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Der Glanz der Welt

Der Glanz der Welt

Titel: Der Glanz der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Amon
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Herzen“, witzelte ich.
    „Den braucht man in diesem Geschäft. Sonst verzweifelt man“, sagte Pirchmoser traurig.
    Inzwischen hatten auch Grapschmann und Fifi tief ineinander verschlungen das Giacomos verlassen.
    „Kein Wunder, dass die so dürr ist“, sagte der Baron, „wenn sie nie aufisst.“
    „Kann man von dir und deiner Alten nicht behaupten“, sagte Schnittling, und er sprach jetzt ganz normal, „ihr zwei esst immer auf.“
    „Es schlägt uns gut an“, sagte der Baron, „fürs Schlanksein habe ich die Mizzi, und für einen gemütlichen Dreier kommt die Sissi dazu.“
    „Und für einen gemütlichen Vierer deine Alte?“, fragte Schnittling.
    „Spinnst? Mit der allein ist es schon ungemütlich genug. Ich scher mich nicht um ihre Weiberrunden, und sie schert sich nicht um meine Weiberrunden. So ist es seit alters her Brauch in unseren Kreisen.“ Der Baron blickte sinnierend in die Luft.
    „Wir haben ein Problem. Dein Palermo-Kontakt hat was missverstanden. Der sollte den Bein auf Linie bringen.“
    „Bist deppert, hier kannst doch nicht von so was reden“, sagte der Baron.
    „Wo dann? Wir reden hier und jetzt. Ich wollte, dass der Bein zum Schweigen gebracht wird und keine Geldforderungen mehr stellt. Nicht, dass man ihn umbringt.“ Schnittling sah sich die ganze Zeit um, während er mit dem Baron flüsterte.
    „Die haben da so ihre Methoden. Das Knallkörper-Business ist kein Kindergarten. Das sind Experten aus Sizilien, die sich um den Bein gekümmert haben. Die gehen auf Nummer sicher, das wolltest du ja. Da hast du auch wissen müssen, was das im Extremfall heißt. Nur Tote sprechen kurze Sätze. Nur Leichen verlangen keine Honorare.“
    „Gelöhnt habe ich genug“, sagte Schnittling, „aber was soll das mit der Vorabinformation an die Presse? Spinnen die?“
    „Das ist üblich, wenn die das Gefühl haben, dass der Auftraggeber nicht spurt. Sie wollen dir damit sagen, dass du erstens pünktlich die Restrate zahlen sollst, und zweitens dir einen Hinweis geben, dass sie dich jederzeit auffliegen lassen können. Also nimm das bitte ernst.“ Der Baron wirkte besorgt.
    „Was für Leute hast du da organisiert?“, sagte Schnittling, und er wirkte ebenfalls sehr besorgt.
    „Was für Leute, was für Leute! Was glaubst du denn, welche Leute solche Dienstleistungen übernehmen? Aber mach dir keine Sorgen, wenn du pünktlich zahlst, geschieht nichts. Die wollen dir nur zeigen, dass du sie nicht so übers Ohr hauen kannst wie die Anleger bei deinen Schnittling-Land-,Air-und-so-Geschäften. Sieh es einfach als Warnung unter seriösen Partnern.“
    „Seriös?“, fragte Schnittling.
    „Seriös! So wie wir alle! Und mit dem Gewinn steigt halt auch das Risiko, das solltest gerade du wissen. Zur Notschieben wir alles dem Grapschmann in die Schuhe.“ Der Baron machte eine wegwerfende Handbewegung.
    „Oder dem Schmock!“, sagte Schnittling.
    „Den kannst vergessen, der muss schon das große Unschuldslamm bei der Werk-Bank mimen. Den kannst nicht noch in eine zweite Sache hineinjagen.“
    „Stimmt, habe ich nicht bedacht“, sagte Schnittling.
    „Lass dich von dem blöden Kommentar nicht irritieren. Irgendwann kommen wir dahinter, wer das ist. Dann genügt ein Anruf in Palermo für eine saubere Lösung. Das wird denen sogar eine Ehre sein, das machen sie gratis, das fällt unter Kundenpflege.“
    Der Baron lehnte sich ruhig zurück. Auch Schnittling schien nun beruhigt zu sein. Er wischte sich mit der Serviette den Schweiß von der Stirn.
    „Was die beiden wohl zu tuscheln haben?“, fragte Himmel. „Da drüben wäre ich jetzt gerne Mäuschen.“
    „Dio! Ich nicht habe Mäuse im Giacomos“, sagte Giuseppe, der unbemerkt zu unserem Tisch gekommen war.
    „Nein, keine Sorge“, sagte Pirchmoser, „wir würden nur gerne lauschen da drüben. Hast du keine Abhörmikrofone?“
    „No! No!“ Giuseppe hob abwehrend die Hände. „Bin ich Wirt, bin ich neutral, neutral wie Österreich. Solange hier nichts stehlen, jeder ist Gast gerne von mir!“
    „Ist schon gut, Giuseppe“, sagte Himmel, „wir werden hier keinen Krieg anfangen und uns alle ganz brav benehmen. Das Abhören bringt ohnedies nichts, weil es verboten ist. Und unser commissario bekommt niemals eine Erlaubnis …“
    „Leider“, seufzte Pirchmoser, und er seufzte sehr, sehr laut, „leider Gottes hast du recht. Die sitzen da drüben, verabreden sich vor aller Augen, und ich sitze hier, zum Greifennah, und kann denen nicht auf

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