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Der Glanz der Welt

Der Glanz der Welt

Titel: Der Glanz der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Amon
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geflossen. Die Amis waren zu hundert Prozent sicher, dass der mit dem Geld nur ein paar Scheingeschäfte gemacht hatte. Es funktionierte so einfach, dass es fast schon primitiv war: Er spekulierte mit Währungsfutures, allerdings nur außerhalb der offiziellen Handelszeiten und ohne Inanspruchnahme der computergesteuerten Handelssysteme, in denen man nachvollziehbare Spuren hinterlässt. Man handelte over-the-counter, sozusagen über die Budel, per Telefon zwischen den Banken unter Ausschaltung der Börsen, die bekamen von solchen Geschäften gar nichts mit und wurden bei deren Abwicklung umgangen. Und – wer hätte es erraten – die Partner waren immer Banken gewesen,die man dem Schnittling-Imperium zurechnete. Egal also, wie die Spekulation ausging, der Gewinn war entweder bei Schmock selbst oder bei Schnittling gelandet. Aber das betraf nur einen ganz kleinen Teil der Gelder, die von der Werk-Bank zum Schmock gewandert waren. Der Großteil des Geldes war von Bein im Köfferchen auf andere Schmock-Firmen verteilt worden, die es wiederum auf Konten bei karibischen Bankentöchtern der Schnittling-Gruppe verschwinden hatten lassen. Die Amis hatten ursprünglich geglaubt, es ginge um Geldwäsche für irgendwelche Drogenbarone oder Waffenschieber, Letzteres, weil auch der österreichische Adelige Baron Bodo von Schmauch-Baller seine Geldflüsse teilweise über das Firmengeflecht von Schnittling abwickelte. Er war eine zentrale Figur im europäischen Waffenhandel, eine Art Drehscheibe der Korruption. Sein bestes Geschäft hatte er während Grapschmanns Zeit als Finanzminister gemacht, als er dessen Zusage zur Finanzierung von sündteuren Düsenhubschraubern bekam, die kein Mensch und auch kein Militär brauchte. Geldwäsche stank den Amis – die von Drogengeld aus Prinzip und die Reinwaschung von Waffenschieberkohle, weil sie der eigenen Militärindustrie das Geschäft versaute. Aber jetzt, das versicherte mir mein Kontaktmann, seien sie ganz sicher, dass der Schmock nicht Geld gewaschen, sondern in Wahrheit gemeinsam mit dem Schnittling die Werk-Bank ausgenommen habe wie einen Truthahn. Einen goldenen Truthahn, wie er ausdrücklich hinzufügte, ganze Farmen von goldenen Truthahnverbänden. Der Schmock habe das Geld einkassiert und angeblich veranlagt. Dann sei er treuherzig vor den Vorstand der Werk-Bank getreten und habe beteuert, er habe sich verspekuliert, er brauche neues Geld, um die Verluste wieder zurückverdienen zu können. Und die seien nicht nur so blödgewesen, ihm das zu glauben, ohne irgendwelche Belege oder Unterlagen zu verlangen, sondern die hätten ihm auch fortdauernd neues Geld gegeben, das er sofort wieder verschoben hätte, anstatt es zu veranlagen. Die Amis waren absolut sicher, dass man von der Sache im österreichischen Finanzministerium gewusst hatte, denn es gab schließlich die Verbindung zum Grapschmann. Der habe auch die Regierung informiert, zumindest zwei, drei der wichtigsten Leute, dass sich bei der Werk-Bank was zusammenbraue. Man wisse direkt aus diesen Regierungskreisen, dass dort beschlossen worden sei, nicht einzugreifen, sondern wegzuschauen, dem Grapschmann grünes Licht dafür zu geben, die Bankenaufsicht zurückzupfeifen und die Werk-Bank in die Pleite taumeln zu lassen. Das ginge sich wunderbar mit dem nächsten geplanten Wahltermin aus. Da würde die Pleitebank dann den Roten wuchtig und mit lautem öffentlichen Getöse auf die Zehen plumpsen, und die Schwarzen brauchten den Wahlsieg nur mehr unter dem Wehgeschrei der Roten aufzuklauben.
    Aus den Augenwinkeln hatte ich wahrgenommen, dass wir inzwischen an der Ankeruhr vorbei über den Hohen Markt gefahren waren, rechts der Vermählungsbrunnen, der angeblich Liebenden, die sich darin die Hände waschen, Glück bringt. Im Moment war mir das aber alles egal. Was ich hier hörte, bestätigte den Großteil jener Vermutungen, von denen ich in meinem Kommentar ausgegangen war. Die Amis bestätigten die Komplott-Theorie. Dass das Komplott nicht völlig aufgegangen war, lag nur am Timing. Die Werk-Bank war einfach zu früh pleitegegangen, weil deren Vorstand die Nerven verloren hatte und neben Schmock noch einen anderen Betrüger, den berüchtigten amerikanischen Großspekulanten Cutoff, mit Geld versorgt hatte. Und der war völlig außerplanmäßigwenige Stunden nachdem ihm die Werk-Bank noch ein paar hundert Millionen Euro überwiesen hatte, selbst pleitegegangen. Er hatte seinen Anlegerbetrug in Form eines Pyramidenspiels

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