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Der gläserne Sarg

Der gläserne Sarg

Titel: Der gläserne Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ich finde das nicht so ungewöhnlich. Joan wäre sicher nicht die erste Frau gewesen, die sich von einem Geliebten damit verabschiedet, daß sie nochmals mit ihm schläft. Frauen haben ja manchmal so etwas Masochistisches an sich. Einerseits wollen sie sich quälen und sich beweisen, daß sie wirklich Opfer bringen, andererseits wollen sie dem Mann zum letztenmal demonstrieren, was er verliert …«
    »Sie scheinen ja über eine Menge einschlägiger Erfahrungen zu verfügen, Lieutenant.« Jacklow nimmt die Sache offenbar von der heiteren Seite.
    Collin ärgert sich: »Vielleicht sollten Sie sich darüber besser mit einem Psychiater unterhalten, Sir.«
    »Seien Sie doch nicht gleich eingeschnappt, Mike«, besänftigt der Inspector. »Dieser Fall ist verwickelt genug. Da wird es doch erlaubt sein, wenn man nicht alles so bierernst nimmt. – Aber damit Sie getröstet sind: Ich finde Ihren Hinweis selbstverständlich wichtig und einer Nachprüfung wert.«
    Sofort ist der Lieutenant wieder versöhnt. Er fragt sich im stillen selbst, warum er heute gegen Jacklow so voreingenommen ist. Hängt es etwa mit des Inspectors Verhalten gegenüber Cathy zusammen?
    Die Tür zum Sekretariat wird geöffnet, und Jacklows Sekretärin erscheint: »Sir, da ist ein Sergeant, der Ihnen einen Brief überbringen soll …?«
    »Herein mit ihm!« ruft Jacklow aufgeregt. Ein kleiner, etwas untersetzter Mann tritt ein; es ist ihm anzusehen, daß er von der Wichtigkeit seiner Mission überzeugt ist: »Sergeant Fielding, Inspector. Sie wollten diesen Brief.« Und eilfertig setzt er hinzu: »Ich hoffe, ich komme noch zur rechten Zeit. Jedenfalls habe ich mich beeilt …«
    Er fühlt sich wohl als Gottes Sendbote, fährt es Collin durch den Sinn. Jacklow nimmt gelassen das Kuvert und entfaltet es: »Wir sind weit davon entfernt, bald die Lösung des Falls parat zu haben, Sergeant«, äußert er dabei lässig. »Sie wären auch noch in Stunden zu früh dafür gekommen.« Fielding sinkt merklich zusammen. »Aber ich bin natürlich dankbar, daß Sie so schnell hier waren. Denn sicher wird uns dieser Brief einen entscheidenden Schritt vorwärtsbringen.«
    Das ist seine Masche, denkt der Lieutenant. Die Leute zuerst auf ihren wirklichen Wert reduzieren und sie dann wieder motivieren.
    Inzwischen hat Jacklow aus dem Umschlag den Brief entnommen und ihn entfaltet. »Es haben ja bestimmt inzwischen so viele mit diesem Papier herumhantiert, daß meine zusätzlichen Fingerabdrücke auch nichts mehr verwirren können.«
    Er liest.
    »Hier, Lieutenant. Der Text mit Schreibmaschine geschrieben und dann die Unterschrift daruntergesetzt. Kein Datum.«
    Jacklow hält seinem Assistenten das Blatt Papier vor die Nase. »Fällt Ihnen etwas auf, Lieutenant?«
    Jetzt will er mich testen, denkt Collin und bemüht sich, einen Ansatzpunkt zu erkennen. Doch es ist Jacklow auch zuzutrauen, daß er eine solche Frage nur aus Jux und Tollerei stellt – ohne selbst etwas von Wichtigkeit erkannt zu haben.
    »Ich finde nichts außergewöhnlich daran, Chef – wenn man von der Form absieht. Ein mit Schreibmaschine getippter Abschiedsbrief … Ein bißchen unkonventionell, finden Sie nicht?«
    »Kann ich schlecht sagen, Collin. Ich befand mich noch niemals in einer solchen Situation«, schmunzelt Jacklow. »Aber sehen Sie einmal. Der Umschlag hat eine längliche Form. Der Brief hingegen ist so gefaltet, als sollte er ursprünglich in ein konventionelles schmales Kuvert gesteckt werden.«
    »Richtig, Chef.« Collin ärgert sich. Die Blamage hätte er sich vor dem Sergeant ersparen können. »Na, jedenfalls soll sich erst einmal das Labor mit diesen beiden Beweisstücken beschäftigen … Sally! Kommen Sie bitte.« Jacklow hat sich über die Sprechanlage gebeugt.
    Die Sekretärin tritt sofort ein.
    »Bitte bringen Sie dies ins Labor. Ich brauche einen vorläufigen Eilbericht. Welche Schreibmaschine, ob die Unterschrift echt ist und Fingerabdrücke. Na, und was denen sonst noch einfällt …«
    »Okay, Sir.«
    Als sich die Tür hinter der Sekretärin wieder geschlossen hat, tritt Jacklow zu dem Sergeant: »Und nun erzählen Sie mal, wie Sie zu diesem Brief gekommen sind.«
    »Sir, ich habe hier bereits meinen Bericht mitgebracht.« Der Sergeant greift diensteifrig in seine Uniformjacke.
    »Ich will jetzt nicht lesen«, winkt Jacklow mißmutig ab. »Ich will, daß ich das Wichtige schnell von Ihnen erfahre – mündlich.«
    Sergeant Fielding ist verblüfft. Ein Vorgesetzter, der keinen

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