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Der Glanz des Mondes

Der Glanz des Mondes

Titel: Der Glanz des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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ursprünglich die eines Pagen. Ich hatte ihr auch ein Schwert schmieden lassen, das nun in ihrem Gürtel steckte, zusammen mit einem Messer. Eilig nahmen wir eine kleine kalte Mahlzeit ein und gingen dann zu Amano zurück, der schon mit den Pferden wartete.
    Der Abt war bei ihm, mit Helm und Brustharnisch, das Schwert im Gürtel. Ich kniete vor ihm nieder, um ihm für alles zu danken, was er für mich getan hatte. Er umarmte mich väterlich.
    »Sendet Boten von Maruyama«, sagte er gut gelaunt. »Ihr werdet vor Neumond dort sein.«
    Sein Vertrauen in mich verlieh mir Mut und Kraft.
    Kaede ritt Raku, das graue Pferd mit schwarzer Mähne und schwarzem Schweif, das ich ihr geschenkt hatte, und ich den schwarzen Hengst, den wir den Otorikriegern abgenommen hatten. Amano hatte ihn Aoi getauft. Manami und einige der anderen Frauen, die das Heer begleiteten, wurden auf Packpferde gehoben; Manami versicherte sich, dass die Kiste mit den Aufzeichnungen hinter ihr festgezurrt war. Wir schlossen uns den Scharen an, die sich ihren Weg durch den Wald und den steilen Bergpfad hinaufbahnten, den Makoto und ich im Jahr zuvor beim ersten Schnee heruntergekommen waren. Der Himmel stand in Flammen, die Sonne tastete sich gerade an die verschneiten Bergkuppen heran, tauchte sie in Rosa und Gold. Die Luft war kalt genug, um Wangen und Finger erstarren zu lassen.
    Ein einziges Mal blickte ich zurück zum Tempel, auf seine breiten schrägen Dächer, die aus dem Meer frischen Blattwerks auftauchten wie stolze Schiffe. Unendlich friedlich wirkte er mit den weißen Tauben, die in der Morgensonne das Dachgesims umflatterten. Ich betete, dass er in dem Zustand dieses Augenblicks erhalten bliebe, dass er im bevorstehenden Kampf nicht niedergebrannt oder zerstört werden würde.
    Der rote Morgenhimmel löste seine Drohung ein. Es dauerte nicht lange und von Westen zogen schwere graue Wolken heran, die erste Schauer, dann Dauerregen brachten. Er ging in Schneeregen über, während wir den Pass erklommen. Die berittenen Männer kamen besser damit zurecht als die Träger, die große Körbe auf dem Rücken schleppten. Doch als der Schnee tiefer wurde, hatten auch die Pferde hart zu kämpfen. Ich hatte es mir viel heldenhafter vorgestellt, in eine Schlacht zu ziehen, mit weithin schallenden Muschelhörnern und wehenden Bannern. Ein derart verbissener Kampf, nicht gegen einen menschlichen Feind, sondern nur gegen das Wetter und den Berg, und die qualvolle, endlose Kletterei am Hang waren mir nicht in den Sinn gekommen.
    Schließlich scheuten die Pferde, und Amano und ich stiegen ab, um sie zu führen. Als wir den Pass überquerten, waren wir nass bis auf die Haut. Auf dem schmalen Pfad war nicht genügend Platz, um zurück- oder vorauszureiten und meine Armee zu kontrollieren. Während wir uns den Berg hinabwälzten, sah ich ihre schlangengleichen Umrisse, die sich dunkel gegen die letzten Schneereste abhoben, ein Riesenungetüm mit unzähligen Beinen. Jenseits von Felsen und Geröll, die nun, da der Regen den Schnee schmelzen ließ, zum Vorschein kamen, erstreckten sich tiefe Wälder. Jedem, der uns dort auflauern sollte, wären wir völlig ausgeliefert.
    Doch in den Wäldern war niemand. Die Otori erwarteten uns auf der anderen Seite des Berges. Im Schutz der Bäume holten wir rasch auf und stießen auf Kahei, der mit der Vorhut dort eine Rast eingelegt hatte. Wir taten dasselbe und erlaubten den Männern, sich in kleinen Gruppen zu erleichtern und dann etwas zu essen. Die feuchte Luft war erfüllt vom beißenden Geruch ihres Urins. Wir waren an die fünf oder sechs Stunden durchmarschiert, doch zu meiner Freude hatten Krieger und Bauern gleich gut durchgehalten.
    Während unserer Rast wurde der Regen heftiger. Ich sorgte mich um Kaede, die während der letzten Monate kränklich gewesen war, aber obwohl sie sehr zu frieren schien, beschwerte sie sich nicht. Sie aß ein wenig, doch es gab nichts Warmes und zum Feuermachen blieb uns nicht die Zeit. Manami war für ihre Verhältnisse ungewöhnlich still, beobachtete Kaede mit scharfem Blick und zuckte bei dem kleinsten Geräusch zusammen. Wir drängten so bald wie möglich wieder zum Aufbruch. Meinem Gefühl nach war es Nachmittag, irgendwann zwischen der Stunde der Ziege und der des Affen. Der Hang war nicht mehr so steil und nach einiger Zeit wurde der Pfad etwas breiter und bot mir genügend Platz, um hin und her zu reiten. Ich ließ Kaede bei Amano, trieb mein Pferd an und galoppierte den Hang hinab

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