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Der Glanz der Welt

Der Glanz der Welt

Titel: Der Glanz der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Amon
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…“
    „Wenn Sie nicht wollen, bin ich ratlos. Ich sage Ihnen das ganz offen, denn bis ich einen Beschluss bekomme, ist auch der Rest Ihrer aktiven Mitglieder tot, wenn das so weitergeht. Wir haben jetzt drei Todesopfer“, sagte Pirchmoser, „und ich will ehrlich zu Ihnen sein: Wir tappen völlig im Dunklen. Auch der kleinste Hinweis kann uns weiterhelfen. Gab es Veränderungen im privaten Umfeld, haben Sie irgendeine persönliche Veränderung bei einem der Opfer bemerkt? Diekleinste Unregelmäßigkeit kann von Bedeutung sein. Hatte vielleicht eines der Opfer Angst?“
    „Mir ist nichts aufgefallen“, sagte John Miller, „und ich hätte sicher jede Kleinigkeit sofort registriert. Bei meiner Erfahrung. Leider ist da gar nichts Auffälliges. Dabei würde ich Ihnen gern ein herzhaftes ,Dem Manne kann geholfen werden!‘ zurufen.“
    „Schiller, ,Die Räuber‘“, sagte Gans, „und ich kann mich nur anschließen: Mir ist nichts aufgefallen. Aber ich bin Schauspieler, nicht Kriminalist.“
    „Und Ihnen“, Pirchmoser schaute Mühsal an, „Ihnen ist auch nichts aufgefallen?“
    „Ich finde drei Tote auffällig genug, was sollte mir da noch mehr auffallen?“ Mühsal schüttelte den Kopf.
    „Hatte eines der Opfer einen Feind? Ist Ihnen da etwas bekannt?“ Pirchmoser kamen Zweifel, dass auch nur einer aus dieser Runde ihm einen brauchbaren Hinweis würde liefern können.
    „Die ganze Regiewelt ist unser Feind“, sagte Mühsal, und die beiden anderen stimmten ihm kopfnickend zu, „so gut wie jeder Regisseur war und ist unser Feind, und wir sind erbitterte Gegner fast jeden Regisseurs. Aber Mord?“
    „Wozu Mord“, sagte Gans, „die brauchten uns bloß nicht zu engagieren. Als Schauspieler bin ich damit nicht einfach tot, sondern mausetot.“
    „Ach“, auch Miller hatte anscheinend das Gefühl, noch etwas sagen zu müssen, „wie gerne würde ich Ihnen einen Namen liefern!“ Er richtete sich auf, straffte seine Gestalt und wies mit der linken Hand auf eine imaginäre Person: „Franz heißt die Kanaille!“
    Und Gans ergänzte wie immer: „Schiller, ,Die Räuber‘.“
    „Das ist alles sehr schön“, sagte Pirchmoser, „aber wirklich weiterhelfen können auch Sie mir scheinbar nicht.“
    „Nein“, sagte Mühsal, „Sünder und böse Geister scheuen das Licht der Welt.“ Bevor er weitersprechen konnte, fügte Gans hinzu: „Schiller, ,Kabale und Liebe‘.“
    Mühsal setzte fort: „Miller.“ Eine kleine Pause entstand, Pirchmoser sah fragend zu Miller: „Sie haben das gesagt?“
    Miller fuchtelte mit dem Zeigefinger in der Luft, was wohl ein Nein bedeutete: „Nein, der Miller im Schiller-Stück sagt das. Ironie des Schicksals, dass ich nie mit dieser Rolle betraut worden bin.“
    „Sie müssen entschuldigen“, sagte Pirchmoser, „meine Schulzeit ist schon länger vorbei, da hat man seinen Schiller nicht mehr so präsent wie Sie. Sie sind schließlich vom Fach.“
    Die drei nickten zufrieden. Sie waren vom Fach.
    „Ich sehe schon“, sagte Pirchmoser, „im Moment können Sie mir wirklich nicht weiterhelfen. Ich danke Ihnen für Ihr Kommen. Halten Sie bitte die Augen offen, und wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich bitte an.“ Er überreichte jedem der drei seine Visitenkarte.
    „Sind wir jetzt gefährdet oder nicht?“, fragte Mühsal.
    „Ich kann es weder bestätigen noch ausschließen“, sagte Pirchmoser. „Es sieht nach einer Serie aus, obwohl nicht alles zusammenpasst.“
    „Und was passt nicht zusammen?“, fragte Mühsal.
    „Sie werden verstehen, dass ich das aus ermittlungstechnischen Gründen nicht sagen kann. Aber was die Gefahr betrifft, kann ich mich nur wiederholen: Halten Sie die Augen offen. Wenn Ihnen etwas Ungewöhnliches in Ihrer Umgebung auffällt, rufen Sie mich sofort an. Man kann nie wissen.“
    „Das sind ja schöne Aussichten“, sagte Mühsal.
    „Ich habe keine Angst“, sagte Miller, „mich bringt niemand so leicht um. Ich habe eine Karate-Ausbildung.“
    „Das hast du mir bis heute verheimlicht“, sagte Mühsal.
    „Ich hatte mal eine Anfrage aus Hollywood“, sagte Miller ziemlich stolz, „irgendein Kung-Fu-Film. Da habe ich ein paar Karatestunden genommen.“
    „Darauf sollten Sie sich aber nicht verlassen“, sagte Pirchmoser. „Erstens nutzen ein paar Karatestunden nicht viel, und zweitens wissen wir nicht, wie der oder die Mörder vorgehen. Ihre Frau Hübner wurde vergiftet. Ich glaube nicht, dass ihr Karate gegen das Gift viel

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