Der glueckliche Manager
nicht ändern wird. Sie gehen davon aus, dass sie ein permanenter Unglücksrabe sind. Allen Menschen geschehen Missgeschicke. Optimisten gehen jedoch davon aus, dass dies ein einmaliges, zufälliges Ereignis war. Mit diesem Denken kann man Schwierigkeiten leichter bewältigen.
Wie kann man aber Abhilfe schaffen, wenn man sich als Unglücksrabe fühlt? Eine Möglichkeit ist, die jeweilige Situation zu disputieren. (Das schlägt jedenfalls Seligman vor.) Ich halte das für einen sehr interessanten Vorschlag. Die Disputation ist ein wissenschaftliches Streitgespräch. In unserem Fall führt man diese Disputation mit sich selbst. Natürlich kann man auch eine Vertrauensperson mit einbeziehen.
Zu Luthers Zeiten, als die Theologie noch die bestimmende Disziplin an den Universitäten war, verteidigte man seine Doktorthesen mit einer Disputation. Die Thesen hängte man in den »benachbarten« Universitätsstädten öffentlich aus, wie etwa an der Wittenberger Schlosskirchentür. Dieser Aushang am »Schwarzen Brett« war die Einladung zu den Disputationen. Wer kommen wollte, kam hinzu, wobei immer auch ein Gelehrter geladen war, um mit dem Kandidaten zu disputieren.
So viel Öffentlichkeit benötigen wir bei der Bewältigung unserer Probleme natürlich nicht. Aber die Vorgehensweise ist auch in unserem Fall von Interesse: Wir gehen von einem Sachverhalt oder von einer These aus. An dieser These zweifeln wir zunächst ausführlich. Der Zweifel führt uns zu einer Untersuchung des Tatbestands und unweigerlich zu einer gewissen Erkenntnis. Nun bedarf es noch einmal des gezielten Einwands, worauf wir unverzüglich zu einer Lösung kommen sollten.
Wer es einfacher haben möchte, nimmt sich ein Blatt Papier, schreibt den Tatbestand darauf und unter den Rubriken »Ja« und »Nein«, was ihm dazu einfällt. Was bedeutet das? Sich seinen (negativen) Gefühlen nicht hinzugeben, sondern das Gefühl zu hinterfragen, die Ratio zu nutzen und sich um die positiven Aussagen zu kümmern. Ich möchte das »positive Einflüsterungen« nennen. Man könnte das Gesagte auch unter einer ganz anderen Überschrift zusammenfassen: Wir müssen lernen, mit uns selbst zu diskutieren.
Es gibt amerikanische Studien, die die Wirkung von Selbstgesprächen untersucht haben. Das Ergebnis: Menschen, die Selbstgespräche führen (die disputieren) treffen häufiger richtige Entscheidungen. Eigenlob und Eigentadel, Repetition und Reflexion sind Instrumente des klaren Geistes. Stellen Sie sich die folgenden Fragen, und antworten Sie darauf: Welche Entscheidung soll ich treffen? Welche Vorteile und welche Nachteile sehe ich? Wenn ich so entscheide, wie soll ich dann die Umsetzung machen? Die Psychologen behaupten allerdings auch, dass das Ich, wenn man es ernsthaft einbezieht, ziemlich nerven kann. Manchmal lässt es sich anscheinend gar nicht beruhigen. Laut Plato ist das Denken nichts anderes als ein Selbstgespräch der Seele. Ich mag den Begriff Selbstgespräch nicht. Ich nenne diesen Zustand eine »Ego-Diskussion«. Wenn man sich über seine Gefühle, Gedanken und Meinungen klar wird, kann man die Welt zuversichtlicher betrachten.
Die Geschichte vom Bauern, vom Pferd und von der Wahrnehmung
In einem kleinen chinesischen Dorf lebte einst ein Bauer mit seiner Familie. Er besaß nur ein kleines Stück Land, das er zusammen mit seinem Sohn bestellte. Der Bauer war schon alt und seine Kräfte ließen langsam nach, und so war er froh, dass ihn sein Sohn unterstützte. Die ganze Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen, aber sie waren rechtschaffene Leute.
An einem schönen Sommertag gingen sie einmal gemeinsam in den Wald. Die Beeren waren reif und sie wollten sie sammeln. Doch der Tag stellte sich als Glückstag heraus: Neben der Beerenernte gelang es dem Sohn, ein Wildpferd zu fangen, das sich in einem Dornengestrüpp verfangen hatte.
Als die Familie mit dem Pferd wieder zu ihrem Hof zurückkam, waren die Nachbarn des Bauern ein bisschen neidisch. Sie tuschelten: »Oh, welch ein Glück! Nun kann er das Pferd zähmen und vor den Pflug spannen, mit seiner Hilfe Getreide anbauen und er wird Brot in Hülle und Fülle haben.« Den Bauern aber verärgerten diese Reden. Er war vorsichtiger: »Ob das ein Glück ist, weiß ich nicht. Die Zeit wird es zeigen.«
Am nächsten Tag sprach der Sohn: »Ich bin stark und im Vollbesitz meiner jugendlichen Kräfte, Vater, lass mich das Pferd zureiten, damit wir es zur Arbeit einspannen können.« Der Vater war
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