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Der gläserne Sarg

Der gläserne Sarg

Titel: Der gläserne Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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viel erzählt … Miß Whyler soll eben sehr lebenslustig sein … wenn Sie verstehen, was ich meine …«
    Jacklow bleibt dem stotternden Direktor die Antwort schuldig.
    Auf dem Weg ins Präsidium blickt Collin seinen Vorgesetzten strahlend an: »Dem ist aber der Arsch ganz schön auf Grundeis gegangen, als Sie damit drohten, sein Privatleben etwas zu durchleuchten. Der gute Mister Blondie muß wohl selbst Dreck am Stecken haben …«
    »Was nicht zu bedeuten hat, daß uns das bei unseren Mordermittlungen weiterhilft«, gibt Jacklow zu bedenken. »Aber ich fürchte, Collin, wir haben in ein Wespennest gestochen …«

9.
    »Es besteht kein Zweifel. Bob Rint wurde mit Zyankali vergiftet.« Dr. Seyms sitzt Jacklow und Collin gegenüber. Er hatte die Nachricht hinterlassen, daß er jetzt die Obduktionsbefunde und das Ergebnis der Laboruntersuchungen habe. Er halte sich bereit, Bericht zu erstatten. Natürlich gab Jacklow, nachdem er von Direktor Blondie zurückgekehrt war, sofort Anweisung, den Polizeiarzt zu verständigen.
    »An und für sich habe ich nie daran gezweifelt, daß ein Mord vorliegt«, kommentiert der Inspector die einleitende Feststellung des Doctors. »War nun das Gift in der Flasche, oder befand es sich vielleicht nur im Glas?«
    »Die Laborbefunde sind auch da eindeutig. Das Gift wurde in die Cognacflasche gegeben. Der Mörder scheint in Direktor Blondies Büro Zeit gehabt zu haben. Und noch etwas: Er hat eine hochkonzentrierte Dosis gewählt. Sonst wäre der Tod nicht so blitzartig eingetreten.«
    »Unser Mörder ist also mit aller Umsicht zu Werke gegangen. Er muß auch die Wirkungsweise des Giftes genau gekannt haben. Denn es kam ihm ja offensichtlich darauf an, daß Bob Rint noch auf der Bühne stirbt«, überlegt Jacklow.
    »Daraus ließe sich außerdem folgern, daß der gleichzeitige Tod von Joan Dhiser voll beabsichtigt war«, wirft Collin ein. »Doch ich glaube, eine Überlegung haben wir völlig außer acht gelassen: Der Mörder mußte doch damit rechnen, daß vorher noch jemand aus der Flasche trinkt. Dann wäre ein Unschuldiger ums Leben gekommen.«
    »Wer hätte dieser Unschuldige sein können? Ganz ohne Frage nur Direktor Blondie«, führte Jacklow die Kombinationen seines Assistenten weiter. Dann gibt er sich plötzlich einen Ruck: »Menschenskind, Collin … daran haben wir noch gar nicht gedacht: Was nun, wenn der Anschlag nicht Bob Rint, sondern dem Direktor gegolten hat? Blondie hätte aus der Flasche trinken sollen … er hat es nicht getan … der Mörder hatte dann keine Gelegenheit mehr, den Cognac zu beseitigen – und so mußte Rint sterben und mit ihm Joan Dhiser! – Die Untersuchung kompliziert sich. Wir brauchen nun nicht allein jemand, der ein Motiv hatte, Bob Rint oder Joan Dhiser zu töten … wir müssen auch feststellen, ob es für irgend jemand ein Motiv gab, Blondie aus dem Weg zu räumen. Schließlich haben wir vorhin bemerkt, daß der gute Mann offensichtlich nicht ganz astrein ist, da gibt es sicher einen Ansatzpunkt …«
    »Darf ich auch etwas zu Ihren Überlegungen beitragen, Inspector?« schaltet sich Dr. Seyms ein: »Sie sagen, der Mörder mußte damit rechnen, daß vorher jemand aus der Flasche trinkt. Diese Hypothese trifft in einem Fall nicht zu …«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen, Doctor«, unterbricht Jacklow.
    »Nun, es wird derjenige nicht aus der Flasche trinken, der weiß, daß der Cognac vergiftet ist. Angenommen, Direktor Blondie hatte einen Grund, Bob Rint oder Joan Dhiser zu ermorden – dann wäre das die einfachste Erklärung dafür, wie das Gift in die Flasche kam und warum niemand zuvor nach dem Cognac griff.«
    Jacklow springt auf und schlägt Doctor Seyms auf die Schulter: »Sie sollten zu uns kommen, Doctor, und Ihr Leben nicht in der Pathologie verplempern … natürlich, Collin, wenn überhaupt jemand mit Ruhe und Sicherheit diesen Mord in der erlebten Weise inszenieren konnte, dann kommt dafür nur Blondie in Frage – aber«, schränkt der Inspector ein, »hat er sich damit in Wirklichkeit nicht selbst geschadet? Immerhin war Joan Dhiser mit ihrer Darbietung ja so etwas wie ein Goldesel für ihn …«
    »Da bin ich anderer Ansicht, Chef. Schon als Blondie vorhin in dieser Richtung zu jammern anfing, habe ich mir meine eigenen Gedanken gemacht. Erstens haben wir doch gesehen, daß er nie am Hungertuch zu nagen braucht, und zweitens: Warten wir einmal ab, was passiert, wenn morgen die Zeitungen die spektakulären Morde melden.

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