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Der gläserne Wald

Der gläserne Wald

Titel: Der gläserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinald Koch
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versichert, dass seine Kameraden schlafen und unbewaffnet sind. Wir wissen nicht, ob er die Wahrheit spricht; aber tötet nicht, wenn es nicht nötig ist!«
    Dann verschwinden sie weit auseinander gezogen im Schatten der Hügel. Nachdem die Huldenhuser Bauern eine provisorische Sänfte hergestellt haben, setzen wir Thomal hinein und folgen ihnen. Ich glaube immer weniger, dass das eine Falle ist. Wer so erschöpft ist und am Ende seiner Kräfte wie unser Adaporianer, kann sich nicht mehr verstellen.
    Unsere Späher haben weit vorn einen Hügelkamm erreicht. Ich erkenne ihre dunklen Silhouetten vor den Regenwolken. Die Schönwetterperiode scheint zu Ende zu sein. Andererseits ist das für diesen Krieg natürlich gut. Je mehr es regnet, umso weniger können die Adaporianer von uns sehen.
    Einer der Späher hat anscheinend etwas entdeckt. Er winkt mit den Armen. Es ist der, den wir den Weg entlanggeschickt haben. Also sind die Adaporianer wohl doch da, wo sie nach Thomals Bericht sein sollten.
    »Was ist denn das?« fragt tha Barga, denn der Späher hüpft aufgeregt hin und her, als wolle er uns zu größerer Eile auffordern. Wir beginnen zu rennen.
    Einen Augenblick noch sehe ich Thomal in seiner Sänfte neben mir, dann bleiben die Huldenhuser Bauern schnaufend zurück. Sie haben während der ganzen Nacht schwer arbeiten müssen.
    Der Wind hat inzwischen aufgefrischt, und, obgleich wir schon in Rufweite des Spähers sind, verstehe ich nur einzelne Wortfetzen, aus denen ich mir keinen Sinn zusammenreimen kann. Tha Barga hat uns alle überholt und erreicht eben die Höhe. Wie vom Blitz getroffen bleibt er stehen. Ich strenge noch einmal alle meine Kräfte an, dann bin ich bei ihm. In meiner Brust hämmert es wie Dreschflegel. »Diese armen Narren!« flüstert tha Barga und deutet auf eine von Morgentaumoos überwucherte Kuhle.
    »Diese armen Narren!« wiederhole ich seine Worte. Die sechs Adaporianer haben sich zum Schlafen ausgerechnet das Moos ausgesucht!
    Morgentaumoos ist eine Giftpflanze, die normalerweise ungefährlich ist. Man kann ruhig darüber hingehen, ohne dass die Gifttröpfchen irgendeine schädliche Wirkung haben. Nur darf man sich nicht zum Schlafen hineinlegen.
    Das Moos wächst und breitet sich nur sehr langsam aus, und es liebt das Licht. Die Leute sagen, das Gift habe nur den Zweck, alles zu töten, was Schatten macht. Rings um ein Moosnest sterben alle anderen Pflanzen ab, aber für Menschen ist das Gift nicht tödlich. Menschen werden nur müde davon, aber sie schlafen, bis sie verhungert sind.
    »Wie lange mögen sie schon auf dem Moos liegen?« fragt der Späher.
    »Nicht länger als seit Mitternacht«, antworte ich, »aber auf jeden Fall zu lange!«
    Wir warten, bis noch einige Soldaten herangekommen sind, dann tragen wir die schweren Körper der Schläfer auf den Weg.
    Als wir diese Arbeit getan haben, erscheinen die Bauern mit Thomal. Auch er ist eingeschlafen. Zusammengesunken hockt er in der Sänfte und atmet schwer.
    Besorgt blicken tha Barga und ich uns an.
    »Meinst du, dass auch er …?« frage ich.
    »Glaub’ ich nicht!« gibt er zur Antwort. »Ein Mann, der so erschöpft ist, bleibt entweder liegen oder geht weiter. Er kann nicht lange genug mit dem Gift in Berührung gekommen sein.«
    Hoffentlich hat er Recht!
    Pfeilschnell gleitet ein diffuser Schatten über den Boden, oder täusche ich mich? Ich schaue nach oben zum wolkenverhangenen Himmel. In der Ferne erkenne ich noch die riesigen, dunkel gezackten Schwingen eines Fragons. Das mächtige Tier neigt sich, als sei es an die Wolken gestoßen, wendet und fliegt wieder auf uns zu.
    In großer Höhe kommt es näher; ich bedaure, dass der Reiter nicht landen will. Doch da stürzt das Fragon plötzlich steil auf uns herab. Wie ein Gewittersturm geht es nieder. Abwehrend hebe ich die Arme über den Kopf und ducke mich.
    Als ich wieder aufzuschauen wage, ist der Reiter schon am Boden, und das Fragon hat die Flughäute gefaltet.
    gewiss sehen für unsereinen alle Fragonreiter gleich aus, aber es ist Mart, der da auf mich zukommt! Ich erkenne ihn wieder. Es ist der Reiter, der mit mir ausflog, die Sammler nach Zaina zu holen.
    »Beim zeitlosen Reich! – Du bist Mart?« rufe ich, doch der Fragonreiter schreitet mit unbewegter Miene auf mich zu. Ich kann keinen Funken des Wiedererkennens in seinen Augen bemerken.
    Plötzlich schnürt sich mir die Kehle zusammen, und mein Herz schlägt hoch in der Brust, und ich denke zugleich zwei sich

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