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Der Glucksbringer

Der Glucksbringer

Titel: Der Glucksbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilding Lynne
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dabei.«
    Zehn Minuten später – sie faltete erneut Pullover, nachdem zwei ältere Damen die Regale durchwühlt und ein mittleres Chaos zurückgelassen hatten – sagte jemand hinter ihr: »Miss, ich suche eine Strickjacke mit Taschen, in Marineblau oder Anthrazit. Haben Sie so etwas da in meiner Größe?«
    »Mike!« Sie erkannte ihn spontan an der Stimme und wirbelte herum. »Was machst du denn hier?«
    Er grinste entwaffnend, während er ihr gefälliges Äußeres registrierte: ihr schwarzes Kleid mit dem adretten weißen Kragen und ebensolchen Manschetten; die bequemen
schwarzen Schuhe mit den flachen Absätzen. »Einkaufen, natürlich. Aus welchem anderen Grund sollte ich sonst an einem so traumhaft schönen Herbsttag bei David Jones vorbeischauen?«
    Ihr war klar, dass er sie aufzog und nur ihretwegen vorbeischaute. Für den Fall, dass Mr. Cotter sich irgendwo in der Nähe herumtrieb und das Personal bespitzelte, erwiderte sie höflich: »Wenn Sie mir bitte folgen möchten, Sir. Ich zeige Ihnen gern, was wir auf Lager haben. Durch den Krieg ist das leider nicht viel.«
    »Aaah ja, der Krieg.«
    Sie bemühte sich, nicht pausenlos auf seine Fliegeruniform zu starren, zumal er darin umwerfend aussah. Eine gute halbe Stunde probierte er Jacken in sämtlichen Farben und Größen an, währenddessen plauderten sie über alles Mögliche.
    »Wann hast du Mittagspause? Können wir uns dann treffen?«, drängte er. »Bitte.«
    Jenny dachte an Peggy: Sie wäre zwar enttäuscht, hätte aber sicher Verständnis. Außerdem hätte ihre Freundin absolut kein Problem damit, ihr einen Korb zu geben, wenn Bruce mit einer spontanen Einladung zum Lunch hereinschneien würde. »Um halb eins. Für eine Dreiviertelstunde«, raunte sie ihm zu.
    »Super.« Seine blauen Augen strahlten. »Wir treffen uns im Cahill’s an der George Street, abgemacht?« Bevor er das Geschäft verließ, kaufte er noch eine von den Strickjacken.
    Am Nachmittag, als Jenny in der Herrenbekleidung und nachher noch in der Schuhabteilung bediente, ging ihr Mike nicht aus dem Kopf. Gleich beim Tanzen hatte es zwischen ihnen gefunkt. Sie hatte sich bis über beide Ohren in ihn verknallt und dachte mit Schrecken
daran, dass er in knapp einer Woche wieder nach England fliegen würde. Womöglich würde sie ihn dann eine ganze Weile nicht wiedersehen. Wie sollte sie die schmerzliche Trennung von ihm aushalten? Mit Sockenstricken und Bandagenrollen für das Rote Kreuz? Das mochte zwar sinnvoll und nützlich sein, eine interessante Ablenkung war es jedoch nicht.
    An diesem Abend lud Mike sie ins Dove’s Restaurant ein, das eigentlich mehr ein Café war. Im Tausch für seine Lebensmittelkarten bestellte er ein Zweigängemenü, das aus Steak und Nierenpastete mit Gemüse bestand, zum Dessert gab es Weinschaumcreme. Nachher führte er sie zum Tanzen aus in einen glamourösen, teuren Privatclub am Kings Cross, wo sie auf Mikes Kriegskameraden Rex Allsop mit seiner Freundin trafen. Sie gesellten sich zu den beiden, Jenny gewann jedoch zunehmend den Eindruck, dass Mike Rex und Alice am liebsten auf einen anderen Stern gewünscht hätte, weil er den Abend mit ihr allein verbringen wollte.
    Aus reiner Höflichkeit tanzte Mike mit Alice, während Rex und Jenny plaudernd am Tisch zurückblieben. »Kennen Sie und Mike sich eigentlich schon lange, Rex?«, fragte Jenny.
    »O ja. Wir waren schon in der Schule zusammen, wir haben etwa um dieselbe Zeit unseren Militärdienst absolviert, und wir sind in derselben Staffel, allerdings fliegen wir nicht immer in derselben Maschine.« Er nickte bekräftigend.
    »Schätze, Sie haben eine Menge zusammen erlebt, mmh?«
    Er schmunzelte. »Da liegen Sie goldrichtig, das haben wir. Da könnte ich Ihnen Geschichten erzählen!« Er neigte sich zu ihr und senkte die Stimme. »Mike war
schon immer ein heiß umschwärmter Frauentyp, und als wir auf Malta waren, hatte eine Lady einen ganz besonderen Narren an ihm gefressen. Sie hätte es fast geschafft, ihn vor den Traualtar zu schleifen. Nachdem ihr Vater ihm die Knarre zwischen die Schulterblätter geklemmt hatte, hatte er verdammt schlechte Karten. Er kann von Glück sagen, dass ich zufällig mit ein paar Jungs vorbeikam. Wir erklärten dem vermeintlichen Brautvater, dass Mike verheiratet wäre und zwei Kinder zu Hause sitzen hätte. Damit konnten wir ihn rausboxen. Sie können sich bestimmt vorstellen, dass wir mit unseren Bombern ruck, zuck wieder abgedüst sind.«
    Jenny musste lachen. Rex hatte

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