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Der Glucksbringer

Der Glucksbringer

Titel: Der Glucksbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilding Lynne
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etwas Draufgängerisches an sich. Aber Mike vermutlich auch, oder? »Hoffentlich stimmt das nicht«, murmelte sie. »Ich meine das mit der Ehefrau und den Kindern.«
    »Ach was, nöö.’tschuldigung, das war nur ein Vorwand! Mike war ungelogen geknickt wie eine Primel, als seine Verlobte ihn damals in die Wüste geschickt hatte.« Er fixierte sie für eine lange Weile. »Wissen Sie, Sie sind seit Langem die erste Frau, an der er was findet. Ähm... schätze, er mag Sie wirklich.«
    »Das trifft sich gut, ich mag ihn nämlich auch«, versetzte sie entwaffnend ehrlich.
    »So was Ähnliches hab ich mir schon gedacht. Glauben Sie mir, wenn wir nach England zurückmüssen, dann können Sie sicher sein, dass ich ein Auge auf ihn habe. Ich könnte Sie informieren, wenn... ich meine... falls er in irgendwelche Schwierigkeiten gerät.«
    Im Klartext: Falls ihm irgendetwas zustoßen sollte! Rex sagte es nicht direkt, aber sie kapierte es auch so. »Das ist nett von Ihnen, aber ich habe so ein Gefühl, dass schon nichts schiefgehen wird.«

    Mike und Alice kehrten an den Tisch zurück, fielen mit einem erschöpften »Uff!« auf ihre Stühle und schnappten sich ihre Drinks.
    Alles in allem war es ein netter geselliger Abend, aber richtig glücklich waren sie erst, als sie händchenhaltend in der Straßenbahn saßen und ihre Zweisamkeit genießen konnten.
    »Inzwischen hab ich dir alles über mich und meine Familie erzählt, aber von dir weiß ich so gut wie gar nichts, Mike«, sagte Jenny.
    »Ich bin ein offenes Buch und hab keine Geheimnisse vor dir. Ich wohne mit meinen Eltern am Centennial Park, habe zwei ältere Schwestern, und die Älteste, Claire, bekommt in Kürze ein Baby. Ich wollte Architektur studieren, aber dann kam der Krieg dazwischen, und ich ließ mich direkt anwerben, sehr zu Dads Leidwesen. Er diente im Ersten Weltkrieg und versuchte mir beizubiegen, dass es kein Zuckerschlecken werden würde.« Er wurde ernst. »Mittlerweile stimme ich ihm da zu.«
    »Wieso bist du ausgerechnet zur Air Force gegangen?«
    Er dachte scharf nach. »Ich hasse Marschieren, folglich schied die Armee für mich aus. Und ich werde seekrank, also nix mit Marine. Dafür liebe ich das Fliegen. Und in naher Zukunft werden immer mehr Menschen fliegen, glaub mir, damit entwickeln sich zivile Flugzeuge zu einem nicht unbedeutenden Transportmittel.«
    Die Ernsthaftigkeit, mit der er das beteuerte, brachte Jenny zum Lachen. »Das hast du aus deiner Kristallkugel gelesen, was?«
    Er drückte zärtlich ihre Hand und wandte sich ihr
im Halbprofil zu. »Wart’s nur ab, Miss Naseweis. Nach dem Krieg, wenn sich die Lebensumstände wieder normalisieren...«
    »Ts, ts, nach dem Krieg«, seufzte sie und wackelte mit den Augenbrauen. »Ich wünschte, ich bekäme jedes Mal einen Shilling, wenn der Ausspruch fällt. Dann wäre ich nämlich steinreich. Die Alliierten mögen zwar in Frankreich landen und Hitlers Armee zur Kapitulation zwingen, aber was ist mit den Japanern, die uns im Nacken sitzen? Sie besetzen eine Pazifikinsel nach der anderen. Überleg mal, was sie vor ein paar Jahren mit Darwin gemacht haben.« Sie schüttelte den Kopf. »Hunderte von Menschen wurden getötet, zig Bomben abgeworfen, Schiffe im Hafen versenkt, Flugzeuge zerstört. Und ihre Mini-U-Boote nehmen Kurs auf den Hafen von Sydney! Die Japaner sind für Australien eine größere Bedrohung als Hitler.«
    Er nickte. »Stimmt, und sie würden es als einen militärischen Supercoup werten, wenn sie Australien einnehmen könnten.« Er gewahrte das panische Aufflackern in ihrem Blick. »Aber keine Bange, das wird nicht passieren. Sobald die Alliierten Hitler in die Knie gezwungen haben, ziehen wir unsere Armee ab, um den Pazifik zurückzuerobern.«
    »Hoffentlich.«
    »Komm, lass uns über angenehmere Dinge sprechen. Über uns zum Beispiel. Ich hab nur noch fünf Tage Heimaturlaub.«
    Als sie von der Haltestelle zu ihrer Wohnung schlenderten, war es fast elf. Sie standen am Tor, schauten sich unschlüssig an. Wer würde den Anfang machen und dem anderen eine gute Nacht wünschen?, seufzte Jenny insgeheim. Sie mochte sich nicht von ihm trennen. Am
liebsten hätte sie die ganze Nacht so dagestanden. Mit einer Hand fuhr Mike abwesend über den Gartenzaun, die andere lag locker um ihre Taille. Schließlich neigte er sich vor und hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen.
    »Meine süße Jenny. Ich wünschte...« Seiner Kehle entfuhr ein gedämpftes Stöhnen. »Autsch!« Ein

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