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Der gläserne Wald

Der gläserne Wald

Titel: Der gläserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinald Koch
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ausschließende Gedanken, nämlich, dass ich mich geirrt habe und dies nicht Mart ist und, dass ich recht habe und dies sehr wohl Mart ist, der gleich etwas sehr Absonderliches tun wird.
    Da ist er vor mir, und, indem er sich hinkniet, ergreift er meine linke Hand, bevor ich sie abwehrend gegen ihn ausstrecken kann, und führt sie an seine Stirn.
    »Erhabener Regent, Vater der Stadt, Tolt von Zaina! – Fürst Ämar ist tot.«
    Mein Herz erstarrt. Eine ungeheure Angst ergreift mich, in meinen Ohren tobt ein ungeheurer Orkan, und plötzlich erstarrt die Welt wie ich. Mir ist, als seien wir nicht hier, sondern in der Zeitlosigkeit des Reiches.
    Ich weiß nicht, wie lange dieser Zustand dauerte … da schlägt mein Herz wieder und neben Mart kniet der Zenturio, ergreift meine Rechte, führt sie zur Stirn.
    »Erhabener Regent, Vater der Stadt, Tolt von Zaina! Bis du anders befiehlst, bin ich der Kaptin deiner Garde!«
    Als sei ich über eine unsichtbare Grenze hinweggeschritten, verflüchtigen sich alle Zweifel. Nun beginne ich langsam zu begreifen: ich bin Regent von Zaina.
    Meine Gedanken sind mit einemmal von überraschender Klarheit, von der ich bisher geglaubt hatte, sie werde den Menschen nur im Moment des Sterbens zuteil. Wie in einer Vision sehe ich den Fürsten vor mir sitzen an seinem Schreibtisch in der Festung Zaina. Und er blickt ruhig und milde, aber auch ein wenig neugierig auf mich herab. Jetzt verstehe ich diese Neugierde, oder vielmehr, ich kann sie in seinem Antlitz erkennen, weil ich sie verstehe, denn auch ich empfinde sie, und so schaue ich durch seine Augen gleichsam auf mich selbst hinab, der ich vor ihm knie.
    Dann wieder erblicke ich vor mir die Bauern von Huldenhus und höre mich zu ihnen sprechen, wie ich es damals getan habe, und erlebe das Gefühl noch einmal, dass es wichtig sei, mich auszudehnen in Zaina, bis diese Welt voll von mir würde und ich sie nach meinem Willen bessern könnte.
    Ich entziehe meine Hände den beiden Männern und breite sie in Brusthöhe über die Menschen aus.
    »Der Fürst ist tot. Trauer erfüllt die Herzen aller, die es erfahren. All unser Hoffen wird dabei wie Asche auf der Zunge, zu einer versiegten Quelle, an der uns dürstet. Lasst uns nun aufstehen und das Werk vollenden, das er für uns begann! Denn für den Fürsten von Zaina gilt alles vollbracht in der Zeitlosigkeit des Reiches. «
    »Mart, berichte uns, wie der Fürst starb!«
    »gewiss, Erhabener! – Keiner von uns Fragonreitern hat den Tod des Fürsten selbst miterlebt, denn er starb im innersten Waldheiligtum von der Hand eines Adaporianers, und mit ihm starb der Kaptin und natürlich auch der Adaporianer. Ich habe nur den Leichnam gesehen. Die Priester bringen ihn gerade zur Sommerresidenz nach Ptolamära.
    Die Hohe Gemahlin, Erhabener, bittet dich übrigens, dass du sie gegen Mittag auf Mo Pias empfängst.«
    Mart schweigt. Ich fühle deutlich, dass er noch etwas weiß, was er anscheinend nicht laut vor allen anderen sagen will.
    Ich bedeute tha Barga, zu folgen, und wir gehen zu dritt auf das Fragon zu, in dessen weiten Umkreis sich sonst niemand wagt. Dicht neben der gewaltigen Flanke des Tieres bleibt Mart stehen.
    »Erhabener, du wirst ein Friedensfürst sein!« beginnt er. »Denn mit dem Anfang deiner Herrschaft endete der Krieg. Alle Großen Wagen sind zu Boden gefallen und können sich nicht mehr erheben. Ihre mächtigen Waffen haben die Kraft zu töten verloren. Die Priester sagen, der Beerenwald habe nach dem Tod des Fürsten in den Kampf eingegriffen.
    Wie wilde Tiere lassen sich die Adaporianer töten, denn sie können sich weder wehren, noch angreifen. Unsere Truppen müssen die hilflosen Feinde vor dem Zorn des Volkes schützen.«
    »Das ist gut!« sage ich. »Wir werden veranlassen, dass man die Adaporianer in die Sammlerlager bringt. Dort sollen sie bewacht werden, bis wirklich wieder Friede herrscht.«
    Der Wald hat den Adaporianern ihre Kraft genommen, denn der Wald lebt und denkt. – So hat er sich für das Sakrileg in der heiligen Höhle gerächt.
    Mart schaut von mir zu tha Barga, dann wieder zu mir, und fast flüsternd sagt er:
    »Schon neulich, Erhabener, als wir miteinander geritten sind, wusste ich, wer du bist. Es mag sein, dass dich die Priester nicht anerkennen wollen, weil du nicht durch die Schulen der Fysithi und Mathematithi gegangen bist; aber die Fragontruppen stehen hinter dir. Unsere Fragons können an einem Tag mehr Fleisch fressen, als es Fysithi gibt. Wir

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