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Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame

Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame

Titel: Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo , Pößneck GGP Media GmbH
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erwidern: Gott ist unsere Hoffnung.“
    „Wie kann man sie retten?“ fragte Claude nachsinnend. – „Hört, Meister, meine Einbildungskraft ist lebhaft. Ich will Mittel ausfindig machen. Soll man den König um ihre Begnadigung bitten?“ – „Ludwig XI.? Entreiße dem Tiger seinen Raub!“
    Gringoire suchte eine Lösung des Knotens. „Wollt Ihr, daß ich eine Erklärung an die Hebammen richte mit der Behauptung, das Mädchen sei schwanger?“
    Das hohle Auge des Priesters blitzte. – „Schelm! Weißt du das vielleicht?“
    Gringoire erschrak über des Priesters Ausdruck und sagte schnell: „Ich gewiß nicht. Unsere Ehe war ein wahres Foris maritagium.* Ich blieb immer vor der Tür stehen. Man erhält aber so einen Aufschub.“ – „Torheit! Schande! Schweig!“ – „Ihr habt unrecht, so zornig zu werden. Man erhielte einen Aufschub.“

    * Lateinisch: Ehe außerhalb des Hauses.
    Der Priester hörte ihn nicht mehr. – „Dort muß sie aber fort“, murmelte er. „Der Parlamentsbeschluß ist binnen drei Tagen auszuführen. Und dann Quasimodo! Die Weiber haben doch sonderbar schlechte Neigungen. – Meister Peter“, sprach er lauter, „ich habe die Sache überlegt; es gibt nur ein Mittel.“ – „Welches? Ich sehe keins.“ – „Hört, Meister, vergeßt nicht, daß sie Euch das Leben rettete. Ich will Euch offen meine Gedanken sagen. Die Kirche wird Tag und Nacht bewacht. Man läßt nur die hinausgehen, die man hineintreten sah. Ihr könnt hineingehen. Ihr mögt kommen, und ich will Euch zu ihr führen. Dann könnt Ihr die Kleider wechseln, sie legt Euer Wams, Ihr legt ihren Weiberrock an.“
    „Nun, bis dahin ginge alles gut“, meinte der Philosoph. „Aber weiter!“ – „Nun, sie geht in Eurer Kleidung aus der Kirche, und Ihr bleibt dort mit der ihrigen. Vielleicht wird man Euch henken, aber sie wird gerettet.“
    Gringoire kratzte sich bedächtig hinter den Ohren. – „So, so! Der Gedanke wäre mir niemals eingefallen.“
    Bei dem unerwarteten Vorschlag Dom Claudes verfinsterte sich plötzlich das gutmütige und offene Antlitz des Dichters, wie eine heitere italienische Gegend, wenn ein Windstoß eine Gewitterwolke herbeitreibt.
    „Nun, Gringoire, was haltet Ihr von dem Mittel?“ – „Ich meine, Meister, man wird mich nicht vielleicht, sondern ganz gewiß henken.“ – „Das kümmert uns nicht.“ – „Pest!“ – „Sie rettete Euch das Leben. Ihr bezahlt eine Schuld.“ – „Ich bezahle andere Schulden bisweilen auch nicht.“ – „Meister Peter, Ihr müßt!“ – Der Archidiakonus sprach mit gebieterischer Stimme.
    „Hört, Dom Claude!“ erwiderte niedergeschlagen der Dichter; „Ihr habt unrecht, bei dem Gedanken hartnäckig zu verharren. Ich sehe nicht ein, weshalb ich mich anstatt eines andern sollte henken lassen.“ –„Was fesselt Euch denn so sehr ans Leben?“ – „Tausend Gründe.“ – „Welche? Wenn’s beliebt.“ – „Luft, Sonnenschein, Morgen, Abend, Mondschein, meine Freunde, die Landstreicher, Mädchen, die schönen Gebäude, die ich studiere, drei Bücher, die ich schreiben will, worunter eins gegen den Bischof und seine Mühlen. Was weiß ich? Anaxagoras sprach, er sei auf der Welt, die Sonne zu bewundern. Und endlich habe ich das Glück, täglich in Gesellschaft eines Mannes von Geist zu leben. Der bin ich nämlich selbst; und das ist sehr angenehm.“
    „Strohkopf“, murmelte der Archidiakonus. „Nun sprich, wer erhielt dir dies so angenehme Leben? Wem verdankst du Luft, Sonnenschein und dein Vergnügen an Possen und Torheiten? Wo wärst du, ohne sie? Du willst, sie soll sterben, und verdankst ihr das Leben? Dies göttliche, schöne, anbetungswürdige Geschöpf, notwendig dem Licht der Welt und göttlicher als Gott, soll sterben, während du, zur Hälfte weise und zur Hälfte ein Tor, du Auswurf von Etwas, du Pflanze, die du wandeln und zu denken wähnt, dein ihr gestohlenes Leben führst, und du bist doch so nutzlos wie eine Kerze am hellen Mittag! Gringoire, habe Mitleid! Sei auch einmal edelmütig! Sie war es zuerst.“
    Der Priester wurde heftig. Gringoire hörte ihm anfangs mit dem Ausdruck der Unentschlossenheit zu und schnitt endlich eine tragische Fratze, die seinem bleichen Antlitz Ähnlichkeit mit einem neugeborenen Kinde verlieh, das an der Kolik leidet.
    Er trocknete eine Träne und sprach: „Ihr seid pathetisch. Nun, ich will’s überlegen. Ihr habt da einen drolligen Einfall!“ – Nach einer Pause fuhr er fort: „Nun,

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