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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die von Nuggets und der Todessteppe sprach, und Miß Marga wird mir bezeugen, daß ich sie einer bessern Gesellschaft werth hielt.«
    »Beweise, gebt mir Beweise, Gent’s!«
    »Ich glaubte, Sir, der beste Beweis würde in unserm Zeugnisse bestehen; ich bin nicht gewohnt, die Unwahrheit zu behaupten. Doch bin ich auch zu Mehrerem bereit!«
    »Verzeiht, wenn ich Euch unwissentlich beleidigte! Ich habe Gründe, Wilson mein volles Vertrauen zu schenken, und Eure Anklage ist so schrecklich, daß ich sie nicht zu fassen vermag. Was wißt Ihr Weiteres?«
    »Ihr habt heut mit ihm ein Geschäft abgeschlossen, welches die Erwerbung texanischer Empressarios betrifft?«

    »Woher wißt Ihr das?«
    »Und ihm die Erlaubniß ertheilt, sich der Zuneigung von Miß Marga zu versichern?«
    »Seid Ihr allwissend?«
    »Wenigstens so weit, daß ich der Person dieses Mannes vollständig sicher bin. Er wirbt um Eure Tochter und unterhält zugleich ein zärtliches Verhältniß mit Sarah, dem Dienstmädchen meiner Wirthin. Nun sagt, ob er Eures Vertrauens werth ist!«
    »Könnte es möglich sein!«
    »Ich selbst habe sie gestern Abend mit meinen guten Augen gesehen, und gleich heut Morgen bat sie mich um Verschwiegenheit. Ist Euch mein Wort genug?«
    »Allerdings. Mein Gott, wenn Ihr Euch nicht irren solltet, so droht mir ein ganz ansehnlicher Verlust! Ich habe heut mit ihm kontrahirt und ihm fünfzigtausend Dollars überwiesen.«
    »Vielleicht kommt unsre Warnung nicht zu spät. Wißt Ihr genau, daß die Empfehlung von Harris und Thomson, Jefferson City, echt gewesen ist?«
    »Auch davon seid Ihr unterrichtet? Sie ist echt. Ich habe sie genau geprüft.«
    »Aber keine besondere Anfrage gehalten? Ein Mann wie er schreckt vor keiner Fälschung zurück. Wir müssen ihn festnehmen lassen!«
    »Seid Ihr wirklich Eurer Sache so gewiß?«
    »Ja. Und um Euch Gelegenheit zur Sicherung zu geben, bin ich trotzdem bereit, einige Stunden zu warten. Schickt nach dem Telegraphen; die Antwort wird in Kurzem hier sein und Euch Ueberzeugung bringen.«
    »Ihr habt Recht, Sir! Aber ich werde nicht schicken, sondern selbst gehen und die Antwort gleich erwarten. Bei einer so bedeutenden Summe muß ich mich doch zur Vorsicht entschließen.«
    »So werde ich gehen und seine Wohnung bewachen; er wird zur Flucht entschlossen sein und darf uns nicht entgehen.«
    »Stopp, Master Forster,« fiel hier Summerland ein; »dazu bin ich ebenso der richtige Mann wie Ihr. Bleibt nur hier! Oder wollt Ihr die liebe Miß verlassen, da auch der Vater geht?«
    »Ja, bleibt!« bat Olbers. »Marga darf in solchen Verhältnissen nicht ohne Schutz sein!«
    Sie gingen; der Bankier nach dem Telegraphenbureau und Summerland nach der Wohnung Wilsons, die er sich von dem Ersteren bezeichnen ließ.
    Der Gesuchte war, als er das Haus verließ, eine Strecke die Straße hinabgeeilt, dann über dieselbe hinübergegangen und an der andern Seite zurückgekehrt. Es war noch zu früh, als daß er Sarah in ihrem Raume hätte antreffen können, dennoch aber stieg er hinauf und wartete, bis sie kam. Er war ihr bei der Verwandlung in einen Knaben und beim Einpacken derjenigen Gegenstände, welche sie mitnehmen wollte, behülflich und frug, als Alles beendet war:
    »Ist Mutter Smolly noch wach?«
    »Nein.«
    »Und die Hausthür?«
    »Ist offen. Außerdem habe ich den Schlüssel hier.«
    »Auch den für Forsters Zimmer?«
    »Ja.«
    Er nahm beide und gebot ihr dann:
    »Geh jetzt, Sarah; man darf uns nicht beisammen sehen. Oberhalb des Fährhauses in den Weiden erwartest Du mich!«
    »Ich folge Dir, aber bitte, komme bald!«
    Sie hatten eine Lampe brennen. Sarah sah in ihrem Anzuge wirklich allerliebst aus. Er nahm sie in die Arme und küßte sie wiederholt auf die verlangenden Lippen.
    »Ich komme bald. Nun aber geh!«
    Als sie fort war, blies er das Licht aus, schloß den Raum ab und schlich sich zur ersten Etage nieder. Dort öffnete er Forsters Entree, schloß von innen wieder zu und begann, die Zimmer zu untersuchen. Es war dies ohne Lampe recht gut möglich, da das Licht der Gaslaternen beleuchtend durch die Fenster fiel und auch die Kandelaber in Olbers Salon ihren Schein herüberwarfen.
    Seine Nachforschung war gleich im Anfange vom Glücke begünstigt. Er begann mit der Bibliothek, sah den Schreibtisch, an dessen Schubladen die Schlüssel steckten, und öffnete. Eine geschlossene Brieftasche lag auf einigen Geldrollen in einem der Fächer. Er öffnete sie und trat näher an das

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