Der Glanz der Welt
geholfen hätte.“
„Wieso hast du die Rolle denn nicht bekommen?“, fragte Gans.
„Ich habe abgelehnt, als sich herausstellte, dass ich nur in einer Szene vorgekommen wäre. Noch dazu ohne Text. Das habe ich nicht nötig“, sagte Miller.
„Hätte aber dein Einstieg in Hollywood sein können“, sagte Gans, „der Brandauer hat auch klein angefangen.“
„Pfff, Brandauer. Maßlos überschätzt. Und was heißt schon Einstieg, Einstieg … Ich hatte eine große Theaterkarriere vor mir, sollte ich die wegen einer kleinen Kung-Fu-Szene in einem Hollywood-Film gefährden? Ich hätte ein paar schon vereinbarte Engagements absagen müssen.“ Miller blickte sinnend vor sich hin, und man konnte den Eindruck gewinnen, er würde Schwingungen einer längst vergangenen Zeit in der Luft spüren.
„Wie man es macht, es ist immer falsch“, sagte Mühsal.
„Meine Herren, ich darf mich verabschieden“, brach Pirchmoser das Gespräch ab, „für diese Fachsimpelei brauchen Sie mich ja nicht, oder?“
Pirchmoser verließ das Extrazimmer und kam zu unserem Tisch. Wir hatten vereinbart, uns abends im Giacomos zu treffen und unsere Informationen auszutauschen.
„Die schaffen mich“, sagte Pirchmoser, „wer bei denen seinen Schiller nicht auswendig kann, ist unten durch. Gerade, dass sie nicht ausschließlich in Klassikerzitaten und in Reimen sprechen.“
„Trag es mit Fassung“, sagte ich, „es ist ihre Art, sich in einer Welt, die rücksichtslos über sie hinweggerollt ist, zu behaupten. An ein paar Hexametern ist noch niemand gestorben.“
„Doch, ganz bestimmt vor Langeweile. Aber ich weiß eh, dass sich in diesem Verein diverse Schrullis versammeln, die Arbeit erleichtert es allerdings nicht. Die nehmen nichts wahr, die leben in einer anderen Welt.“ Pirchmoser setzte sich seufzend zu uns.
„Hast du deinen Kommentar schon geschrieben?“, fragte Himmel.
„Ja“, sagte ich, „heute Nachmittag habe ich schnell meine dreieinhalbtausend Zeichen in die Maschine gehämmert. So zwischendurch.“
„Und zufrieden?“
„Schon“, sagte ich, „aber richtig zufrieden bin ich erst, wenn die Kommentare eine Wirkung zeigen.“
„Ich habe übrigens eine Idee gehabt, warum der erste Mord sich von den anderen unterscheidet“, sagte Himmel, „und trotzdem in eine Serie passen würde.“
„Da bin ich aber gespannt“, sagte Pirchmoser.
„Ganz einfach, hätte uns längst auffallen müssen. Der Bein war ein Mann, die beiden anderen Opfer waren Frauen. Vielleicht arrangiert der Täter das je nach Geschlecht anders.“
„Wenn es eine Serie ist, werden wir das bald wissen“, sagte Pirchmoser, „es sind nämlich nur mehr drei aktive Mitglieder vorhanden. Wenn es also um eine Mordserie unter den Vereinsmeiern geht, ist das nächste Opfer zwangsläufig ein Mann, und da müsste es dann Überschneidungen oder Ähnlichkeiten mit dem Mord an Bein geben.“
„Ich weiß nicht“, sagte ich, „aber wenn es nicht um die aktiven Mitglieder geht, sondern sich gegen alle Mitglieder des Vereins richtet?“
„Ehrlich gesagt“, Pirchmoser schmunzelte, „ich glaube denen nicht, dass es noch andere Mitglieder gibt. Das sagen die nur, damit sie nicht gar so lächerlich wirken. Die vermeiden nämlich krampfhaft, mir irgendwelche anderen Mitgliedsnamen zu nennen. Der Mühsal hat sich sogar ausdrücklich geweigert.“
„Falls ihr es noch nicht bemerkt haben solltet“, sagte Himmel, „hinten im anderen Eck drüben hat sich die ganze Grapschmann-Bande versammelt.“
Wir, das heißt Pirchmoser und ich, versuchten möglichst unauffällig hinzusehen. Tatsächlich.
„Gehört der Schmauch-Baller jetzt auch zu der Clique?“, fragte ich.
„Der Herr Baron?“, sagte Pirchmoser, und er legte einen verächtlichen Ton in das Wort „Baron“. „Natürlich! Hier in diesem Land gehören alle irgendwie zur Clique. Da, wo jeder jeden kennt, kannst du nichts anderes erwarten. Hierzulande wäscht nicht bloß eine Hand die andere, sondern die hocken alle miteinander pudelnackert in derselben Badewanne und schrubben sich gegenseitig mit riesigen Schwämmen den Buckel und die Bäuche sauber. Packlraß!“
„Verdammt, der Pirchmoser, was tut der hier?“, zischelte Grapschmann im anderen Eck des Giacomos’ und sah dabei Schnittling fragend an.
„Waf fragft du möch?“, sagte der nur. „Der öft doch ömmer hier! Folange er keinen Haftbefehl hat.“
„Das kann man bei dem nie wissen“, sagte der Baron, „den haben seine Chefs
Weitere Kostenlose Bücher