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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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niederzuwerfen.«
    »So sind wir einig. Ich reite direct von hier nach Pieter-Moritzburg ins Lager, um meine Anordnungen zu treffen. Morgen früh greife ich Dingaan an, und während er hervorbricht, besetzt mein Freund Panda hinter ihm die Pässe, so daß wir ihn erdrücken. Gelingt uns der Sieg, so wird Panda der König der Zulu, und alle Fingo werden ihm Tribut bezahlen. Piet van Holmen, Du kehrst jetzt nach Klaarfontain zurück und verabschiedest Dich von den Deinen. Auf dem Wege nach Pieter-Moritzburg ziehst Du alle Boers an Dich, die noch ohne Anführer sind, und bringst sie mir in das Lager. Leb’ wohl!«
    Er reichte den beiden Andern die Hände und verschwand sodann im Dickicht des Waldes. Panda legte seine Hand auf die Schulter des jungen Boers.
    »Wenn Panda ist geworden der König der Zulu, dann wird er geben dem Manne von Klaarfontain seine Tochter und eine große Zahl von Diamanten, welche wachsen in der Erde des Kurukaberges. Er wird ihm sein ein Bawo, ein guter Vater, und auch morgen beim Kampfe seine Hand über ihn halten, damit ihn nicht treffe der giftige Spieß der Lagoamänner!«
    »Will mein Vater nicht mit mir gehen, um die Stimme seiner Tochter zu vernehmen?«
    »Nein. Die Stunde ist kurz und die Arbeit lang, die unsrer wartet. Geh’ in Frieden!«
    Sie trennten sich. Der Kaffer trat in das wirre Gezweig des Waldes und Piet eilte der Heimath zu.
    Es war ein weiter Weg, den er zu machen hatte, und es war daher bereits Abend geworden, als er die Ansiedelung erreichte. Er fand die Bewohner derselben in sprachloser Verwirrung, und die Nachricht von der Entführung der Geliebten traf ihn beinahe wie ein vernichtender Donnerschlag. Doch war er nicht der Mann, sich durch eine solche Kunde widerstandslos niederschmettern zu lassen, vielmehr erhielt seine jugendliche Thatkraft durch dieselbe nur eine erhöhte Spannung.
    Piet van Holmen rief die Knechte herbei, übergab dem Einen von ihnen den Auftrag Pieter Uys an die in der Richtung nach Pieter-Moritzburg liegenden Boers, ließ sich von den Andern schleunigst sein schnellstes Pferd satteln, befahl ihnen die Obhut über die Heimath und verabschiedete sich dann von der Mutter.
    »Piet, nimm meinen Segen mit; er möge Dich schützen und führen!« meinte sie. Sie klagte und weinte nicht; sie frug auch nicht, wohin er wolle. Ein ächtes Boerenweib weiß, daß eine einzige That mehr werth ist, als tausend leere Worte.
    »Mutter, ich bringe sie Dir zurück!« antwortete er, die Schweißhunde losbindend, die sich sofort auf die Spur der beiden Engländer warfen, und im raschesten Schritte folgte er ihnen.
    Der aufgegangene Mond erleichterte ihm den Weg; die Hunde waren gut dressirt und gingen ihm nicht außer Sicht-und Hörweite, und schon nach kurzer Zeit war er überzeugt, daß die Räuber ihren Weg nach dem Quathlambapässen zu Dingaan genommen hatten.
    Sollte er den Weg fortsetzen? Die Verfolgten waren jedenfalls in Sicherheit, ehe er sie zu erreichen vermochte, und auf welche Weise vermochte er dann noch, Hannje zu retten? Die Vorsicht gebot ihm, den morgenden Kampfestag abzuwarten, die Liebe aber trieb ihn unaufhaltsam vorwärts. Er folgte ihr und beschloß, das Pferd an irgend einem geeigneten Orte unter der Obhut der Hunde zurückzulassen und dann zu Fuße zu recognosciren.
    Der Weg führte jetzt immer mehr bergan, durch tiefe Schluchten, an steilen Abhängen vorüber. Er mußte bald am Ziele sein und sah sich nun zur doppelten Vorsicht genöthigt.
    Eben ritt er einen schmalen Felsensteig dahin, der scharf nach einem Abgrund niederfiel, während zur andern Seite eine senkrechte Steinwand aufstieg, da gab der vorderste der Hunde einen scharfen Laut, und zu gleicher Zeit ertönte mit gebieterischem Tone das unter den Kaffern gebräuchliche:
    »
Ilitzwi
– halt, die Losung!«
    Er parirte das Pferd, nahm das Rohr in die Höhe und gebot:
    »Tiger Simson, faß!«
    Er glaubte, einen vereinzelten Posten vor sich zu haben, wie sie von den Eingeborenen auch in größerer Entfernung von ihrem Kriegslager aufgestellt werden, hatte sich aber geirrt.
    Die Hunde warfen sich mit schnaubendem Laute nach vorn; ein durchdringender Schrei ertönte – noch einer – ein dritter und vierter – es waren vier Feinde gepackt und zerrissen; dann erklang ein zweifaches, heulendes Winseln – die muthigen Thiere unterlagen der Uebermacht. Jetzt fuhr der Lauf einer Büchse um die Felsenkante herum, und ein zorniges:
    »
Ilitzwi – teta –,
die Losung, sprich!«

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