Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
auch ohne Das nicht der Mann sein, ein Hausgesinde an einen Inglishman abzulassen.«
    »Habe von ihm gehört! Er soll einer der verwegensten Afrikanders sein und sich vor einem ganzen Rudel Kaffern ebenso wenig fürchten, wie vor dem Löwen oder Rhinozeros. Doch, wir werden ja sehen! Er ist die rechte Hand von Pieter Uys, der sich gegen den Zuluhäuptling Dingaan rüstet; wir dürfen diesen Boers den Sieg nicht lassen, und mit den Aufträgen, die ich vom Gouverneur in den Händen habe, ist es mir ein Leichtes, ihn zu verderben. Gefällt mir das Mädchen, so wird sie mein; dabei bleibts!«
    Die beiden Engländer setzten ihren Weg nun schweigend weiter fort.
    John Hoblyn hatte Recht gehabt, denn noch war keine halbe Stunde vergangen, so traten die niedrigen Gebäude einer einzelnen holländischen Ansiedelung aus der Ebene hervor. Es war Klaarfontain.
    Ein paar mächtige Fanghunde begrüßten die Ankömmlinge mit wüthendem Gebell. Eine außerordentlich sauber gekleidete Frau trat aus der Thür und beschwichtigte die Thiere, wobei ihr Auge mit mißtrauisch fragendem Blicke die Fremden musterte.
    »Seid Ihr die Mutter von Piet van Holmen?« frug Raffley.
    »Ja,« antwortete sie einfach und kurz.
    »Ist er daheim?«
    »Nein.«
    »Wo trifft man ihn?«
    »Auf der Jagd. Er sucht einen Leoparden, der uns in die Heerde gerathen ist.«
    »Wer ist mit ihm?«
    »Er ist allein.«
    »Wann kommt er zurück?«
    »Weiß nicht genau. Bis morgen sicher.«
    »Dann bleiben wir hier. Wir haben mit ihm zu reden.«
    Er stieg ohne Umstände vom Pferde, übergab dasselbe seinem Begleiter und trat in das Haus. Der Pflanzer versteht es, ohne große Einleitung von den Rechten der Gastfreundschaft Gebrauch zu machen. Als er in die Stube trat, schickte sich ein junges Mädchen an, diese scheu zu verlassen. Er warf einen raschen Blick auf sie und hatte sie dann sofort beim Arme gefaßt.
    »Halt, Kleine! Warum willst Du so schnell fort? Du hast von mir keine Unliebenswürdigkeit zu befürchten!«
    Sie suchte sich von ihm los zu machen und hob, als ihr das nicht gelang, das große, dunkle Auge bittend zu der Herrin empor.
    »Wie ist Euer Name, Herr?« frug diese.
    »Raffley.«
    »Nun gut, Sir Raffley, laßt mir das Kind in Ruh. Ihr seid mein Gast, und sie hat in der Küche für Euch zu sorgen.«
    »Wollt Ihr das nicht lieber selber thun, Jeffrouw van Holmen?«
    Er versuchte, das Mädchen an sich zu ziehen, aber die Wirthin schob ihre breite, holländische Figur dazwischen.
    »Wartet mit Eurer Meinung, bis ich Euch um dieselbe frage, Sir! Das Hannje geht in die Küche; so habe ich gesagt, und so bleibt es auch!«
    Im nächsten Augenblicke war das Mädchen verschwunden.
    Das »Hannje«, wie sie von der Boersfrau genannt worden war, konnte allerdings die Aufmerksamkeit auch eines sonst gegen das andere Geschlecht gleichgültigen Mannes auf sich ziehen. Die Frauen der Kaffern sind zwar meist klein, verkommen und unansehnlich oder sogar häßlich, aber es giebt einige Stämme, welche durch die Schönheit ihrer Weiber und Mädchen berühmt geworden sind. Hannje mußte einem dieser Stämme entsprossen sein, und die einfache, zeeländische Kleidung, welche sie trug, war ganz geeignet, diese körperlichen Vorzüge zur Geltung zu bringen.
    Der Engländer war ihr mit leuchtendem Blicke gefolgt. Dann wandte er sich an die strenge Frau zurück:
    »Habt Ihr das Mädchen gekauft, Jeffrouw?«
    »Nein. Der Boer – Gott segne sein Andenken – fand sie draußen in der Wüste; zwei Todte lagen bei ihr, ein Mann und ein Weib. Er nahm das Kind mit nach Klaarfontain, und da ist es mit Piet, unserm Sohne, auferzogen worden.«
    »So wißt Ihr nicht, woher es stammt?«
    »Wir wissen es. Als Panda, der Häuptling der Zulu, von seinem Bruder Dingaan verfolgt wurde, übergab er sein Lieblingsweib nebst ihrem Kinde einem Vertrauten, der sie in der Kalahari verbergen sollte. Sie fanden die Quellen verstopft und sind elendiglich umgekommen; das Kind aber war unsre Hannje. Panda hat es wiedererkannt, als er einst in Klaarfontain übernachtete.«
    »Warum hat er es nicht mitgenommen?«
    »Er hatte keine Heimath mehr, und Hannje wollte nicht von uns lassen.«
    »So! Ihr habt also mit Panda, dem größten Feinde der englischen Regierung zu thun?« frug Sir Raffley lauernd.
    Die Frau sah ihm unerschrocken in das Gesicht.
    »Habt Ihr Etwas dagegen, Sir? Wer unter das Dach eines Boers tritt, darf unter demselben essen und ruhen; so war es Sitte, so ist es noch jetzt, und so soll es auch

Weitere Kostenlose Bücher