Der gläserne Sarg
Spurensicherung ergeben hat. Der Drohbrief ist mit einer Remington geschrieben worden. – Erinnern Sie sich noch, wie ich gestutzt habe, als Sie mir das sagten? Jetzt weiß ich, wonach ich in meinem Gedächtnis gekramt habe. Und Sie hätten es auch sehen müssen, wenn Sie gestern nicht nur Augen für Beine und Busen gehabt hätten. Eine solche Remington steht in Mrs. Frenchs Büro! – Geht Ihnen jetzt endlich ein Licht auf? Oder immer noch nicht?«
Jacklow beugt sich über seinen Schreibtisch und angelt sich die Sprechanlage. Er gibt seiner Sekretärin mit hochrotem Gesicht den Auftrag, Mrs. French zu ihm zu führen.
Als Blondies Vorzimmerdame durch die Tür tritt, geht er ihr entgegen.
»Hallo, Mrs. French. Ich hätte nie gedacht, daß wir uns so schnell wieder begegnen würden. Ehrlich gesagt – ich habe sie offensichtlich unterschätzt. Was Sie mit dem Lieutenant angestellt haben, verdient Bewunderung.«
Cathy wirft einen schnellen Blick auf Collin, der mit einem resignierenden Schulterzucken reagiert. Dann setzt sie sich auf den Stuhl, den ihr der Inspector zuweist. Sie trägt einen schwarzen Hosenanzug, der ihre schlanke Figur besonders wirkungsvoll zur Geltung kommen läßt. Wären nicht ihre nicht zu übersehenden Brüste und die blonden Haare gewesen, hätte man denken können, es säße ein gutgebauter Mann vor den beiden Polizeibeamten.
»Verzeihen Sie, wenn ich jetzt die Fragen stelle, Mrs. French. Und wenn diese etwas unangenehmer werden als die von Lieutenant Collin.«
Die Angesprochene nickt nur. Sie fühlt, daß der Inspector, der sich ihr gegenüber gestern noch so leutselig gegeben hat, zu ihrem Feind geworden ist.
»Wann haben Sie Ihren Mann zum erstenmal wiedergesehen?«
»Als er sein Engagement beim ›Globe‹ antrat. Zwar hatte ich ihm den von Blondie ausgestellten Vertrag übersandt, aber da wußte ich noch nicht, wer sich wirklich hinter dem Pseudonym ›Bob Rint‹ verbarg – ja, mir war nicht einmal bekannt, daß es sich um ein Pseudonym handelte.«
»Und wie gestaltete sich ihr Wiedersehen?«
»Wie soll ich sagen … Wir waren beide überrascht.«
»Und haben Sie sofort Ihre Forderung gestellt?«
»Nein, erst später …«
»Wann später?«
»Ich kann das nicht mehr so genau sagen …«
»Vielleicht, als Sie von dem Verhältnis zwischen Bob Rint und Joan Dhiser erfahren hatten?«
»Davon habe ich ziemlich bald nach seinen Auftritten bei uns gehört. Es war ja nicht zu übersehen. Also muß unsere erste Auseinandersetzung über das Geld danach gewesen sein.«
»Und es gibt da keinen Zusammenhang?« fragt Jacklow lauernd. Dann fährt er mit knallharter Stimme fort: »Mrs. French. Ich behaupte, Sie haben Ihren ehemaligen Mann erst dann mit Ihren Forderungen konfrontiert, als Sie sich eingestehen mußten, daß er von Ihnen nichts mehr wissen wollte, weil er nur noch Augen für Joan Dhiser hatte. Sie waren eifersüchtig. Es ging Ihnen weniger um das Geld. Sie wollten Bob zurückhaben. Oder Joan Dhiser sollte ihn auch nicht haben. Und deshalb mußte er sterben – und Joan Dhiser mit ihm.« Mrs. French bemüht sich, das Zittern ihrer Hände, die sie krampfhaft in ihrem Schoß gefaltet hält, nicht sichtbar werden zu lassen. Fast unhörbar entgegnet sie: »Es hat wohl keinen Zweck, Ihnen das auszureden. Sie sehen mich ja schon als die Mörderin.«
Jacklow weist diese Annahme zurück: »Ich stelle Hypothesen auf, die Sie widerlegen können. Aber offensichtlich fällt Ihnen das schwer.«
»Ich habe Ihnen Material gegen Miß Whyler und Mr. Dhiser geliefert, das Sie anscheinend übergehen.«
»Auch das wird überprüft. Und Mr. Dhiser und Peggy – wenn wir sie gefunden haben – werden dazu befragt werden. Aber auch zu diesen Punkten möchte ich – wenn Sie mir gestatten – Zweifel anmelden. Könnte es nicht sein, daß auch hier Ihre Eifersucht eine Rolle spielt? Vielleicht hätte Mr. Blondie manchmal Sie auffordern sollen, mit ihm in sein Spielzimmer zu kommen …«
Mrs. French will entrüstet aufstehen. Doch sofort hat sie sich wieder in der Gewalt: »Mein Gott, wenn es das gewesen wäre. Mr. Blondie hat es oft genug versucht – doch ich eigne mich nicht dafür, in eine Galerie eingereiht zu werden. Mir geht es um mehr …«, und sie wirft einen schüchtern-liebevollen Blick zum Lieutenant hinüber, der seine Erregung über die Verhörtechnik seines Chefs nur mühsam zügeln kann.
»Können Sie das beweisen … Ich meine, daß Direktor Blondie auch Sie mit seinen
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