Der Glanz der Welt
Ganztagslatte. Wie kannst du dich mit diesem Pöbel einlassen.“
„Heute hat auch der Pöbel Anspruch auf Geld“, sagte Schnittling.
„Redet ihr über mich?“, fragte Grapschmann.
„Nein, und wenn, dann nur Schlechtes“, sagte der Baron.
Schmock schüttelte Fifi die Hand, während Grapschmann noch immer deren linke Hinterbacke fest im Griff hatte: „Iss was!“, wiederholte er.
„Wenn du meinst“, sagte Fifi, „aber du weißt, i mag keine Polenta.“
„Ich empfehle dir eine Kalbsleber venezianisch mit weißem Zwiebel und Majoran auf Kartoffelmousseline.“
„Wenn du meinst, Klausi“, sagte Fifi.
„Venezianische Leber für die Frau mit der weißen Leber“, flüsterte der Baron Schnittling verächtlich zu. Der blickte gelangweilt ins Leere.
„Der kriegt die Hand auch nicht mehr von ihrem Arsch herunter“, sagte Himmel.
„Ja, wahrscheinlich hat sie einen Klebstoff auf der Hinterbacke, damit die Männer an ihr picken bleiben“, ergänzte Pirchmoser, „die hat a weiße Lewa.“
„Weiße Lewa?“, fragte Chiara.
„Wie soll ich sagen, weiße Leber, das bedeutet mannstoll“, versuchte Pirchmoser zu erklären, „das ist ein alter Volksaberglaube. Ich habe einmal in einem kleinen Dorf im Eisacktal ein altes Manderl kennengelernt, den haben sie ,Bauerndoktor‘ genannt. Der war fest davon überzeugt, dass bei Ehepaaren, bei denen der Mann eine weiße Leber hat, die Ehefrau sterben muss.“
„Und ist der Mann dann weibstoll, oder wie sagt man da?“, fragte Chiara.
„Nein, bei Männern hat das angeblich keine sexuelle Wirkung“, sagte Pirchmoser, „aber wenn ein Mann und eine Frau mit weißer Leber zusammenkommen, dann stirbt der Mann.“
„Dann werden wir den Grapschmann nicht mehr lange haben.“ Himmel wirkte fröhlich.
„Das ist ein Volksaberglaube“, sagte Pirchmoser, „ich habe noch von keinem Pathologen gehört, dass er beim Sezieren jemals auf eine weiße Leber gestoßen wäre.“
„Die Leber ist aber heute sehr hart“, sagte Fifi, „Klausi, tu was, die Leber ist hart.“
„Das Leben ist auch hart“, sagte der Baron.
„Das ess ich aber auch nicht, ich ess eine Kalbsleber, und die muss weich sein.“ Fifi stocherte in der Leber herum, verschob die angebratenen Zwiebelstücke und kostete vom Kartoffelmousseline.
„Stinknormales Erdäpfelpüree“, sagte sie.
„Mouffeline“, korrigierte Schnittling sie, „daf öft waf anderef. Mehr Butter und cremöger!“
„I mag auch keine Leber heute“, sagte Fifi, „ich geh wieder, hier will man mich nicht.“ Grapschmann zog seine Hand unter ihrer Arschbacke hervor: „Ich mag dich, das weißt doch eh, Fifi! Gib Schmatz auf Klausi.“
Der Baron verdrehte die Augen: „Neureich“, flüsterte er Schnittling zu, „kannst dem nicht statt seiner Alten eine Mätresse besorgen? Das hält ja kein anständiger Mensch mehr aus. Mit denen kannst dich nirgendwo blicken lassen. Und morgen sind wir alle in der Zeitung abgebildet, mittendrin der Klauhhsiiii, der seine Alte öffentlich vergewaltigt.“
„Oder fie öhn!“, sagte Schnittling, „daf kann man bei den zweien nöcht aufeinanderhalten.“
Schmock verabschiedete sich: „Tut mir leid, aber ich muss jetzt! Habe noch ein paar Dinge zu erledigen!“
„Computer im Winterhafen versenken?“, fragte der Baron.
„Scherzkipferl“, sagte Schmock, „dort ist doch noch immer jede Leiche angeschwemmt worden.“
„Hast wahr“, sagte Schmauch-Baller, „auf bald!“
„Auf bald!“ Schnittling winkte Schmock zu, Grapschmann und Fifi waren schwer ineinander vertieft und nahmen seinen Abgang nicht zur Kenntnis.
„Die brauchen gleich ein Leintuch statt des Tischtuchs“, sagte Himmel.
„Degoutant“, pflichtete Pirchmoser ihm bei, „die müssen wir getrennt unterbringen, wenn ich sie mal erwische.“
„Du erwischt sie nicht, und wenn, dann kommen die sicher zusammen in eine Einzelzelle“, sagte ich, „die Justiz muss schließlich sparen. Und die zwei merken es nicht einmal.“
„Ja“, sagte Himmel, „das gibt klasse Bilder aus der Haftanstalt: So lustig treiben es die Promis. Vögeln hinter Gittern. Das wird eine Schlagzeile, also commissario , schau, dass dudie beiden endlich erwischt und wenigstens für ein paar Tage einlochen kannst.“
„Wenn es nach mir ginge, hocken die lebenslang, aber in getrennten Zellen, gerade so, dass die Hormone sich riechen können“, sagte Pirchmoser.
„Ich erkenne einen kleinen, bösen und sadistischen Winkel in deinem
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