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Der gläserne Sarg

Der gläserne Sarg

Titel: Der gläserne Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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niemandem den Cognac angeboten.«
    Jacklows Stirn legt sich in Falten: »Aber das Motiv, Collin? – Das Motiv? Immer wieder stoßen wir an diese Frage. Wer wollte zwei Menschen auf einmal umbringen und vor allem – warum? … Blondie? Er hat doch bei der ganzen Sache den meisten Schaden. Weshalb sollte sich ein Direktor zwei seiner besten Artisten berauben?«
    Der Lieutenant steht auf. »Da Sie ja sicher nicht von Ihrem Vorsatz ablassen, daß ich mich in meiner Freizeit im Theater rumzutreiben habe, will ich lieber gleich gehen. Ich wünsche einen angenehmen Abend, Chef.«
    Jacklow lacht. »Nehmen Sie's nicht so schwer, Mike. Ich hoffe, daß wir diesen Fall bald gelöst haben, auch wenn es im Moment so gar nicht danach aussieht.«
    »Was hilft's«, meint Collin, schon an der Türe, »wenn wir den Mörder von Joan Dhiser und Bob Rint haben, kommt mit Sicherheit das nächste kriminalistische Rätsel auf uns zu, und das Spielchen geht von neuem los. Geschieht mir ja auch recht. Warum bin ich nicht Bankbeamter geworden, wie mir meine Mutter immer wieder geraten hat.«

13.
    Als Collin im Theater eintrifft, ist schon die Atmosphäre der herannahenden Vorstellung zu spüren. Zwar trifft der Lieutenant kaum auf Menschen, weil sich alle Artisten bereits in den Umkleideräumen befinden, doch die allgemeine Geschäftigkeit und wohl auch die Nervosität dringen durch die Türen, hängen in der Luft.
    Collin begibt sich sofort in das Direktionsbüro. Die Erzählungen seines Chefs haben ihn auf die Sekretärin neugierig gemacht. Und er muß sich eingestehen, daß seine Neugier mehr von dem Mann Michael als von dem Lieutenant Collin ausgelöst wird.
    Er hat Glück, Mrs. French ist da. Sie steht, als er das Büro betritt, gerade am Fotokopiergerät, läßt sich aber zunächst nicht stören. Erst als sie offensichtlich die notwendige Kopienzahl gemacht hat, dreht sie sich zu dem Besucher um: »Sie wünschen?«
    »Ich habe gewissermaßen den dienstlichen Auftrag, Ihnen meinen freien Abend zu widmen, Mrs. French«, erklärt Collin und läßt sich unaufgefordert auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder. »Ich bin Lieutenant Collin und komme in Vertretung von Inspector Jacklow.«
    »Heißt das, daß Sie mich verhören sollen?« Die Frage klingt besorgt.
    »Gäbe es etwas, was mein Chef von Ihnen noch nicht erfahren hat?«
    »Was er mich gefragt hat, habe ich beantwortet. Nach bestem Wissen und Gewissen – so heißt wohl die Formel.«
    »Donnerwetter, Sie sind aber juristisch auf Draht. Diese Formulierung hätte direkt von einem Rechtsanwalt stammen können.«
    »Sie sollten sich als Hellseher etablieren. Bevor ich hier bei Direktor Blondie anfing, habe ich tatsächlich bei einem Rechtsanwalt gearbeitet – und anscheinend einiges mitbekommen.«
    »Na, da muß ich mich ja in acht nehmen, daß Sie mir keinen Formfehler nachweisen.«
    Collins jungenhaftes Lachen steckt an. Auch Mrs. French schmunzelt jetzt.
    »Wir können ja einen Nichtangriffspakt abschließen.«
    »Zu so weitreichenden Abmachungen ist ein kleiner Lieutenant leider nicht befugt, Mrs. …«
    »Sie dürfen ruhig ›Cathy‹ zu mir sagen …«
    »Danke, Cathy – aber ich glaube, ich werde mal dem Direktor einen ›guten Abend‹ wünschen. Schließlich sollte er es wohl auch wissen, wenn ich in seinem Theater herumstöbere.«
    »Was wollen Sie mit Ihrem Herumstöbern erreichen? Nur Staub aufwirbeln? Oder glauben Sie immer noch, hier den Mörder finden zu können?«
    »Liebe Cathy. Ich will Mary heißen, wenn des Mordes Lösung nicht in diesem Theater liegt. Nehmen Sie nur eine Tatsache heraus: Wer sonst außer einem Mitglied dieses Theaters sollte das Gift in die Flasche praktiziert haben? Und was diesen Punkt angeht, muß ich Ihnen leider sagen: Sie gehören mit zu den Hauptverdächtigen. Denn wer hätte mehr Gelegenheit gehabt als Sie, ungestört diese Aktion durchzuführen …?«
    Collins sagt das mehr aus Jux, als er schon die Tür zum Büro des Direktors erreicht hat. Und nur dem Umstand, daß er sich nicht mehr umdreht, verdankt es Mrs. French, daß die Angst, die plötzlich ihr Gesicht überzieht, von dem Lieutenant nicht registriert wird.
    Sie hält sich am Schreibtisch fest. Ihr ist schwindelig. Hat vielleicht der Inspector doch etwas gemerkt? Hat er kombiniert? Hat irgend jemand eine Bemerkung fallenlassen? … Sie setzt sich auf ihren Stuhl und schließt die Augen. Es muß etwas geschehen. Sie muß die Initiative ergreifen. Geschehe dabei, was da

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