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Der gläserne Sarg

Der gläserne Sarg

Titel: Der gläserne Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sagen.« Der Beamte nimmt eine kleine braune Flasche vom Tisch. »Riechen Sie mal daran.« Collin entfernt den Stöpsel und prallt zurück. Dem Gefäß entströmt der charakteristische Bittermandelgeruch. Sofort schließt er sie wieder. »Wo habt ihr das gefunden?«
    »In einer Ecke des Schrankes. Sie sehen, das Etikett ist halb abgekratzt. Trotzdem würde ich sagen, die Flasche stammt aus einem Labor.«
    »Eines ist ja wohl klar. Bob Rint ist mit Blausäure vergiftet worden – wenn sie aus dieser Flasche stammt, muß er Selbstmord begangen haben.«
    »Dagegen spricht aber dieser Brief.«
    Der zweite Beamte reicht Collin einen mit Schreibmaschine beschriebenen Briefbogen. Der Lieutenant liest:
    Dan,
    ich habe Dich sofort erkannt. Wenn einem das passiert, was Du mir angetan hast, entwickelt man ein gutes Gedächtnis. Ich habe Dich beobachtet. Und ich kenne Dein Verhältnis mit Joan Dhiser. Meinetwegen soll sie Dich haben. Aber Du schuldest mir Geld. Das will ich zurückhaben. Sonst bringe ich Dich um. Laß mich nicht lange auf Deine Antwort waren. Honey.
    Kein Datum. Kein Absender.
    »Aber der Brief ist doch gar nicht an Bob Rint gerichtet. Wer ist Dan?« fragt Collin.
    »Bob Rint ist Dan Smith! – So lautet nämlich sein richtiger Name. Wir haben hier seinen Paß gefunden.«
    »Mit dem Brief hätten wir also ein weiteres Tatmotiv. Offensichtlich hatten mehrere Leute Grund, Bob Rint aus dem Weg zu räumen …«
    Collin hält inne, sein Blick fällt auf ein Foto, das auf dem Tisch steht. Es ist eine Künstlerpostkarte, die eine lächelnde Joan Dhiser zeigt. ›With all my love‹ ist darauf geschrieben – direkt neben einem Lippenstiftabdruck.
    »Und Fingerabdrücke …?«
    »Einige … doch die müssen erst ausgewertet werden.«
    »Na, da hat sich unser Besuch ja gelohnt«, meint der Lieutenant zufrieden und wendet sich an die Vermieterin.
    »Wir müssen Ihre Aussage noch zu Protokoll nehmen. Kommen Sie bitte morgen in meinem Büro vorbei, zum Unterschreiben. – Das Zimmer muß wieder versiegelt werden. Aber lange kann es nicht mehr dauern, bis wir es freigeben können.«
    »Und wer bezahlt mir den Mietausfall?«
    »Ich jedenfalls nicht.« Collin schmunzelt immer noch über seine Antwort, als er mit den Beamten das Treppenhaus betritt. Hinter ihnen fällt krachend die Tür ins Schloß. Ganz offensichtlich konnte die Frau über diesen Scherz nicht lachen.
    Na ja, überlegt der Lieutenant. Schließlich hat sie ja nicht nur einen Mieter, sondern auch einen – wenn auch nur gelegentlichen – Liebhaber verloren.
    Zu dem Zeitpunkt, an dem Collin und die Beamten in das Präsidium zurückfahren, läutet in Peggy Whylers Zimmer das Telefon.
    Sie nimmt ab. Eine männliche Stimme beschwört sie hastig: »Du solltest für einige Tage verschwinden. Die Polizei ist mißtrauisch geworden. Jedenfalls ist es besser, wenn sie dich nicht auch noch verhören – bevor sie wissen, wie Bob Rint wirklich umgekommen ist. Lange kann es sowieso nicht mehr dauern. Ich habe sie schon auf die besprochene Fährte gelockt …«
    »Und wo soll ich hin?«
    »Nimm die Indiana Toll Road nach Osten an der Küste entlang. Kurz vor Portage siehst du links ein Motel. Das Sunshine-Motel. Dort nimm dir ein Zimmer. Ich komme heute nacht nach.«
    »Und du versuchst keinen üblen Trick?«
    »Wie sollte ich? Schließlich sitzen wir beide in einem Boot.«
    »Wenn du das nur nicht vergißt!« Peggys Stimme hat einen drohenden Unterton. »Also gut. Ich warte auf dich … du hast mir dann sicher noch einiges zu erzählen.«
    Ohne ein Abschiedswort legt sie auf und zieht sich schnell an. Einige Sachen packt sie in einen kleinen Koffer. Sie will ihn gerade schließen, als sie kurz überlegt …
    In einem der Schrankfächer räumt sie einige Wäschestücke beiseite und greift sich die darunterliegenden Fotos und Briefe. Rasch überfliegt sie die Unterlagen, sortiert das meiste aus und legt diesen Pack oben auf den Koffer. »Sicher ist sicher«, murmelt sie dabei. Die restlichen Stücke – es sind nur noch wenige Fotos und ein Bündel Briefe – legt sie in den Schrank zurück.
    Dann greift sie zum Telefon. »Darling, ich muß für einige Tage weg. Nein, frage nicht – es ist wichtig für uns. Wenn wir je zusammensein wollen, dann muß es sein. Und – Ray – bleib mir treu! – Ich liebe dich – nur dich, hörst du!« Sie haucht noch einen Kuß ins Telefon und legt dann auf.
    Noch während sie die Treppe der Pension hinunterschreitet, denkt sie, daß es

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