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Der gläserne Sarg

Der gläserne Sarg

Titel: Der gläserne Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht.«
    »Und Ihre Frau?«
    »Ja – sie trug einen, genauer gesagt, legte sie sogar besonderen Wert darauf.«
    »Farbe?«
    »Schwarz – es betonte ihre schlanke Figur …«
    »Und Miß Peggy Whyler?«
    »Sie hat einen weißen Mantel … er ist wie meiner geschnitten. Mit einer Kapuze, wie Sie sehen!« Jim Dhiser dreht sich um sich selbst wie ein Dressman. »Eigentlich sind es ja Saunamäntel.«
    »Danke, mehr wollte ich nicht wissen. Es waren auch nur noch Routinefragen …«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie bei jedem ihrer Fälle nach Bademänteln fragen?« Dhiser verzieht spöttisch seine Lippen.
    Donnerwetter, denkt Jacklow, der Bursche ist ernst zu nehmen. Dann antwortet er und betont fast jedes Wort: »Natürlich nicht! Nur bei Artisten.«

11.
    Bob Rint hatte seine Wohnung downtown in der Nähe des Hafens gemietet gehabt.
    Viel bringt so ein Job als Artist wohl nicht ein, denkt sich Lieutenant Collin, als er den schon etwas heruntergekommenen Hausflur betritt und mit den ihn begleitenden Beamten die Treppe zum dritten Stock hinaufsteigt.
    Auf sein Klingeln wird die Türe einen Spaltbreit geöffnet. Der schmale Durchblick zeigt eine offensichtlich in einen ausgewaschenen Bademantel gehüllte Frau, deren langes schwarzes Haar ihr ungekämmt ins Gesicht hängt. Sie streicht es zurück, als ihr Collin seine Polizeimarke zeigt und sie auffordert, ihn und seine Begleiter einzulassen.
    Widerwillig löst sie die Sperrkette. »Wie oft kommt Ihr denn noch? Könnt Ihr einen denn nicht in Ruhe lassen?«
    »Wieso«, fragt der Lieutenant verdutzt. »Wie oft war denn schon jemand da?«
    »Na, gestern nacht noch hat man mich aus dem Bett geläutet, nur um dieses blöde Siegel an seiner Türe anzubringen. Als ob das nicht Zeit bis zum Morgen gehabt hätte. Wer ist denn schon an den paar lächerlichen Klamotten interessiert …?«
    »Wir beispielsweise«, gibt Collin leichthin zur Antwort und tritt in den Wohnungsflur. Der Geruch von Kohlgemüse hängt in der Luft. Links und rechts gehen Türen ab. Über dem Schloß einer dieser Türen klebt das Polizeisiegel. Es ist nicht zu übersehen.
    »Na, dann mal los«, fordert Collin seine Begleiter auf. Einer geht auch sofort an die Türe, entfernt das Siegel und schließt auf. Er läßt den Lieutenant zuerst in das Zimmer treten.
    Es ist kärglich möbliert. Ein Bett, ein Tisch und ein billiger Schrank bilden die gesamte Einrichtung. Auf dem Boden liegt ein verblichener Woll-Läufer, an den Wänden hängen Pin-ups, dazwischen fast wie ein Fremdkörper – ein Foto von Bob Rint, das ihn in seinem Bühnensmoking zeigt.
    Der Lieutenant nimmt das mit einem Blick auf. Dann dreht er sich zu den beiden Beamten um, die hinter ihm stehen.
    »Sie wissen ja, was zu tun ist – Fingerabdrücke … sonstige Spuren, und alles durchsuchen!« Er wendet sich der Vermieterin zu, die ebenso lässig wie verdrossen am Türrahmen lehnt. »Würden Sie mir bitte einige Fragen beantworten?«
    »Wenn es unbedingt sein muß. Kommen Sie mit zu mir rüber. Ich kann den Bullen bei ihrer Leichenfledderei nicht zusehen.«
    Sie geht mit betont wiegenden Schritten, die ihr aber nicht besonders ästhetisch gelingen, vor Collin her und führt ihn in ein Zimmer, das offensichtlich ihre gute Stube darstellt.
    »Wollen Sie etwas trinken?«
    Der Lieutenant weist dankend darauf hin, daß er im Dienst ist.
    »Aber ich darf doch wohl …?«
    Sie holt aus einer Vitrine eine halbleere Flasche Bourbon und ein Glas und schenkt sich ein. Dann setzt sie sich Collin gegenüber, der inzwischen auf einer alten Couch Platz genommen hat, auf einen Stuhl und schlägt die Beine übereinander. Es stört sie nicht, daß der Bademantel dabei oben und unten auseinanderklafft und der Blick auf ein paar stramme Brüste und gut geformte Beine freigegeben wird. Ganz ohne Zweifel – unter dem Bademantel ist die Frau nackt.
    »Wissen Sie schon, was passiert ist?«
    »Mit Bob Rint? Woher sollte ich …? Ihre Männer, die gestern abend die Türe versiegelten, sagten mir nur, daß er tot ist.«
    »Ja, tot ist er. Er wurde – ermordet.«
    »Ermordet?« Sie beugte sich vor und dem Lieutenant bieten sich noch tiefere Einblicke. Doch die Umgebung und der Anlaß sind nicht dazu angetan, in ihm romantische Gefühle zu wecken . Obwohl – das muß er sich eingestehen – die Figur der Frau verlockender ist als ihr schmuddeliges Äußeres. »Genauer gesagt: Ihr Untermieter wurde vergiftet.«
    »Schade, er war ein netter Kerl. – Nun kann ich sehen,

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