weg nach Indien nun gefunden sei. Sein Nachfolger, König Immanuel, schickte eine Flottille von vier Schiffen unter Vasco de Gama aus, um den aufgefundenen Weg weiter zu verfolgen, welche Aufgabe dieser berühmte Mann auch glücklich löste. Doch war es den Portugiesen nur um den Weg nach Indien zu thun, um die Südspitze Afrika’s kümmerten sie sich nicht.
    Erst die Holländer besetzten diese Letztere 1600 durch den Seekapitän Van Kisbock. Die Colonisten (Boers) warfen die Hottentotten zurück, drangen nach und nach bis zu den Kaffern vor und rangen auch diesen eine Strecke Landes nach der andern ab. Die Ansiedelung wuchs und erregte den Neid der Engländer, welche nicht eher ruhten, als bis sie 1714 im Pariser Frieden das Land abgetreten bekamen. Dies zog eine Zufuhr englischer Colonisten nach sich, durch welche sich die holländischen Boers beeinträchtigt sahen, und es entstand zwischen Beiden eine Feindseligkeit, welche in den Kämpfen der Kolonie mit den Eingeborenen des Landes eine nicht unbedeutende Rolle spielte. –
    Ueber die einförmige Ebene ritten zwei Männer. Ihre Thiere waren von der leichtfüßigen, ausdauernden Rasse, wie sie von den Söhnen Altenglands nach Südafrika gebracht worden war und die sich so vortheilhaft von den schweren, unbehülflichen, niederländischen Trabern unterscheidet.
    »
Damn it,
« meinte der Eine, indem er das Auge gegen den Strahl der niedergehenden Sonne mit der Hand beschattete und den vor ihnen liegenden Horizont musterte; »wo bleibt nur dieses verteufelte Klaarfontain! Oder hast Du Dich in der Gegend geirrt, John Hoblyn?«
    »Ich mich in der Gegend irren, Sir Raffley? Das wäre ja ein Ding, welches ich noch niemals kennen gelernt habe. Klaarfontain liegt grad vor uns, und in höchstens einer halben Stunde sind wir dort.«
    »Und das Mädchen ist wirklich so prachtvoll, wie Du sie beschrieben hast?«
    »Wirklich! Sie muß eine Amatomba oder eine Lagoanerin sein, der Schönheit nach; ich kenne das, Sir!«
    »Gut, John; sie wird also für einige Zeit meine kleine Frau werden müssen. Ich kaufe sie, und wenn ich finde, daß – –«
    »Kaufen? Hm, ich glaube nicht, daß Euch das gelingen wird. Diese niederländischen Boers sind gar eigene Leute, und der Piet van Holmen auf Klaarfontain ist grad einer von den Aechten, obgleich er kaum einige und zwanzig Jahre zählt. Er scheint mir selbst ein Auge auf sie geworfen zu haben und würde

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