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Der Glanz des Mondes

Der Glanz des Mondes

Titel: Der Glanz des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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zur Spitze des Heerzugs, wo ich auf Makoto und Kahei traf.
    Makoto, der die Gegend besser kannte als jeder andere von uns, sagte mir, dass ganz in der Nähe auf der anderen Seite des Flusses eine kleine Stadt namens Kibi lag, wo wir übernachten konnten.
    »Wird sie verteidigt?«
    »Wenn überhaupt, dann nur von einer kleinen Garnison. Es gibt kein Schloss und die Stadt selbst ist so gut wie nicht befestigt.«
    »Wessen Land ist das?«
    »Arai hat dort einen seiner Statthalter eingesetzt«, sagte Kahei. »Der ehemalige Lord und seine Söhne kämpften in Kushimoto auf der Seite der Tohan. Sie sind dort alle umgekommen. Einige seiner Gefolgsleute liefen zu Arai über, die übrigen zogen sich in die Berge zurück und wurden zu Wegelagerern.«
    »Schick ein paar Männer vor, um anzukündigen, dass wir ein Nachtquartier benötigen. Sie sollen erklären, dass wir keinen Kampf anstreben, sondern nur auf der Durchreise sind. Wir werden sehen, wie die Antwort lautet.«
    Kahei nickte, rief drei seiner Männer zu sich und sandte sie im Galopp voraus, während wir das Tempo drosselten und weiterzogen. Nach nur knapp einer Stunde kamen sie zurück. Die Flanken ihrer Pferde bebten, die Tiere erstickten fast unter einer Kruste aus Schlamm, ihre Nüstern waren rot und gebläht.
    »Der Fluss führt Hochwasser und die Brücke ist eingestürzt«, berichtete der Anführer. »Wir versuchten hinüberzuschwimmen, aber die Strömung war zu stark. Selbst wenn wir es geschafft hätten, für das Fußvolk und die Packpferde ist es unmöglich!«
    »Führt keine Straße am Ufer entlang? Wo ist die nächste Brücke?«
    »Die Straße in östlicher Richtung führt durchs Tal zurück nach Yamagata, direkt den Otori in die Arme«, sagte Makoto. »Die südliche führt fort vom Fluss und über die Bergkette Richtung Inuyama, aber der Pass wird um diese Jahreszeit nicht begehbar sein.«
    Wenn wir es nicht schafften den Fluss zu überqueren, saßen wir in der Falle.
    »Reiten wir voraus«, sagte ich zu Makoto. »Am besten, wir machen uns selbst ein Bild.«
    Ich wies Kahei an, den Rest des Heeres langsam weiterziehen zu lassen, außer der Nachhut von hundert Mann, die gen Osten ausschwärmen sollten, für den Fall, dass wir auf dieser Route bereits verfolgt wurden.
    Makoto und ich hatten kaum eine halbe Meile zurückgelegt, als ich es hörte: das monotone trotzige Tosen eines reißenden Stroms. Angeschwollen durch das Wasser der Schneeschmelze und ebenso unaufhaltsam wie der Frühling ergoss der Fluss sein gelbgrünes Wasser über das Land. Als wir aus dem Wald und durch die Bambushaine ins Schilf hineinritten, war mir, als wären wir am Meer. Vor uns erstreckte sich Wasser, so weit das Auge reichte, besprenkelt von Regen, ebenso grau wie der Himmel. Anscheinend hatte die Überraschung mir hörbar den Atem verschlagen, denn Makoto sagte: »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Ein großer Teil davon sind bewässerte Reisfelder.«
    Ich erkannte das Muster aus Gräben und schmalen Wegen. Die Reisfelder würden schlammig, das Wasser dort aber flach sein. Allerdings strömte der Fluss mitten durch sie hindurch. Er war an die dreißig Meter breit und über die Schutzdämme getreten, wodurch die Wassertiefe nun mindestens vier Meter betrug. Ich konnte die Reste der Holzbrücke erkennen: zwei Pfeiler, deren dunkle Spitzen sich gegen das wirbelnde Wasser abhoben. Im strömenden Regen wirkten sie unsäglich verlassen, wie die Verwüstung sämtlicher Träume und Ziele der Menschheit durch den Lauf der Zeit und die Natur.
    Ich starrte auf den Fluss und fragte mich, ob wir hinüberschwimmen, die Brücke reparieren oder was wir um Himmels willen sonst tun konnten, als ich über dem unablässigen Tosen des Wassers plötzlich Geräusche von Menschen vernahm. Ich horchte genauer hin und meinte Stimmen zu erkennen, das metallische Klirren einer Axt, dann unverkennbar das plötzliche Krachen von fallendem Holz.
    Zu meiner Rechten, stromaufwärts, verschwand der Fluss hinter einer Biegung und der Wald reichte dichter an das Ufer heran. Ich sah die Überreste eines Landungsstegs oder vielleicht einer Verladestelle, wahrscheinlich zum Abtransport von Nutzholz aus den Wäldern Richtung Stadt. Augenblicklich wendete ich mein Pferd und nahm den Weg über die Felder zur Flussbiegung.
    »Was ist denn?«, rief Makoto und folgte mir.
    »Dort drüben ist jemand.« Ich griff in Aois Mähne, als er strauchelte und um ein Haar ausgeglitten wäre.
    »Komm zurück!«, rief Makoto. »Es

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