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Der gläserne Sarg

Der gläserne Sarg

Titel: Der gläserne Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wie spät es war, als er den Brief erhielt. Er kann sich nur erinnern, daß es schon dunkel war. Aber was besagt das schon. Um diese Jahreszeit ist es in Chicago bereits um neunzehn Uhr schon stockduster.«
    »Bereits um neunzehn Uhr«, wiederholt Jacklow sinnend, dann geht er auf den Sergeant zu. »Sie haben gute Arbeit geleistet. Ich werde das Ihren Vorgesetzten wissen lassen. – Sie können damit rechnen.«
    Der Angesprochene fühlt sich sichtbar geschmeichelt. Fast hätte er die Hacken zusammengeschlagen. Aber dem kommt der Inspector zuvor, indem er dem Sergeant auf die Schulter klopft: »Bitte geben Sie Ihren Bericht meiner Sekretärin. Und – nochmals vielen Dank.«
    Fielding marschiert aus der Tür. Mehr denn je zuvor von seiner Wichtigkeit überzeugt.
    »Na, Collin, was sagen Sie?«
    Der Lieutenant zuckt mit den Schultern.
    »Bob Rint jedenfalls scheint den Brief nicht übergeben zu haben … Er war ja spätestens ab neunzehn Uhr im Theater.«
    »Genau dasselbe habe ich mir auch überlegt. Und das ist das Perfide an dieser Sache. Wäre der Junge nicht wegen des Geldes zusammengeschlagen worden, hätte Blondie den Brief mit Sicherheit noch am gleichen Abend, also während der Vorstellung oder kurz danach bekommen. Der Ansager und Joan Dhiser wären dann nicht mehr zu retten gewesen. Wir wären gekommen, hätten den Brief erhalten und später die Giftflasche in Bob Rints Schrank gefunden. – Beweis hätte sich an Beweis, Indiz an Indiz gefügt – und der Fall wäre von uns als glatter Selbstmord abgelegt worden –, nie hätten wir den Jungen gefunden. Der hätte wahrscheinlich den Brief bei Sam an der Loge abgegeben und wäre danach auf Nimmerwiedersehen verschwunden.«
    »Aber wer war der Mann, der den Auftrag erteilte …?«
    Jacklow wird ernst: »Collin, bestimmt muß ich Ihnen jetzt sehr nahe treten. Haben Sie wirklich keine Augen mehr im Kopf? – Was trägt ein Mann?«
    »Einen Anzug – was sonst?«
    »Richtig. Aber ein Anzug ist längst kein ausschließlich männliches Kleidungsstück mehr – geht Ihnen ein Licht auf?«
    Collin erbleicht: »Sie meinen … Mrs. French? Sie glauben wirklich – Sie hat … Chef, das kann nicht Ihr Ernst sein …«
    »Überlegen Sie, Collin. Der Brief wurde bestimmt nicht um neunzehn Uhr übergebe. Dann hätte nämlich die Gefahr bestanden, daß der Junge zu früh ins Theater kommt. Ich schätze, vor zwanzig Uhr lief die Übergabe nicht. Und etwa um diese Zeit geht doch – wie ich von Ihnen selbst erfuhr – Mrs. French nach Hause …«
    »Das ist ein unglückliches Zusammentreffen … Bestimmt, Inspector!«
    »Und ihre Drohung an Bob Rint?«
    »Gegenfrage: Woher soll sie das Gift bekommen haben?«
    »Das werden wir auch noch erfahren, Collin …«
    Die Tür öffnet sich, und die Sekretärin kommt mit einem Fernschreiben, das sie Jacklow aushändigt. »Sie sollten es sofort lesen, Sir …«
    Jacklow überfliegt die Zeilen und läßt dann erschüttert den Arm mit dem Telex sinken. Collin blickt ihn fragend an.
    »Der Erfolg meiner Fahndungsmeldung, Lieutenant. Im Sunshine Motel an der Indiana Toll Road – es muß kurz vor Portage sein – ist eine Frau ermordet aufgefunden worden – Miß Peggy Whyler!«
    Collin reißt dem Inspector das Telex aus der Hand und liest es mit steigender Erregung. Dem Bericht zufolge ist die Artistin erstochen worden.
    »Das dritte Opfer …«, sagt Jacklow schließlich. »Hätten wir das nicht verhindern können?«
    »Ich glaube nicht, Chef«, tröstet Collin. »Dieser Fall ist nicht so einfach in den Griff zu kriegen. Jedenfalls wissen wir jetzt wenigstens definitiv, daß wir den Selbstmord von Bob Rint nicht weiter verfolgen brauchen – denn es gibt einen Mörder … einen, der noch lebt und der auch Miß Whyler erstochen hat.«
    Dann überlegt Collin kurz und erklärt triumphierend weiter: »Übrigens, auch Mrs. French kommt damit aus Ihrer Schußlinie. Schließlich war sie – das will ich jetzt gern gestehen – heute nacht mit mir zusammen …«
    »Ich habe es eh vermutet, Mike.« Jacklow nickt seinem Assistenten ermunternd zu. »Bei Ihrem Engagement … Aber so ganz ist Ihre Herzdame noch nicht entlastet. Sie kann ja schließlich einen Komplizen oder eine Komplizin haben. – Doch jetzt an die Arbeit. Ich schlage vor, Sie fahren zu Miß Whylers Apartment und suchen ein bißchen gründlicher als das letztemal – und ich werde raus nach Portage eilen und mir selbst ein Bild von dem Mord machen.«
    »Okay, Sir.« Collin will schon

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