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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der – der – der junge Scalper da abgelassen hat.«
    »Abgelassen?« fragte der Andere erstaunt und warf mir einen Blick zu, in welchem sich der aufrichtigste Zweifel über meine geistige Zurechnungsfähigkeit aussprach.
    »Magst’s wohl nicht glauben? hi – hi – hi – Will Parker, he? Hast ja ‘nen echten Kingsfieldstahl und ‘ne gute Kentuckybüchse; laß Nichts vorüberlaufen, dann hast Du auch ‘was, wenn ich mich nicht irre!«
    Mit den letzten Worten wandte er sich dem Wasser zu, drehte sich aber, ehe er zwischen den Felsen verschwand, noch einmal um und warnte den Wache Haltenden:
    »Mach Deine Augen auf, meine ich! Da drüben im ›Gutter‹ giebts ein ganzes Nest Pfeilmänner. Können ihre Nasen auch zwischen Deine Beine stecken wollen. Wäre Schade um Dich, wie mir scheint, Schade!«
    Tief unter den um ihn hängenden Fallen begraben schritt er uns voran, und bald standen wir an dem Ausgange der Schlucht und konnten den Thalkessel überblicken. Ein scharfer Pfiff des alten Trappers genügte, um sämmtliche Bewohner unsers Versteckes herbei zu rufen, und mit gespannter Aufmerksamkeit folgten alle dem Berichte unsers Abenteuers.
    Schweigend hörte Old Firehand ihn bis zu Ende; aber als ich ihm von Parranoh sagte, entfuhr ihm ein Ausruf der Verwunderung und zugleich der Freude.
    »Wärs möglich, daß Ihr Euch nicht getäuscht hättet, Sir? Dann könnte ich meinen Schwur wahr machen und ihn zwischen meine Fäuste nehmen, wie es Jahre lang mein einziger, mein heißester Wunsch gewesen ist.«
    »Die Haare allein machen mich irre.«
    »O, die sind gleichgültig. Sam Hawkens mag Euch als Beispiel dienen, und es ist doch nicht ganz unglaublich, daß Ihr ihn in jener Nacht nicht recht getroffen habt. Die Seinen haben ihn gefunden und mitgenommen. Während ich krank war, hat er sich erholt, hat uns beobachten lassen und ist uns dann gefolgt.«
    »Aber warum griff er uns nicht an?«
    »Weiß es nicht; wird aber jedenfalls seinen Grund haben, den wir auch erfahren. Seid Ihr müde, Sir?«
    »Könnte es nicht behaupten.«
    »Ich muß den Mann selbst sehen. Wollt Ihr mich begleiten?«
    »Versteht sich. Nur muß ich Euch auf das Gefährliche dieses Ganges aufmerksam machen. Die Indianer werden vergebens auf ihre ausgesandten Späher warten, sich bald nach ihnen umsehen und die Todten finden. Wir gerathen zwischen die Suchenden und werden vielleicht von den Unsrigen abgeschnitten.«
    »Das Alles ist möglich; aber ich kann unmöglich bleiben und ruhig zuwarten, bis sie uns finden. Dik Stone!«
    »Sir!«
    »Hast Du es gehört, wohin es gehen soll?«
    »Denke es.«
    »Hole Deine Gun (Schießgewehr) und schnür Dich ein Wenig fester, altes Gerippe! Wir sehen nach Rothhäuten.«
    »Bin dabei, Sir; das muß so sein. Reiten wir?«
    »Nein; es geht nur bis zum ›Gutter‹. Ihr Andern aber rührt die Hände und deckt die ›Caches‹ (Versteck für Häute) mit Rasen zu. Man kann nicht wissen, wie es geht, und wenn die Braunen ja zwischen unsre Felsen kommen, sollen sie wenigstens nichts von Dem finden, was sie brauchen können. Harris, Du gehst hinaus zu Will Parker, und Du, Bill Bulcher, magst auf Ordnung sehen, während wir fort sind!«
    »Vater, laß mich bei Dir sein,« bat Ellen.
    »Kannst mir zu Nichts dienen, Kind. Ruhe Dich aus; wirst schon noch zur rechten Stelle kommen!«
    Sie wiederholte ihre Bitte; aber Firehand hielt an seiner Bestimmung fest, und so schritten wir bald wieder zu Dreien durch das Bette des Baches hinaus.
    Dik Stone war nicht weniger ein Original wie Sam Hawkens. Unendlich lang und entsetzlich dürr und ausgetrocknet hing seine knochige Gestalt weit vornüber, so daß es schien, als gebe es für seine Augen keine andere Perspective als diejenige auf die beiden Füße, welche an ein Paar Beine gewachsen waren, deren Ausdehnung Einem angst und bange machen konnte. Ueber die festen, kernigen Jagdschuhe hatte er ein Paar lederne Gamaschen geschnallt, welche noch ein gut Stück des Oberschenkels bedeckten; der Leib stak in einem enganliegenden Camisol, das mittelst eines breiten Gürtels, in und an welchem neben Messer und Revolver die verschiedensten kleinen Nothwendigkeiten staken und hingen, zusammengehalten wurde; um die breiten, eckigen Schultern zog sich eine wollene Decke, deren Fäden die ausgedehnteste Erlaubniß hatten, nach allen Himmelsgegenden auseinander zu laufen, und der kurzgeschorene Kopf stak in einem Dinge, dessen Definition geradezu eine Sache der reinsten Unmöglichkeit

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