Der gläserne Sarg
langsam Zeit wird, das Versteckspiel zu beenden.
12.
Collin sitzt Jacklow in dessen Büro gegenüber. Er hat soeben ausführlich Bericht über sein Gespräch mit Mrs. Parker erstattet und den Inspector über die Flasche mit dem Zyankali und den Brief informiert.
Als Collin geendet hat, reagiert Jacklow nicht sofort. Er lehnt sich in seinen Sessel zurück. Man spürt, daß er das Gehörte überdenkt und in Zusammenhänge zu bringen versucht.
»Es wird immer rätselhafter, Collin«, sagt er dann endlich. »Was Sie herausgefunden haben, steht völlig im Gegensatz zu dem, was Jim Dhiser mir erzählt hat.«
»Und was hat er erzählt?«
»Er behauptet, seine Frau hätte Bob Rint verlassen und wäre zu ihm zurückgekehrt. Und ich hatte dabei den Eindruck, daß er die Wahrheit sagte – es könnte ja sein, daß die Sache zwischen Joan und Bob erst heute wieder angefangen hat. Vielleicht war es sogar nur eine letzte Aussprache?«
»Sie vergessen das Sperma, das Dr. Seyms gefunden hat. Von Mr. Dhiser kann es doch wohl kaum sein. – Außer, er hätte mit seiner Frau geschlafen, bevor er in das Theater zum Üben gegangen ist. Aber das kann ich nicht glauben. Nein, Inspector, ich bin sicher, das Verhältnis zwischen Bob Rint und Joan Dhiser existierte nach wie vor. Joan hat Bob zwar anscheinend gedroht, ihn zu verlassen … vielleicht wußte sie, daß er es mit der Treue zu ihr nicht so genau nahm … doch schon nach einem Tag war sie dann wieder da, wie immer. Und wenn es da wirklich eine große Trennung in der letzten Woche gegeben hätte – diese Mrs. Parker hätte mir todsicher davon erzählt.«
»Sie haben wahrscheinlich recht, Collin.« Jacklow setzt sich auf und beugt sich vor. Er greift sich einen Bogen Papier und einen Kugelschreiber. »Lassen Sie uns doch einmal sehen, was wir bis jetzt an Fakten zusammengetragen haben. – Beginnen wir mit Dhiser.«
»Er ist für mich heute schon der Mörder, Chef …«
»Aber was haben wir gegen ihn in der Hand? Gut, er hätte ein Motiv gehabt, Bob Rint zu ermorden. Der Ansager hat ihm die Frau weggenommen. Doch was nützte ihm der Tod des Nebenbuhlers, wenn gleichzeitig auch seine Frau starb? Er wollte doch die Frau zurückhaben …«
»Sie vergessen Peggy Whyler, Inspector.«
»Richtig. Wahrscheinlich hat er ein Verhältnis mit ihr. Doch wenn Jim wirklich Peggy wollte, dann hätte er ja keinen Grund mehr gehabt, Bob Rint und seine Frau umzubringen. Einfacher wäre das Bäumchen-wechsle-dich-Spiel doch nicht mehr gegangen. Bob wäre mit Joan glücklich geworden, und Jim hätte sich mit Peggy getröstet. – Nein, Collin, von dieser Seite aus betrachtet ergibt der Mord keinen Sinn. Da platzt jedes Motiv – und außerdem: Woher sollte Jim Dhiser das Zyankali haben? Ein Artist wie er kommt nicht so leicht an ein solch gefährliches Gift. – Noch dazu haben Sie das Gift bei Bob Rint gefunden …«
»Was uns wieder zu der Selbstmordtheorie führt …«
»… daß Bob Rint die Drohung wahrgemacht und sich selbst umgebracht hat – und Joan mit in den Tod nahm, weil sie ihn verlassen hatte … Vielleicht stimmt es ja wirklich, was mir Jim Dhiser über seinen neuen Honigmond mit Joan erzählt hat …«
»Und dann schlief sie wieder mit dem Ansager? Das Sperma bei Joan Dhiser stammt von Bob Rint. Die beiden hatten noch am Nachmittag Geschlechtsverkehr. Gemeinsam gingen sie dann gegen Abend zur Vorstellung. Und da soll Bob mit Joan Dhiser freiwillig in den Tod gegangen sein …? Tut mir leid, aber daran glaube ich nicht.«
Jacklow, der bisher die Stichpunkte mitgeschrieben hatte, legt plötzlich den Kugelschreiber weg: »Wahrscheinlich haben Sie recht, Collin. Denn da ist etwas, was Sie noch nicht wissen.« Er berichtet dem Lieutenant von der Aussage des Hundedompteurs und flicht in seine Ausführungen auch einige Bemerkungen über seine Begegnung mit Mrs. French ein.
»Also eine Frau ist aus dem Büro des Direktors gekommen«, rekapituliert Collin. »Falls der Mann sich nicht getäuscht hat. Welche weiblichen Wesen wollen wir denn in unsere Spekulationen mit einbeziehen? Peggy Whyler …?«
»… und die Unbekannte, die den Drohbrief an Bob Rint geschrieben hat und …«, Jacklow zögert etwas, »auch Mrs. French. Mein Gefühl sagt mir, daß sie mit den Geschehnissen auf irgendeine Art in Verbindung steht. Ich weiß nur nicht wie …«
»Dann erst mal zu Peggy Whyler. Sie hat, wie wir erfuhren, einen weißen Bademantel. Sie könnte also die Frau gewesen sein, die aus
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