Der gläserne Sarg
auch nicht? Ich bin überzeugt, daß Jim Dhiser seine Frau geliebt hat, sehr geliebt sogar. Er hat alles versucht, sie zurückzugewinnen …«
Collin unterbricht: »Und er hat geduldet, daß die beiden Abend für Abend gemeinsam auftraten … und wahrscheinlich mehr Beifall bekamen als er und Peggy Whyler.?«
»Was sollte er tun? Die Gage von Joan ist natürlich weit größer als die von Jim. Und Jim ist älter als Joan und Bob Rint. Er wird bald vierzig … das ist für einen Artisten fast schon die Pensionsgrenze, wenn er es sich leisten könnte, aufzuhören. Jim brauchte Joan … aber, ich betone es nochmals … er liebte sie auch. Ich bin sicher, eines Tages wäre sie zu ihm zurückgekehrt …«
Jacklow wird unwillig: »Herr Direktor, ich möchte nicht von Ihnen wissen, was geworden wäre, wenn … Sagen Sie mir jetzt klipp und klar: Gab es wegen Joan Auseinandersetzungen zwischen Jim Dhiser und Bob Rint?«
Blondie ringt verzweifelt die Hände: »Was meinen Sie mit Auseinandersetzungen? … Ob sie in Streit gerieten? … Woher soll ich das wissen?«
»Ich dachte, einem Theaterdirektor entgeht nichts. Sind Sie nicht so etwas, was man beim Militär als die ›Mutter der Kompanie‹ bezeichnet? – Aber, wenn Sie es unbedingt so haben wollen – ich werde ihr gesamtes Personal vorladen und es einzeln einem Verhör unterziehen – und ich garantiere Ihnen, ich erfahre, was Sie mir nicht sagen wollen …«
»Sie wollen mich zwingen, Jim Dhiser zu belasten …«
»Darum geht es nicht. Ein Mord ist geschehen! Und eine Frau ist ertrunken! Ich werde dafür bezahlt, daß ich herausbekomme, wer das getan hat … und ich finde es heraus, auch ohne Ihre Hilfe.« Jacklow ist wütend geworden. Er beugt sich zu Blondie hinunter: »Und nun will ich Ihnen noch etwas sagen, Direktor! Ich werde dann bei diesen Verhören auch in Ihrem Leben herumstochern. Denn gewöhnlich hören die Leute nicht mehr auf, wenn Sie erst einmal ins Reden gekommen sind. Sie werden auch über ihren Direktor etwas wissen – und dieses Wissen nicht für sich behalten … Kann ich sie daran hindern?«
Blondie war schon bei dem ersten drohenden Satz in sich zusammengesunken. Nun sitzt er da wie ein Häufchen Elend. Collin denkt: Wie das personifizierte schlechte Gewissen. Jacklow hat offensichtlich ins Schwarze getroffen.
Doch schnell hat sich Blondie wieder gefangen. »Sie sind sich ja wohl klar darüber, Inspector, daß ich mich Ihnen freiwillig für die Untersuchung – etwas anderes soll es ja wohl nicht sein – zur Verfügung gestellt habe. Wir können uns aber auch erst dann wieder sprechen, wenn ich meinen Rechtsanwalt dabei habe. – Doch ich will Ihre Worte nicht auf die Goldwaage legen. Das schreckliche Sterben von Joan Dhiser hat uns wohl alle nicht unberührt gelassen. – Also gut, ja, es gab Streit zwischen Jim und Bob. Von einigen erregten Wortwechseln wurde mir berichtet; eine Auseinandersetzung habe ich selbst miterlebt. Sie war furchtbar. Jim drohte Bob umzubringen, wenn er nicht von Joan lasse, und Bob raste, er werde Joan eher töten, als sie wieder freigeben. Bob ist Puertoricaner gewesen. Aus jedem Anlaß machte er ein Drama – aber wahrscheinlich war es gerade das, was Joan an ihm faszinierte.«
»Danke, Direktor, das hatte ich zwar schon vermutet, aber ich brauchte Ihre Bestätigung.«
»Und was werden Sie damit machen, Herr Inspector? Jim Dhiser verhaften?«
»Warum sollte ich? Sie sagten doch selbst, aus so etwas entstehe noch lange kein Mord. Und Sie sind der erste, den wir gefragt haben. War es ein Giftmord, dann steht gewöhnlich der Ehemann der Toten sowieso zunächst einmal an erster Stelle der Verdächtigen. Aber Ihr Theater besteht ja nicht nur aus Jim Dhiser. – Wir werden uns noch häufig sehen – Herr Direktor … Das nächstemal noch heute – in Ihrem Theater! – Mister Collin und ich sind Ihnen für diese – wie nannten Sie es? – Untersuchung sehr zu Dank verbunden …«
Jacklow nickt Collin zu und geht mit ihm in die Eingangshalle. Direktor Blondie folgt. Beinahe devot öffnet er die Haustüre.
Der Inspector ist schon fast durch die Türe gegangen, als er sich noch einmal umdreht und unvermittelt fragt: »Wissen Sie eigentlich, Direktor, daß Peggy Whyler wahrscheinlich mit Jim Dhiser ein Verhältnis hat …?«
Blondie erstarrt.
»… Was, mit dem auch …?« entfährt es ihm.
Jacklow horcht auf: »Was wollen Sie damit sagen?«
»Ich … es ist ja nicht so wichtig … Sie wissen ja, es wird so
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