Der gläserne Sarg
daß ich für das Zimmer einen neuen Mieter finde … Ist nicht so leicht, hier in der Gegend jemand zu bekommen, der einem nicht jede Nacht zwischen die Beine will.«
»Hatten Sie etwa bei Bob Rint etwas dagegen?« Die Frage ist dem Lieutenant herausgerutscht. Er hat sie nicht überlegt. Um so mehr überrascht ihn die Antwort.
»Warum sollte ich? Er war jung und im Bett ein toller Kerl. Aber …«
»Aber …?«
»Es war ein seltenes Vergnügen. Schließlich hatte er diese Pflichten auch noch bei einigen anderen übernommen …«
»Sie meinen, Bob Rint war ein Frauenheld?«
»Es wurde ihm leicht gemacht. Kann man verstehen, daß sie alle hinter ihm her waren. Jedenfalls hat er mir davon erzählt.«
»Sie hatten also ein Verhältnis mit ihm?«
»Nur weil ich ein paarmal mit ihm geschlafen habe? Nee, das ergab sich so … wir saßen halt zusammen und ließen uns vollaufen … fürs Herz, da hatte er die andere …«
»Die andere? Sie wollen damit sagen, daß Bob Rint eine feste Bindung hatte …?«
»Natürlich. Sie war ja fast jeden Nachmittag hier. Und dann war es besser, nicht über den Gang zu gehen. Das Gestöhne und Geseufzte konnte einen neidisch machen.«
»Und – wissen Sie, wer die Frau war?«
»Jetzt kann ich es wohl sagen. Es ist seine Partnerin, die Schwimmerin. Sie ist ganz verrückt nach ihm. Dabei hat sie einen Mann …«
»Also doch Joan Dhiser«, murmelt Collin mehr zu sich. Doch sein Gegenüber hat ihn verstanden. »Richtig, Joan Dhiser ist es. Was die wohl dazu gesagt hat …?«
»Sie kam nicht mehr in die Lage, dazu etwas zu sagen. Denn sie starb mit Bob Rint.«
»Auch vergiftet?«
»Nein, sie ertrank. Ihr Bassin konnte nicht mehr rechtzeitig geöffnet werden, denn nur Bob Rint kannte die Zahlenkombination!«
»Und wer war es?«
»Um das zu erfahren, sind wir hier. Wir hoffen, hier wenigstens einen Anhaltspunkt zu finden. – Was glauben Sie – nahm Bob Rint das Verhältnis mit Joan Dhiser ernst?«
»Leider ja. Er war ebenso hinter ihr her, wie sie hinter ihm. Er hat oft zu mir davon gesprochen, daß er sie heiraten möchte. So sind die Männer. Da pennen sie mit einem – und dann muß man sich danach noch ihre Liebesprobleme anhören. – Komisch, was?« Sie lacht schrill.
»Für Bob Rint war es also eine ernste Sache …?«
»Für sie ebenso. Manchmal stritten sie ja auch. – Und wenn sie ihm dann drohte, ihn zu verlassen, schwor er, sich umzubringen.«
»Hätte er es getan?«
Sie schüttelt den Kopf. »Bob? Ne, der nicht. Der tat nur so. Nach Joan wäre sicher eine andere gekommen … aber das war ja gar nicht nötig. Jedesmal, wenn sie ihm den Abschied gegeben hatte, war sie am nächsten Nachmittag wieder da … und dann hörte man die Versöhnung durch alle Türen.«
»Wann haben Sie Joan Dhiser das letztemal gesehen?«
»Da brauche ich nicht lange zu überlegen. Es war gestern nachmittag. Sie kam gegen halb fünf. Die beiden gingen dann etwa um halb sieben zusammen weg …«
Also deshalb fand man das Sperma bei Joan Dhiser – denkt Collin. Der Inspector wird sich freuen. Wenigstens ein Rätsel gelöst.
»Und außer Mrs. Dhiser bekam Bob nie Besuch?«
»Nicht daß ich wüßte, nur einmal brachte er nachts jemand mit – eine Frau – ich habe sie nur kurz gesehen, als sie wieder ging … sie hatte blonde Haare … Mit der hat er sich so laut gestritten, daß ich an die Türe klopfen mußte, um zu verhindern, daß die Nachbarn rebellisch wurden.«
»Und Sie haben nicht gehorcht …?«
»Da brauchte man nicht zu horchen … es ging darum, daß er ihr etwas zahlen sollte … offensichtlich hatte er Schulden bei ihr oder so etwas ähnliches – jedenfalls drohte sie mehrmals, sie würde ihn anzeigen.«
»Sie haben Bob Rint nie gefragt, wer die Frau war?«
»Gefragt schon. Aber er wurde nur ärgerlich … so wütend habe ich ihn nie erlebt … da ließ ich die Fragerei lieber.«
»Und die Frau kam nicht wieder?«
»Was weiß ich? Ich habe sie jedenfalls nie mehr gesehen oder gehört. – Doch ich bin ja nicht immer da. Schließlich muß ich auch meine Brötchen verdienen. Ich arbeite als Bedienung in einem Highway-Restaurant. – Vielleicht, daß sie dann noch einmal da war …«
In diesem Moment klopfte es an die Türe. Einer der Beamten tritt ein.
»Wir sind fertig, Lieutenant.« Collin erhebt sich. »Ich habe auch keine Fragen mehr. Vielen Dank, Mrs. Parker.«
Er folgt dem Beamten auf den Flur und in Bobs Zimmer. »Etwas von Bedeutung?«
»Kann man wohl
Weitere Kostenlose Bücher